• 06.06.2015 01:41

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Teamchef dementiert Hamiltons "Senna-Moment" in Monaco

Parken in Poitiers? Diese altbekannte Szene aus Monaco hätte sich im vergangenen Grand Prix fast wiederholt - Paddy Lowe: "Es wäre ein Problem geworden"

(Motorsport-Total.com) - Frust führt manchmal zu unbedachten Handlungen. Ein solches Szenario hätte sich fast beim vergangenen Formel-1-Grand-Prix in Monaco abgespielt. Lewis Hamilton, der seinen sicheren Sieg aufgrund eines Strategiefehlers verloren hatte, hielt in der Auslaufrunde nahe der Poitiers-Kurve an und setzte sich erst nach einigen Momenten des Nachdenkens wieder in Bewegung. Wollte der Brite aus dem Auto springen und schnurstracks in die heimische Wohnung gehen? Hamilton antwortet nur: "Irrelevant."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Irgendwann kam er doch aus dem Tunnel: Lewis Hamilton am Ende des Monaco-GP Zoom

Es war eine Szene, die es in der Geschichte der Formel 1 bereits gab. Kimi Räikkönen ging nach seinem Ausfall 2006 an gleicher Stelle einfach mal zum Frustsaufen zu seinen Kumpels, der unvergessene Ayrton Senna dampfte 1988 sofort ins Appartement ab, nachdem er eine sichere Führung in die Leitplanken gesetzt hatte. Erst der langjährige Physiotherapeut Josef Leberer rüttelte Senna damals wieder wach und brachte ihn zurück zum McLaren-Team.

"Es wäre ein Problem geworden", kommentiert Mercedes-Teamchef Paddy Lowe die Möglichkeit, dass Hamilton womöglich seinen Wagen an der Portiers-Kurve einfach hätte stehen lassen. In einem solchen Fall wäre der amtierende Champion disqualifiziert worden, er hätte sogar noch seinen dritten Rang im Klassement verloren. Am Ende siegte die Vernunft, die FIA-Vorgaben waren stärker als der Fluchtinstinkt nach einer überraschenden Pleite.

"Die Stories waren schon interessant. Wir alle dachten schließlich beim Blick auf die Bilder, dass er dort einen 'Senna-Moment' hat", schmunzelt Lowe rückblickend über den spannenden Moment mit einem stehenden Hamilton-Auto in der Auslaufrunde. "Wir haben aber nichts weiter zum ihm gesagt, als dass er das Auto zurückbringen soll. Genau das hat er gemacht." Lustlos und frustriert ließ Hamilton anschließend die Zeremonie samt Pokalübergabe und Händeschütteln beim Fürsten über sich ergehen.


Streckenvorstellung: Hamilton über Montreal

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Seit dem Sonntag in Monaco wurde die Taktikpanne im Lager von Mercedes aufgearbeitet. Man analysierte Daten, suchte haargenau jene Stelle, an der ein entscheidender Fehler einen sicheren Sieg vernichtete. "In der Geschichte gibt es genügend Beispiele dafür, dass es die falsche Entscheidung hätte sein können, es nicht zu versuchen", argumentiert Lowe, der als Teamchef letztlich die Verantwortung für die Entscheidungen seiner Mannschaft trägt.

"Meine Aufgabe an der Boxenmauer ist es, jederzeit sicherzustellen, dass Entscheidungen mit dem richtigen Ziel getroffen werden", sagt er. "Es gab Gefahr, die hinter ihm lauerte - und einer solchen Gefahr muss man begegnen, wenn man die Chance hat. Ich habe tolle Leute hinter mir, die die entsprechenden Daten viel besser auswerten können als ich. Die haben die Möglichkeit überprüft und sich dabei vertan - leider. Wenn ich solche Entscheidungen allein an mich reißen würde, dann gäbe es sicherlich mehr Fehler."