Toro Rosso: Kwjat fühlt sich wieder ungerecht behandelt

Während Daniil Kwjat nach dem Qualifying der Formel 1 nach einer erneuten Strafe mit den Sportkommissaren hadert, jubelt Carlos Sainz über eine perfekte Runde

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Qualifying der Formel 1 zum Grand Prix von Ungarn auf dem Hungaroring bei Budapest hätte sie Stimmung in der Box von Toro Rosso nicht unterschiedlicher sein können. Während Carlos Sainz mit einer nach seiner Einschätzung "perfekten Runde" der Einzug in Q3 gelang, verpasst Teamkollege Daniil Kwjat als 13. die Top 10. Doch für den Russen kam es noch schlimmer, denn nach dem Qualifying musste er (wieder einmal) bei den Sportkommissaren vorstellig werden.

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat

Daniil Kwjat musste in Ungarn wieder bei den Sportkommissaren antanzen Zoom

Diese brummten ihm eine Strafversetzung von drei Startplätzen auf, weil ihrer Ansicht nach in Q2 Williams-Pilot Lance Stroll behindert hatte. Damit wird der Russe nur von Startplatz 16 aus ins Rennen gehen. Außerdem gaben sie ihm einen Strafpunkt, womit sein Konto nun auf zehn Punkte angewachsen ist. Erhält der Kwjat bis zum 23. Oktober (dann verfallen die nächsten Punkte) zwei weitere Zähler auf sein "Sünderkonto", wird er für ein Rennen gesperrt.

Dabei traf ihn heute in Ungarn aus seiner Sicht keine Schuld. "Es gab ein Missverständnis mit dem Team", berichtet Kwjat. Nach einem Dreher bat ihn das Team, das Auto wegen Vibrationen langsam an die Box zurückzufahren. "Sie haben mir aber nicht gesagt, dass von hinten jemand kommt." So bemerkte Kwjat Stroll zu spät. "Der Geschwindigkeitsunterschied war immens. Als ich ihn gesehen habe, bin ich fast bis aufs Gras gefahren. Aber das war ihnen nicht genug", sagt Kwjat, der das Gefühl hat, momentan als Sündenbock für die FIA herhalten zu müssen.

Kwjat sieht sich als Sündenbock

"Sie suchen offensichtlich jemanden, an dem sie ein Exempel statuieren können." Daniil Kwjat

"Sie suchen offensichtlich jemanden, an dem sie ein Exempel statuieren können", meint der Russe, der schon bei den vergangenen beiden Rennen wegen des Verursachens von Kollisionen zweimal zwei Strafpunkte erhalten hatte. Denn das Fehlverhalten des Teams, das ihn nicht gewarnt habe, sei von den Sportkommissaren nicht berücksichtigt worden. "Das ist den Steward egal, es wird trotzdem immer der Fahrer bestraft", ärgert er sich.

Deutlich bessere Stimmung herrschte nach dem Qualifying bei Teamkollege Sainz, der über den Einzug in Q3 "extrem glücklich" war. "Ich habe einfach die perfekte Runde hinbekommen, als es drauf ankam. Das war eine meiner besten Runden überhaupt!", sagt der Spanier über seinen zweiten Versuch in Q2, bei dem er sich um drei Zehntelsekunden steigerte. "Das hätte ich nicht erwartet. Das war das Maximum. Als ich die 1:18.3 auf dem Display sah, war das ein toller Moment, denn ich wusste, dass das von mir kam und ich keinen Fehler gemacht hatte. Wenn du auf so einer Strecke eine Runde so perfekt triffst, ist das ein besonderer Moment."

Einen Moment, den Sainz nach eigener Aussagen schon im vergangenen Jahr in Ungarn erlebt hatte. Doch auch in Monaco sei ihm schon eine ähnlich perfekte Runde gelungen, ebenso wie in Austin. "Das war wahrscheinlich die beste. Ich mag Old-School-Strecken mit einem guten Fluss. Und ich mag Strecken mit viel Anpressdruck, auf denen man attackieren muss."

Sainz: Mit perfekter Runde ins Q3

In Q3 konnte sich Sainz dann aber nicht mehr steigern, fuhr im Gegenteil sechs Zehntelsekunden langsamer als in Q2 und landete so auf Platz zehn. Ein Experiment mit der Abstimmung war fehlgeschlagen. "Wir sahen im Abschlusstraining, dass wir selbst mit einer perfekten Runde vier Zehntelsekunden hinter McLaren sind. Also entschieden wir uns, mit dem Frontflügel noch einen Schritt weiter zu gehen und ihn ein bisschen steiler zu stellen", erklärt Sainz. Doch das war ein Rückschritt. "Aber wir mussten es riskieren, denn Zehnter wäre ich so oder so geworden. Ist halt nicht aufgegangen", sagt er.


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Ungarn


Am Start steht Sainz morgen genau hinter seinem Landsmann Fernando Alonso (McLaren), den der Toro-Rosso-Pilot ins Visier nimmt. "Ich werde versuchen, ihn am Start zu erwischen, aber das wird schwierig. McLaren startet normalerweise sehr gut. Und Vandoorne ist auch noch dazwischen." Die Tatsache, dass er innen und damit auf der schmutzigen Seite der Rennstrecke steht, spielt lauf Sainz keine große Rolle. "Auf dem alten Asphalt war der Unterschied enorm. Jetzt nicht mehr so", sagt er.

Kwjat hingegen hat nach seiner Strafe die Hoffnung auf Punkte im Rennen fast schon aufgegeben. "Durch die drei Plätze Strafversetzung muss im Rennen schon irgend etwas Ungewöhnliches passieren, damit wir eine Chance haben", sagt er. "Wir werden unser Bestes geben, schauen, dass wir mit den Reifen haushalten und dann sehen, wo wir landen."