• 04.11.2009 11:22

  • von Marco Helgert

Toyota: Ausstieg auch mit einem Grand-Prix-Sieg

Toyota zieht sich ohne Wenn und Aber aus der Formel 1 zurück, auch ein Grand-Prix-Sieg wäre nicht die Wende gewesen - Was passiert mit der Basis in Köln?

(Motorsport-Total.com) - Mit Toyota geht der letzte japanische Automobilhersteller. Die Formel 1 ist damit wieder eine europäische Angelegenheit - zumindest auf dem Motorenmarkt. Und auch wenn der Ausstieg nicht überraschend kam, die Vehemenz der Aussagen in Tokio ist deutlich. Toyota verzichtet aufgrund der einbrechenden Verkaufszahlen der eigenen Fahrzeuge auf die Formel 1.

Titel-Bild zur News: Toyota

Mit Toyota geht der letzte Hersteller aus der Formel 1, der nicht aus Europa stammt

Angesichts der hohen Verluste, die Toyota auf dem Fahrzeugmarkt derzeit einfährt, sei das Formel-1-Engagement einfach nicht mehr tragbar. Vielmehr wolle man das gesparte Geld in den Ausbau der Hybridtechnologie stecken.#w1#

"Es war eine schwierige, aber letztlich unvermeidbare Entscheidung", so Konzernpräsident Akio Toyoda. "Schon seit dem Vorjahr, als sich das Wirtschaftsklima verschlechterte, stellen wir uns die Frage, ob wir mit der Formel 1 weitermachen sollten oder nicht." Toyota gehörte schon nach dem Honda-Ausstieg zu den größten "Wackelkandidaten" in der Formel 1.

"Wir steigen völlig aus der Formel 1 aus", fährt er fort. Motorenlieferant wird man damit auch nicht mehr sein. Das einzige Kundenteam, Williams, trennte sich schon vor Wochen von Toyota und wird 2010 mit Cosworth-Triebwerken fahren.

"Unsere Entscheidung hätte sich nicht geändert, selbst wenn wir einen Sieg gehabt hätten" Akio Toyoda

Ein Sieg in der Formel 1 hätte die Manager in Japan wohl nicht unbedingt zum Umdenken gebracht. "Unsere Entscheidung hätte sich nicht geändert, selbst wenn wir einen Sieg gehabt hätten", so Toyoda. "Die Tatsache, dass wir unseren Fahrern nicht die Chance geben können, sich dem Wettbewerb zu stellen, ist sehr traurig."

Ohnehin gab es in Tokio viele Entschuldigen. "Meine innigsten Entschuldigungen gehen auch an die vielen Fans von Toyota, weil wir nicht die Ergebnisse erreichten, die wir uns zum Ziel gesetzt hatten", fuhr er fort.

Was passiert in Köln?

In der offiziellen Sprache der Pressemitteilungen liest sich alles etwas formaler: "Angesichts der auf absehbare Zeit geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen können auch die kurz- und mittelfristigen Motorsportaktivitäten von Toyota nicht ausgenommen werden, wenn es gilt, limitierte Budgets zu verteilen", heißt es im Statement zum Rückzug.

"Für das Team hat die Zeit bei der Formel 1 - in der alle stets ihr Bestes gaben, um auf dem höchsten Level des Rennsports anzutreten - die Möglichkeit geboten, sowohl die Mitarbeiter als auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen weiterzuentwickeln", heißt es weiter.

Toyota-Fabrik

Die Teambasis des Formel-1-Teams von Toyota in Köln Zoom

Hier setzt genau die Ungewissheit an, die nun viele Mitarbeiter der Toyota-Formel-1-Basis in Köln-Marsdorf umtreibt. Was genau mit dem Gelände in Köln passieren wird, ist derzeit unklar. "TMC (Toyota Motor Company; Anm. d. Red.) wird allen betroffenen Mitarbeitern umfassende Hilfestellung in dieser Situation leisten", teilte man mit. Theoretisch wäre auch eine Übernahme des Teams möglich, doch entsprechende Partner tummeln sich nicht in Unmengen auf dem Markt.

Le Mans als Option?

Wie es mit Toyota im Motorsport allgemein weitergehen wird, ist ebenfalls noch nicht entschieden. "Im Motorsport wird Toyota sich neben der Teilnahme an verschiedenen Serien auch im Breitensport aktiv engagieren und Veranstaltungen unterstützen, die offen für jedermann sind", heißt es in der Pressemitteilung vielsagend.

Zwar wurde Toyota in der Vergangenheit immer wieder mit einer Rückkehr nach Le Mans in Verbindung gebracht. Doch auch die Entwicklung und der Bau eines Prototypen für die 24 Stunden von Le Mans sind eine teure Angelegenheit, welche angesichts der geäußerten Sorgen des Unternehmens derzeit nicht auf dem Plan stehen dürften.