• 15.04.2017 19:42

  • von Julia Spacek

Valtteri Bottas rast zu seiner ersten Formel-1-Pole-Position

Valtteri Bottas steht zum ersten Mal in der Formel 1 auf der Pole-Position: nur 0,023 Sekunden Vorsprung vor Lewis Hamilton beim Qualifying in Bahrain

(Motorsport-Total.com) - Valtteri Bottas startet beim Qualifying zum Großen Preis von Bahrain (Formel 1 2017 live im Ticker) zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere von der Pole-Position. Unter Flutlicht und kühleren Bedingungen als am Nachmittag drehte Mercedes auf und der Finne setzte mit 1:28.769 Minuten die schnellste Runde auf dem Bahrain International Circuit. Sein Teamkollege Lewis Hamilton lag nur 23 Hundertstelsekunden dahinter. Dritter wurde Sebastian Vettel im Ferrari (+0,478 Sekunden).

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas freut sich über seine erste Pole-Position in der Formel 1 Zoom

Nach Keke Rosberg, Mika Häkkinen, Kimi Räikkönen und Heikki Kovalainen ist der Mann aus Nastola der fünfte Finne in der Formel-1-Geschichte, der vom ersten Startplatz ins Rennen geht. Die Mercedes-Crew feierte den 27-Jährigen am Ende des Trainings über den Teamfunk: "Deine neunte Pole-Position, Valtteri!" Aber der korrigiert: "Es ist meine erste, Jungs!"

In der Pressekonferenz freut sich Bottas über seinen Erfolg in einem knappen Qualifying: "Ich bin sehr sehr glücklich! Es ist die erste Pole meiner Karriere nach fünf Jahren in der Formel 1! Ich habe ein paar Rennen gebraucht, aber ich hoffe, dass jetzt noch mehr folgen werden. Danke ans Team, denn sie stellen mir ein Auto hin, mit dem ich auf Pole fahren kann. Ich bin sehr dankbar und hoffe, dass es morgen auch so funktionieren wird."

Hamilton: "Guten Leuten widerfahren gute Dinge"

Die Bestzeit in Q1 (1:30.814 Minuten) setzte Hamilton auf Soft-Reifen und lag nur 0,090 Sekunden vor dem Zweiten, Max Verstappen, im Red Bull. Bottas lag mit 0,227 Sekunden Rückstand auf Rang vier. Auch in Q2 lag Hamilton vorne (1:29.535 Minuten), doch der Vorsprung auf den zweitplatzierten Bottas betrug nur 0,020 Sekunden. Sebastian Vettel im Ferrari wurde Dritter mit 0,061 Sekunden Rückstand. In Q3 legte Bottas nach und schnappte sich die Pole-Position knapp vor Hamilton und Vettel.

Hamilton gratuliert seinem Teamkollegen: "Glückwunsch an Valtteri, der hart dafür gearbeitet hat. Heute war er einfach der Schnellere und ich ziehe meinen Hut. Ich habe in den ersten beiden Sektoren Zeit verloren, die waren heute mein Schwachpunkt. Da war Valtteri besser. Das Qualifying sollte immer so aussehen und wir uns gegenseitig pushen."

Im Interview mit 'Sky Sports F1' ergänzt er: "Ich bin ehrlich gesagt nicht enttäuscht. Klar wollte ich die Runde zu Ende bringen und ich dachte mir, verdammt noch mal, wo habe ich die Zeit verloren. Aber alles in allem bin ich sehr glücklich für Valtteri. Es ist seine erste Pole-Position und es ist toll zu sehen, dass guten Leuten gute Dinge widerfahren."

Bottas: "Können einen 1-2-Sieg einfahren"

"Er hat heute einen prima Job gemacht und ich muss einfach besser sein. Es ist nicht so, dass es schlecht war, wir sind innerhalb einer Zehntelsekunde. Jetzt muss ich nach vorne schauen und versuchen, ihm morgen einen guten Kampf zu liefern. Ferrari wird im Rennen auch sehr schnell sein, es wird eng werden."

"Normalerweise ist es auf meiner Seite der Startaufstellung etwas schmutziger. Aber ich erinnere mich, vor ein paar Jahren bin ich gegen Nico (Rosberg; Anm. d. Red.) auch schon mal beim Start von Position zwei aus nach vorne gefahren und ich glaube auch Nico hatte von dort vergangenes Jahr einen besseren Start als ich. Ja, die andere Seite wird ein bisschen besser sein, aber hoffentlich nicht so viel", fügt er hinzu.

Der Finne scheint etwas überrascht, dass er seinen Teamkollegen auf der Strecke schlagen konnte: "Es ist keine einfache Strecke, um alles zusammen zu bekommen. Man muss eine super Runde hinbekommen und das Auto ausbalancieren. Anscheinend habe ich das heute gut hinbekommen."

Er freut sich zwar über den ersten Startplatz, doch lange Zeit zum Genießen wird er nicht haben, gesteht er: "Morgen ist das Rennen und alles geht von vorne los. Wir müssen hart zusammenarbeiten als Team, dass wir ein gutes Ergebnis einfahren können. Wir müssen die Strategie richtig planen und ich muss das Beste herausholen. Als Team können wir sehr stark sein und einen 1-2-Sieg einfahren."

