• 23.01.2009 10:26

Stuck: "Endlich wird umgedacht"

Bei einem PR-Event für Kamei in Going am Wilden Kaiser sprach Hans-Joachim Stuck über die derzeit stattfindende Reform der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Hans, erinnern wir uns zurück an deine Vorhersagen, die du genau hier vor einem Jahr gemacht hast. Deine Kernbotschaft, dass der Rennsport um Welten billiger werden muss, findet nun offenbar doch Gehör..."
Hans-Joachim Stuck: "Jetzt, wo die Hütte brennt, wird endlich umgedacht - und das ist gut so. Die FIA hat ein Bündel von Maßnahmen verabschiedet, wie etwa die Reduktion der Testkilometer oder die Einführung längerer Laufzeiten bei den Motoren, die allesamt das gleiche Ziel haben: den Motorsport zwar unterhaltsam, aber bedeutend günstiger zu machen. Für meine Begriffe könnte eine Formel 1 mit der Hälfte der derzeit verschlungenen Budgets noch genauso gut sein. In Sachen Marketing sollten wir uns schon lange eine Scheibe von den Amerikanern abschneiden, die mit ihrer Publikumsnähe wirklich faszinierenden Motorsport bieten."

Titel-Bild zur News: Hans-Joachim Stuck

Hans-Joachim Stuck beim PR-Termin für Kamei in Going am Wilden Kaiser

Frage: "Sind die Fahrer von heute nicht auch ein wenig zu brav geworden?"
Stuck: "Die Fahrer von heute sind in Wirklichkeit nicht zu beneiden, weil sie auf Schritt und Tritt kontrolliert werden und sich nicht einmal den kleinsten Ausrutscher leisten dürfen. Für die Streiche, die ein Berger, Senna oder auch meine Wenigkeit damals geliefert haben, würden sie dir heute wahrscheinlich den Kopf abreißen. Nein, nein, die Jungs sind schon in Ordnung, man darf sie nur einfach nicht so hermetisch abschirmen."#w1#

Frage: "Wie könnte die Königsklasse am Ende der 'Schlankheitskur' aussehen?"
Stuck: "Der Ausstieg von Honda hat gezeigt, dass harte Zeiten anbrechen, wobei man diese Lücke sofort schließen könnte. Man müsste nur den großen Teams den Einsatz so genannter Juniorteams erlauben, dann hätte man sogar mehr Autos am Start, was sicher kein Fehler wäre. Die Zukunft der Formel 1 hängt am Ende wohl von den handelnden Personen ab. Sie funktioniert in meinen Augen nur als Diktatur und unterm Strich hat sie ihrem Diktator, Bernie Ecclestone, auch extrem viel zu verdanken. Was man ihm allerdings ankreiden könnte ist, dass er seine Nachfolge noch nicht geregelt hat, daher wird es in einigen Jahren, wenn es dann soweit ist, auch ein ordentliches Stechen geben."

Frage: "In Zeiten wie diesen wird von bestimmten Kreisen sicherlich auch der Motorsport als solches in Frage gestellt..."
Stuck: "Mag sein, aber diese Diskussion bringt natürlich überhaupt nichts. Der Konsument will unterhalten werden und gerade die Formel 1 zählt nach wie vor zu den weltweit beliebtesten Fernsehsportarten. Außerdem darf man hier auch die Synergieeffekte mit der Serie nicht unterschätzen, denn es gibt nach wie vor keinen besseren und schnelleren Prüfstand als die Königsklasse."

Frage: "Was ist eigentlich aus deiner Idee von einer neuen weltweiten Tourenwagenserie geworden?"
Stuck: "Die ist inzwischen aktueller denn je. Man braucht etwas, das genau zwischen der WTCC und der DTM liegt, die ebenfalls schwierigen Zeiten entgegen geht. Als allgemeines Motorenkonzept sehe ich hier ein 2,0-Liter-Turbo-Aggregat, das gut 25 Autohersteller in der Serie einsetzen, und zwar als Fronttriebler. Damit hätte man dann wirklich eine starke, ausgeglichene Tourenwagenserie, während sich die beiden Marken, die auf Heckantrieb setzen, nämlich BMW und Mercedes, im GT-Sport engagieren sollten."

Frage: "Welche Richtung wird nun eigentlich Porsche Motorsport innerhalb des VW-Konzerns ansteuern?"
Stuck: "Eines ist klar: Man wird sämtliche Synergien im Motorsport mit Porsche ausloten und dann in weiterer Folge auch nutzen."

Frage: "Ist der Ausstieg von Audi aus der ALMS beziehungsweise LMS ein erstes Indiz dafür, dass man Porsche in Le Mans langfristig Platz machen wird?"
Stuck: "Nein, das wurde bislang überhaupt nicht diskutiert. Audi hat sein Engagement ganz einfach von vier auf zwei Projekte reduziert: Auf die 24 Stunden von Le Mans und auf die DTM."