• 19.09.2013 17:17

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

"Sportlich überzeugen": Neue Töne aus dem Hause Gutierrez

Der Mexikaner sieht seine Felle für 2014 davonschwimmen und macht die Sauber-Strategie im Qualifying für Misserfolge mitverantwortlich: "Nicht aggressiv genug"

(Motorsport-Total.com) - Freundlich ausgedrückt: Esteban Gutierrez holt sich im teaminternen Duell bei Sauber von Nico Hülkenberg eine Watsche nach der anderen ab. Unumwunden gesprochen: Der mexikanische Bezahlfahrer, der noch ohne WM-Punkte dasteht, blamiert sich bisher bei seinem Debüt in der Königsklasse. Den Grund für den andauernden Misserfolg hat der Youngster im Qualifying ausgemacht und bezeichnet die Strategie der Schweizer an den Formel-1-Samstagen als zu konservativ.

Titel-Bild zur News: Esteban Gutierrez

Esteban Gutierrez fährt der Konkurrenz bisher chronisch hinterher Zoom

Nicht nur in Monza, als sein deutscher Teamkollege Rang drei feierte und er als 17. früh Pasta essen ging: "Es war immer das Gleiche, auch in Belgien und Ungarn", hadert Gutierrez und kommt zu dem Fazit: "Unsere Strategie ist unter dem Gesichtspunkt, dass ich ein Neuling bin, nicht aggressiv genug." Er bekäme derzeit mehr Runden und würde früher in den Sessions auf die Strecke fahren, was aus seiner Sicht das falsche Rezept ist: "Gleichzeitig habe ich dann mehr Sprit an Bord und gehe in dem Wissen auf die Bahn, dass mir drei oder vier fliegende Runden bleiben."

Die Folge: Gutierrez kann nicht sofort auf's Ganze gehen: "Am Anfang quetsche ich dann nicht alles aus den Reifen heraus." Genau das braucht es aber, um an das nach eigener Aussage "gute" Tempo der Freien Trainings und der Rennen anzuknüpfen. Umso frustrierter zeigt sich der 23-Jährige, wenn es um sein enttäuschendes Abschneiden geht: "16., 17. - das ist kein Spaß, wenn man weiß, dass man um Rang zehn herum landen könnte", hadert er und sagt: "Ich mache Fehler, aber das ist Teil der Entwicklung. Ich patze lieber und weiß, dass ich schneller sein kann."

Zuschauer oder Pilot in Mexiko-Stadt?

Sollte es mit dem Qualifying endlich mal klappen, hält Gutierrez den ersten WM-Punkt seiner Karriere schon in der Nacht von Singapur für möglich. Das wäre für ihn ein Stück dringend benötigter Arbeitsplatzsicherung, wobei mittlerweile die Zeit drückt. "Ich investiere 120 Prozent und das Team weiß das", beteuert Gutierrez und fühlt sich durch den Misserfolg noch mehr motiviert: "Die schwierige Situation hat es zu einer Herausforderung gemacht, mich anzupassen. Im Moment konzentriere ich mich auf 2013 und will meine Leistungen konsolidieren."

Seine Zukunft wähnt er bei Sauber, wo man dank russischem Geld vielleicht nicht mehr unbedingt auf einen zweiten Paydriver angewiesen ist. Mit den Schweizern arbeitet er seit 2010 zusammen und bezeichnet es nicht als "Einjahresplan", was ihn mit dem Team verbindet. So malt er sich aus, seinen Heim-Grand-Prix in Mexiko-Stadt in der kommenden Saison als Aktiver zu bestreiten: "Das wäre das Beste für mich, aber erst muss ich auf der Höhe sein. Das Rennen ist wichtig für mich und 'Checo' (McLaren-Pilot Sergio Perez, Anm. d. Red.)."

"Meinen Informationen zufolge ist es noch nicht absolut sicher, aber die Verhandlungen liegen in den letzten Zügen." Gutierrez bezeichnet es als "weiteren Wert", dass Sponsoren aus Mittelamerika durch das Formel-1-Gastspiel aufmerksam werden könnten. Obwohl sein Engagement bei Sauber mehr den sieben Millionen Euro des Telmex-Konzerns als seiner Empfehlung in der GP2 geschuldet ist, will er sportlich überzeugen: "Geld hat am Ende des Tages nichts mit Leistung zu tun - zumindest mit denen der Fahrer. Deshalb will ich als Pilot überzeugen wie früher in meiner Karriere."