• 25.05.2008 19:47

  • von Nimmervoll/Rencken/Stracke

Vettel: "Das Auto hat gehalten"

Mit einer besonnenen Fahrt sicherte sich Sebastian Vettel im Regen von Monaco die ersten Punkte - Wende mit dem neuen STR3?

(Motorsport-Total.com) - Nach fünf Nullnummern hintereinander sicherte sich Sebastian Vettel heute im Chaosrennen von Monaco seine ersten WM-Punkte in der laufenden Saison - und zwar gleich vier auf einen Schlag! Der Deutsche fuhr aus der letzten Startreihe ein sehr geduldiges Rennen, machte keine großen Fehler und wurde dafür belohnt.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sprung ins kühle Nass: Sebastian Vettel feierte mit Wasser statt Schampus

Die Bedingungen seien "extrem schwierig" gewesen, berichtete Vettel nach 76 Runden im Leitplankendschungel, "gerade am Anfang, als es noch nass war. Man musste extrem geduldig sein. Unser Auto war zu 100 Prozent auf trockenes Wetter abgestimmt, dadurch hatten wir sehr viel Aquaplaning. Das Wichtigste war, auf der Strecke zu bleiben." Seinen beiden Red-Bull-Kollegen David Coulthard und Sébastien Bourdais gelang dies bekanntlich nicht.#w1#

Heißes Duell mit Piquet Jr.

"Ich wollte zweimal an ihm vorbei, aber es wäre unfair gewesen, wenn ich da vor ihm geblieben wäre." Sebastian Vettel

Eines der Probleme: "Die weißen Linien waren extrem rutschig, die musste man immer umfahren", berichtete Vettel. Ein weiteres Problem war die rollende Schikane Nelson Piquet Jr., der andere Reifen drauf hatte: "Er hatte aus den Kurven raus durch die Full-Wets etwas bessere Traktion, weil die auch weicher sind. Daher war es natürlich schwierig, ihn zu überholen. Ich wollte zweimal an ihm vorbei, aber es wäre unfair gewesen, wenn ich da vor ihm geblieben wäre."

"Ich ging zum Teil hinter Autos fest, obwohl ich deutlich schneller war, aber hier ist halt kein Platz für Harakiri. Als ich freie Fahrt hatte, war ich bei Mischbedingungen sehr schnell. Beim Boxenstopp haben wir auch noch zwei Leute überholt. Das war sehr wichtig", freute sich der Toro-Rosso-Pilot über seinen reibungslosen Nachmittag. Zwar war er in der Hafenschikane zwei-, dreimal neben der Strecke, "aber einmal davon musste ich einer Kollision ausweichen".

Ansonsten musste Vettel im Grunde genommen nur durchfahren, ohne sich in irgendwelche Gerangel verwickeln zu lassen: "Klar habe ich von Zwischenfällen auch profitiert, aber heil durchzukommen, das war das Hauptthema", freute er sich - und er verlieh seiner Freude später auch Ausdruck: Bei der Feier in der Energy-Station von Red Bull legte der Youngster sein Shirt ab und sprang in den Swimmingpool!

Nichts zu trinken

"Ich habe mir zwischendurch Regen gewünscht, damit ich den Helm aufmachen und ein bisschen Regen trinken kann!" Sebastian Vettel

Ohne viel dafür tun zu müssen, wurde Vettel immer weiter nach vorne gespült: "Ich habe die Boxentafel jede Runde gesehen, denn hier kann es sein, dass durch die Häuserschluchten der Funk mal abreißt. Aber da habe ich gesehen, dass es immer weiter nach vorne geht." Eine einfache Sache war sein Rennen trotzdem nicht: "Ich hatte nichts zu trinken. Ich habe mir zwischendurch Regen gewünscht, damit ich den Helm aufmachen und ein bisschen Regen trinken kann!"

Richtig genießen konnte er dann die Schlussphase nach dem Restart, denn da war aus seiner Sicht im Prinzip alles klar: "Zum Schluss konnte ich das ganze locker kontrollieren und ein bisschen Pace rausnehmen", so Vettel, der natürlich von der Kollision zwischen Adrian Sutil und Kimi Räikkönen profitierte. Und dann Gänsehaut, als die ganzen Boote Geleit hupten: "Nach dem Ziel war die Stimmung schon hervorragend!"

Für den neuen STR3 war Monaco natürlich ein Einstand nach Maß, obwohl es nach den Trainings noch nicht allzu gut ausgesehen hatte. Daher weigerte sich Vettel auch dagegen, dem heutigen Resultat allzu viel Bedeutung beizumessen: "Das Auto hat gehalten, das war heute am wichtigsten. Ansonsten kann man nach so einem chaotischen Rennen nicht viel sagen", relativierte er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Ohne Traktionskontrolle fehlerfrei

"Die Traktionskontrolle ist jetzt im rechten Fuß." Sebastian Vettel

Interessant: Obwohl er mit seinen 20 Jahren der Jüngste im Feld ist und damit zur oftmals abschätzig beurteilen Generation der Computer-Kids gehört, war Vettel einer der wenigen, die kühlen Kopf bewahrten - man denke an die Fehler von Doppelweltmeister Fernando Alonso, den Ausrutscher von Oldie Coulthard oder Räikkönens Patzer am Ende. Der Toro-Rosso-Jungspund kam ohne Traktionskontrolle im Regen aber hervorragend zurecht.

"Es ist schon schwieriger, ganz klar", sagte er aber. "Die Traktionskontrolle ist jetzt im rechten Fuß. Man sieht manchmal, wenn der Vordermann einen Fehler macht, und möchte früher aufs Gas gehen - aber manchmal will das Auto eben nicht und es bricht aus. Dann verliert man viel und plötzlich ist der Hintermann da. Aber das macht es für uns und auch für die Zuschauer interessanter. Ich hatte teilweise bis zum dritten Gang durchdrehende Räder."

Von jetzt an kann es eigentlich nur noch aufwärts geht - der erste Schritt in die richtige Richtung ist jedenfalls gemacht. Vettel: "Der Anfang war verkorkst, das lässt sich nicht mehr ändern, aber es ist wichtig, dass es jetzt aufwärts geht." In der Weltmeisterschaft schob er sich heute vom letzten auf den zwölften Platz nach vorne. Und: Das Toro-Rosso-Team ging mit den vier Zählern an Honda vorbei und liegt nun auf Position acht.