• 30.01.2012 17:20

Sutil-Prozess wird fortgesetzt - Einigung aber möglich

Der Prozess gegen Adrian Sutil wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung wird morgen fortgesetzt - Jerome d'Ambrosio heute im Zeugenstand

(Motorsport-Total.com/SID) - Formel-1-Pilot Adrian Sutil muss zumindest noch einen zweiten Tag auf die Anklagebank. Der am Montag gestartete Prozess gegen den Rennfahrer wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung vor dem Amtsgericht München wird am Dienstag fortgesetzt. Richterin Christiane Thiemann könnte dann bereits ein Urteil fällen, falls sich die Verteidigung und die Nebenklage nicht noch vorher auf einen "Täter-Opfer-Ausgleich" einigen.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil muss auch morgen vor dem Amtsgericht München erscheinen

Gespräche darüber waren am Montag bereits unmittelbar nach Sitzungsende noch direkt vor dem Gerichtssaal zwischen Sutil und seinem Verteidiger sowie dem Anwalt des von Sutil mit einem Glas am Hals verletzten luxemburgischen Geschäftsmanns Eric Lux aufgenommen worden. Gericht und Staatsanwaltschaft müssten einer Einigung zustimmen.

Der 29-Jährige aus Gräfelfing hatte sich zu Beginn der Verhandlung vor dem Amtgericht München bei Lux für den Vorfall entschuldigt, aber zugleich betont, dass er nicht absichtlich gehandelt habe. "Es tut mir leid, wahnsinnig, ich wollte es nicht", sagte Sutil im Sitzungssaal B177 im Strafjustizgebäude an der Nymphenburger Straße.

Sutil bestreitet Vorsatz

Sein Anwalt Jürgen Wessing, Deutschlands Strafverteidiger des Jahres 2010, war in der Verhandlung darauf aus, zumindest den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung zu entkräften, wofür ein Vorsatz gegeben sein müsste. "Freisprüche sind nicht das, was man hier häufig hört, aber wir gehen in die Richtung", sagte Wessing in einer Verhandlungspause.

Neben Sutil und Lux wurden auch weitere Zeugen vernommen, unter ihnen auch der Belgier Jerome d'Ambrosio, der nach dem Aus bei Virgin für 2012 beim Lux-Team Lotus als Ersatzfahrer angeheuert hat. McLaren-Pilot Lewis Hamilton, eigentlich ein guter Freund von Sutil, hatte sich als Zeuge entschuldigen lassen und vorab mitgeteilt, er habe nichts gesehen.

Anders der als Zeuge aussagende Youssef Hammad, der als Gast von Lux in dem Club war. Er hatte die fragliche Situation gesehen und von einer Art Ohrfeige gesprochen. Ein im Saal gezeigtes Überwachungsvideo aus der Disco brachte nicht viel Klarheit über den Ablauf. Ein gehörter Gutachter erklärte, "es muss schon eine intensive Bewegung mit dem Glas auf den Körper gewesen sein, eine en-passant-Bewegung war es nicht".

Lux bestand auf persönlicher Entschuldigung

Sutil erklärte, dass er mehrfach versucht habe, sich bei Lux zu entschuldigen. Der habe diese Versuche aber lange abgeblockt. Zu einem persönlichen Treffen war es erst am 26. November in Brasilien gekommen. Lux, der während Sutils Aussagen noch nicht im Raum war, bestritt später bei seiner Vernehmung nicht, dass Sutil versucht hat, ihn zu kontaktieren. Warum er ein Gespräch abgeblockt hat, erklärte er nicht. Allerdings betonte Lux, er habe eine persönliche Entschuldigung erwartet. "Ich hätte erwartet, dass er nach Luxemburg kommt und sich bei mir entschuldigt. Ein Anruf tut es nicht", sagte der Geschäftsmann.

Sutil, der einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine lachsfarbene Krawatte trug und sehr konzentriert und beherrscht auftrat, hatte Lux am Abend des 17. April 2011 nach dem Großen Preis von China in einer Disco in Shanghai mit einem Glas am Hals verletzt. Die neun Zentimeter lange Wunde musste mit 24 Stichen genäht werden, zwei Narben von 7,5 und 1,8 Zentimetern blieben zurück. Später hatte Lux Sutil angezeigt.

Sutil spircht von "komischen Angeboten"

Richterin Christiane Thiemann las im Gerichtssaal eine Mail von Sutil an Lux vom 15. Mai vor, in der sich der Rennfahrer entschuldigt, Vorsatz oder Absicht ausgeschlossen sowie seine Bereitschaft geäußert hatte, ein Charity-Projekt von Lux in Afrika zu unterstützen. Auf Lux' Einwand der erwarteten persönlichen Entschuldigung antwortete die Richterin, er habe Sutil ja gesagt, er wolle nicht mit ihm reden, und der habe das wohl ernst genommen.

In Bezug auf Versuche, eine außergerichtliche Einigung zu finden, sprach Sutil von "komischen Angeboten" und "sehr, sehr viel Geld", zudem hätte er mehrere Rennen pausieren sollen. "Er hat mir gedroht, er möchte mich zerstören, dafür sorgen, dass ich für Jahre in den Knast komme", sagte Sutil. Die Vermutung, Lux habe durch eine Sutil-Pause sein eigenes Team stärken wollen, wies dieser zurück. Allerdings hatte Lux laut Sutil und dessen Anwalt hohe Geldforderungen geäußert, von bis zu zwei Jahresgehältern war die Rede. Für Sutil hätte sich das inklusive fehlender Sponsorengelder bei einer unfreiwilligen Rennpause auf einen zweistelligen Millionenbetrag summieren können.

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