• 14.09.2007 14:16

  • von Fabian Hust

Stimmen zur "Spionage-Affäre" in der Formel 1

Was Mosley, Dennis, Todt, Haug, Theissen, Briatore, Horner, Lauda, Berger, Stuck, Danner, Surer, Rosberg, Jordan und Bartels zur Strafe sagen

(Motorsport-Total.com/sid) - Max Mosley (FIA-Präsident): "McLaren verliert alle Punkte und kann in dieser Saison auch keine mehr holen. Die beiden Fahrer werden aufgrund außergewöhnlicher Umstände nicht bestraft. Lewis Hamilton und Fernando Alonso haben mit uns zusammengearbeitet und wertvolle Informationen gegeben. Deshalb dürfen sie ihre Punkte behalten. Wenn die Rennautos von McLaren-Mercedes für 2008 in Ordnung sind, passiert nichts weiter. Das wissen wir aber erst im Dezember."

Titel-Bild zur News: McLaren-Mercedes

McLaren-Mercedes hat im Titelkampf das Rennen am grünen Tisch verloren

Ron Dennis (McLaren-Teamchef): "Ich akzeptiere nicht, dass wir es verdient haben, so bestraft zu werden, und dass unser Ruf so beschädigt wird. Das World Council hat von Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Pedro de la Rosa Stellungnahmen bekommen, in denen sie kategorisch feststellen, dass keine Ferrari-Informationen von McLaren benutzt wurden. Ich habe nicht die Absicht zurückzutreten. Das Wichtigste ist, dass wir an diesem Wochenende wieder Rennen fahren, den Rest der Saison und jede Saison. Wir haben die besten Fahrer und das beste Auto, und wir haben die Absicht, die WM zu gewinnen."#w1#

Jean Todt (Ferrari-Rennleiter): "Die Strafe hätte härter ausfallen können, die Beweislage ist eindeutig gewesen. Hamilton und Alonso haben aber weiterhin alle Chancen auf den Gewinn der Fahrer-WM."

Nobert Haug (Mercedes-Motorsportchef): "Das Urteil ist ein Schock für alle im Team. Wir kämpfen jetzt allerdings erst recht mit aller Entschiedenheit weiter, um auf der Rennstrecke Antworten zu geben, wie zuletzt in Monza, und neben der Rennstrecke vor Gericht Gerechtigkeit zu finden."

Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor): "Unser Team ist nicht in diesen Fall involviert, dessen Hintergründe wir nicht im Detail kennen. Die FIA hat in Kenntnis aller Fakten ein Urteil gesprochen. Für die Formel 1 ist dies ein schwieriger Bewährungsprozess. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Formel 1 auch derartige Turbulenzen überwinden kann. Wichtig ist, dass jetzt schnell wieder der Sport im Mittelpunkt steht. Was die Konstrukteurs-WM angeht, sind in diesem Jahr zwei Teams schneller als wir. Die versuchen wir in einem fairen Wettkampf auf der Strecke zu bezwingen. Für mich stehen wir auf Rang drei, und darauf sind wir als Team stolz."

Flavio Briatore (Renault-Teamchef) in der 'Gazzetta dello Sport': "Das Urteil ist sehr, sehr hart. Was hätten sie McLaren noch Schlimmeres antun können? Diese Strafe hat ganz sicher eine abschreckende Wirkung. In der Formel 1 wird eine Menge Geld ausgegeben und McLaren hat nun viel weniger zur Verfügung stehen. Die Fahrer sind nicht verantwortlich. Sei kennen technische Angelegenheiten fast nie."

Christian Horner (Red Bull Racing-Teamchef), gegenüber 'BBC Radio Five Live': "Was Ron in seiner Karriere erreicht hat, ist bemerkenswert. Es fällt ihm natürlich im Moment schwer, damit umzugehen, und ja, schlussendlich ist er für die Handlungen seiner Angestellten verantwortlich. Wenn man fast 1.000 Leute beschäftigt, dann fällt es jedoch schwer, sich genau anzuschauen, was sie alle tun. Die Fahrer stehen beim Team unter Vertrag und sind keine Angestellten, sie sind also fast die unschuldige Partei. Zum Glück sind die Fahrer nicht bestraft worden, das ist für die Formel 1 positiv."

