Stuck über Pfiffe: "Lieber Sebastian, mach dir keine Gedanken"

(Motorsport-Total.com) - Der ehemalige Formel-1-Pilot Hans-Joachim - genannt "Striezel" - Stuck hofft, dass die Pfiffe, die Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel zuletzt einstecken und erdulden musste, keine allzu großen Belastungen für den Heppenheimer darstellen. Der Deutsche verweist im Interview mit der 'Münchner Abendzeitung' auf das Charisma, das seinem Landsmann seiner Ansicht nach fehlt, und hält einen Vergleich zu Michael Schumacher in dem Zusammenhang für unpassend. Stuck, der in seiner Formel-1-Karriere zwei Podiumsplatzierungen einfahren konnte, weiß: "Dauersieger haben nicht nur Freunde, das war immer so."

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Motorsport-Legende Hans-Joachim Stuck richtet das Wort an seinen Landsmann Zoom

"Fahrer wie der coole Kimi Räikkönen oder der nette Nico Rosberg haben halt auch ihre Fans. Wenn aber immer nur der Vettel gewinnt, werden die irgendwann sauer. Dann schlagen die sich auf die Seite der Schwächeren, und es kommt leider zu solchen Reaktionen", erklärt sich Stuck die Pfiffe gegen Vettel, der sich anschickt, seinen vierten Fahrertitel in Folge einzufahren. "Ich kann nur hoffen, dass ihn das nicht belastet", schickt Stuck hinterher.

"Ich habe das auch schon erlebt, aber nicht so extrem wie bei Vettel", sagt Stuck, der in seinen 74 Starts in der Königsklasse nicht in den Genuss eines Triumphes kam. Dennoch wisse er "aus eigener Erfahrung, dass so etwas einem Fahrer nicht guttut, weil er (Vettel; Anm. d. Red.) nicht weiß, was er eigentlich falsch gemacht hat". Deshalb rät der 62-Jährige seinem 36 Jahre jüngeren Landsmann: "Ich kann nur sagen: Lieber Sebastian, mach dir darüber keine Gedanken. Das kann dir völlig wurscht sein, deshalb gewinnst du trotzdem."

Stuck sieht bei Vettel weniger Charisma

Eine mögliche Ursache sieht Stuck in der Ausstrahlung. "Er (Vettel; Anm. d. Red.) hat nicht das Charisma eines Alonso oder Räikkönen. Entweder du hast es oder du hast es nicht", thematisiert er. Stuck möchte den Charakter des Heppenheimers allerdings nicht unter den Scheffel gestellt wissen. "Da kann der Vettel nichts dafür. Er ist trotzdem ein super Typ."

Stuck verdeutlicht aber, was dem Red-Bull-Piloten im Vergleich zu seinen Konkurrenten fehlt. "Ein Hamilton oder ein Räikkönen passen viel besser in dieses typische Rennfahrer-Klischee. Der eine macht mit Weibern rum, der andere liegt auch schon mal irgendwo betrunken unterm Tisch." Vettel sei "positiv gesehen aalglatt", charakterisiert Stuck. "Und Fahrer mit Ecken und Kanten werden zu gewissen Zeiten von den Fans mehr geliebt als einer, der nur Erfolg hat."

Passt der Vergleich zu Michael Schumacher?

Der ehemalige Tourenwagen-Meister glaubt jedoch nicht, dass Vettel das gleiche Schicksal wie einst Michael Schumacher droht. Der siebenmalige Weltmeister war trotz aller Erfolge in der Königsklasse Zeit seiner Karriere kein Sympathieträger. Man könne "Schumi" mit Vettel aber nicht vergleichen, weil es zwei unterschiedliche Menschen seien, betont er. Man hat Schumacher "als Fahrer bewundert, aber nicht sonderlich geliebt", so Stuck.

"Und ohne das abwertend zu meinen", fährt er fort, "Schumacher hatte es einfacher als Vettel. Damals gab es nicht so viele Regeln und Beschränkungen. Michael konnte sich als Fahrer noch austoben und musste nicht auf Kommando langsamer fahren, damit die Reifen halten. Umso höher ist Vettels Erfolg einzuschätzen", lobt er den Heppenheimer abschließend.