Bottas zahlt in ihn gesetztes Vertrauen zurück

Mercedes-Teamchef Toto Wolff freut sich bei 'Sky Sports F1' für seinen Schützling: "Die erste Pole-Position in der Formel 1 ist sicherlich ein sehr spezieller Moment für ihn. Er ist immer ruhig geblieben, er weiß, dass er jetzt den besten Teamkollegen hat, den man in der Formel 1 wahrscheinlich bekommen kann. Für uns ist das jetzt eine perfekte Situation, beide Fahrer werden sich gegenseitig hart pushen - mit all dem Respekt, den sie voreinander als Rennfahrer haben."

Nach dem Rücktritt von Nico Rosberg habe es im Aufsichtsrat und Vorstand von Mercedes viele Diskussionen um die Nachfolge des amtierenden Weltmeisters gegeben."Ich kenne Valtteri lange und es hat überhaupt keine Rolle gespielt, warum wir uns für ihn entschieden haben", erklärt Wolff. "Es gab im Aufsichtsrat und Vorstand gute Diskussionen über Jugend gegen Erfahrung. Und gerade in der Kombination mit Lewis zahlt er es schrittweise zurück. Valtteri hat eine gute Zukunft vor sich."

"Valtteri ist keiner, der sich leicht aus der Ruhe bringen lässt. Nicht mal, wenn er wie in Schanghai einen schlechten Tag hat. Danach kam er zu mir und meinte: Montagvormittag war mies, aber Montagnachmittag war schon viel besser. Er macht einfach weiter, sich zu verbessern - und das ist eine wichtige Fähigkeit. Auch Lewis besitzt sie", sagt er.

Wie stark ist Ferrari im Rennen?

Bei den Kollegen von 'RTL' ergänzt er: "Irgendwann einmal hat es passieren müssen, Bottas war ja schon die ganze Zeit gut unterwegs. Es war richtig knapp zwischen den beiden und das ist erfreulich. Wir haben es ja bei Nico und Lewis gesehen, dass dieses gegenseitige Pushen dem Team viel bringt. Morgen werden die Punkte gemacht, aber für heute ist das Ergebnis gut."

Trotz einer silbernen ersten Startreihe sieht der Österreicher das Rennen aber noch nicht in trockenen Tüchern: "Viereinhalb Zehntel sind ein großer Vorsprung vor Ferrari. Interessanterweise haben beide Ferrari-Piloten aber über Untersteuern geklagt, was darauf hindeuten könnte, dass sie mit der Abstimmung ihre Hinterreifen für morgen schonen wollten. Gestern Abend im Freien Training lagen auch keine fünf Zehntel zwischen uns."

"Da ist eine Truppe sehr schlauer Kerle am Werk, die ihre Köpfe zusammenstecken werden und für morgen die beste Rennstrategie ausknobeln. Das Rennen wird viel interessanter, als es dieser Abstand jetzt vielleicht vermuten lässt. Deswegen schweben da über der Pole-Position ein paar Sorgenfalten mit was das Rennen morgen betrifft. Sebastian war in der Rennsimulation etwas schneller als wir", ergänzt er.

Der Mercedes-Chef sagt, dass man nicht ins Renngeschehen eingreifen werde, falls sich die beiden Fahrer auf der Strecke zu nahe kommen: "Die beiden fahren das Rennen aus, sie respektieren sich. Das Wichtigste wird sein, zu schauen, dass ihnen der Ferrari nicht zu nahe kommt."


Fotos: Valtteri Bottas, Großer Preis von Bahrain


"Wenn du nach dem Fehler von Schanghai so einen Druck auf dir hast, dann ist diese Leistung jetzt unglaublich. Dass er Lewis, dem schnellsten Qualifyer, den es heute auf der Welt gibt, ganz knapp den Rang abgerungen hat, das freut mich persönlich für ihn: Das gibt ihm Selbstvertrauen und hilft, sich schneller weiterzuentwickeln", zeigt sich der Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Teams, Niki Lauda, bei 'RTL' begeistert von Bottas' Leistung.

T-Wing wurde verstärkt

"Ich freue mich, dass beide Mercedes in der ersten Reihe stehen, denn der Vettel mit dem Ferrari wurde die beiden letzten Rennen richtig lästig. Klar ist aber: Das Rennen wird wahnsinnig mühsam morgen, weil es wahrscheinlich ein Zwei-Stopp-Rennen wird, die Reifentemperaturen sind hier ein Riesenproblem. Wer morgen die bessere Strategie mit den besseren Reifen hat, der wird gewinnen. Das Quali-Ergebnis ist jetzt nur mal ein Trainingsresultat und sagt nichts darüber aus, wer morgen gewinnt", ergänzt der ehemalige Formel-1-Fahrer.

Der viel diskutierte T-Wing von Mercedes wurde über Nacht verstärkt, sodass sich ein ähnliches Szenario wie am Freitag nicht wiederholt. Im zweiten Freien Training verlor Bottas eben jenen Flügel, über den Max Verstappen anschließend gefahren ist und dabei den Unterboden an seinem Red Bull beschädigt hat.

Das Rennen startet morgen um 17 Uhr MESZ unter ähnlichen Bedingungen wie das Qualifying.