Niki Lauda (dreimaliger Weltmeister und 'RTL'-Experte): "Das ist ein trauriger Tag für die Formel 1. Eine derartige Strafe hat die Sportwelt noch nie erlebt. Es ist jetzt so, als wäre McLaren 2007 überhaupt nicht mitgefahren. Die Fahrer haben damit nichts zu tun."

Gerhard Berger (Ex-Formel-1-Pilot und Teamanteilseigner) gegenüber 'BBC': "Das ist ohne Frage eine schwere Strafe. Selbst ein großes Team vergisst das nicht so schnell. Ich weiß nicht, ob sie das beeinträchtigen wird. Das wird sich natürlich auf das Bankkonto auswirken, aber das Team ist stark genug, um mit der Situation umzugehen und so konkurrenzfähig zu sein, wie sie das immer waren."

Hans-Joachim Stuck (Ex-Formel-1-Pilot und 'Premiere'-Experte): "Das Urteil ist ein riesiger Imageschaden für Mercedes und die Formel 1. Verlierer ist aber vor allem der Fan, der immer mehr den Glauben an einen sauberen Sport verliert. Diese Nummer könnte ein Sargnagel für Bernie Ecclestone werden. Ich bin gespannt, wie ein Weltkonzern wie Mercedes auf dieses Urteil reagiert. Bei BMW würde man meiner Meinung nach über einen sofortigen Rückzug aus der Formel 1 nachdenken. Die Aberkennung der Punkte für die Konstrukteurswertung halte ich ebenso für okay wie die Tatsache, dass die Fahrer ihre gewonnenen Punkte behalten dürfen. Die Geldstrafe ist allerdings viel zu hoch und völlig überzogen. So etwas kann man keinem normalen Menschen vermitteln."

Marc Surer (Ex-Formel-1-Pilot und 'Premiere'-Experte): "Ferrari wollte eigentlich beide WM-Titel am grünen Tisch gewinnen. Jetzt haben sie nur einen gewonnen. Der ist ihnen geschenkt worden, und sie nehmen es dankend an. Es kann einem nichts bedeuten, am grünen Tisch zu gewinnen. Man muss es aber auch positiv sehen, dass die Weltmeisterschaft nicht kaputtgemacht wurde."

Christian Danner (Ex-Formel-1-Pilot und 'RTL'-Experte): "Solange keine Urteilsbegründung vorliegt, kann man da nur mit den Achseln zucken und staunen. Ferrari ist es wirklich gelungen, Tatsachen vorzugaukeln, die nicht da sind. McLaren hat nicht spioniert. Für mich ist das ein erbärmliches Fehlurteil. Ich kann mir daher auch nicht vorstellen, dass es Bestand haben wird. Es sei denn, die FIA überrascht uns alle bei der Urteilsbegründung mit neuen Fakten, die bisher nicht bekannt sind."

Keke Rosberg (ehemaliger Formel-1-Weltmeister): "Ich finde es etwas eigenartig, dass man Konstrukteurs- und Fahrerwertung trennen kann. Natürlich tut die Geldstrafe weh. 100 Millionen Dollar reißen schon ein Loch in die Kasse. Der Verlust des Konstrukteurstitels bedeutet weitere finanzielle Einbußen, einen Prestigeverlust und den letzten Garagenplatz in der Boxengasse im nächsten Jahr."

Eddie Jordan (Ex-Formel-1-Teamchef) gegenüber der 'BBC': "Die Strafe und die Geldmenge erscheint mir überhaupt nicht logisch. Die FIA hat jedoch gut gehandelt. Die Leute, vor allem die Boulevardmedien, hätten die FIA gekillt, wenn sie die Aussicht, dass ein Neuling in diesem Jahr die Weltmeisterschaft gewinnen kann, zerstört hätten. Die FIA war sehr clever sicherzustellen, dass es keinen Konflikt gab. Für Außenstehende ist dies eine lächerliche Geldmenge und wir müssen auch wissen, wohin das Geld fließt."

Michael Bartels (FIA-GT-Meister): "Die Strafe ist unglaublich, für mich der absolute Hammer. Das Urteil sprengt alle Dimensionen. Es schadet der Formel 1 ungemein und ist außerdem ein Imageverlust mit extremer Tragweite. Die Glaubwürdigkeit ist dahin, der ganze Skandal ist auch ein Schlag für den gesamten Sport. Es gab 2007 außergewöhnliche Rennen mit überraschenden Resultaten. Der Kampf um die WM ist spannend wie schon lange nicht mehr, rückt durch solche Ereignisse aber nun leider in den Hintergrund."