• 18.03.2008 18:30

  • von Harry Miltner

Sir Frank Williams - der General im Rollstuhl

Mit eisernem Willen und Durchhaltevermögen hat Sir Frank Williams seinen Rennstall, wie auch sein Leben, in den letzten 22 Jahren erfolgreich geführt

(Motorsport-Total.com) - Vor 22 Jahren brach sich Sir Frank Williams bei einem schlimmen Autounfall in Frankreich das Genick und war von da an gelähmt. Doch der damals 43-Jährige gab nicht auf. Noch am Krankenbett sagte er seiner Frau Ginny: "Ich hatte nun 40 Jahre lang ein Leben und nun werde ich 40 Jahre lang ein anderes haben."

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Sir Frank Williams bewies Willensstärke und Durchhaltevermögen in der Formel 1

Im Gegensatz zu seinen damaligen Erwartungen hat sich sein Leben aber kaum verändert. Der Mittelpunkt seines Schaffens ist noch immer die Formel 1 und die meiste Zeit verbringt Sir Frank in seinem Büro. Seit 1986 hat das Williams-Team sieben Konstrukteurs- und fünf Fahrermeisterschaften geholt sowie 91 Rennen gewonnen - und alles unter seiner Führung.#w1#

Für seine herausragende Leistung wurde Williams 1999 zurecht zum Ritter geschlagen. Aber diese Leistung bestand weniger im Gewinn der Titel als im persönlichen Sieg über seine Behinderung.

Enzo Ferrari übertroffen

In seiner 30. Saison als Teamboss wird Williams 2008 sein 600. Rennen erleben und damit den legendären Enzo Ferrari, der seinen Rennstall von 1950 bis 1988 führte, übertreffen. Die Leistung ist umso beachtenswerter, wenn man bedenkt, dass Williams einer aussterbenden Gattung von Privatiers angehört und Männer seiner Generation wie etwa, Ferraris Jean Todt, bereits in den Ruhestand geschickt wurden.

"Ich liebe das, was ich tue. Ich liebe die Formel 1 und den Wettbewerb. Aber am meisten liebe ich die Geschwindigkeit und den Lärm. Meine Fahrt damals in Frankreich zeigte, dass ich zwar die Geschwindigkeit liebte, sie aber nicht beherrschen konnte. Diesen Jungs beim Fahren am Limit zu zusehen, ist unglaublich. Ich bin einfach ein Autonarr."

Williams wurde 1942 in Nordost-England geboren und ging in ein Internat in Schottland. Die Einsamkeit machte ihn noch härter und zielstrebiger. Schon als Kind reiste er per Autostopp weite Strecken um ein Rennen zu verfolgen. Bei seinem ersten Rennen 1961 crashte er und wurde von einem gewissen Jonathan Williams, einem Formel-3-Piloten, geborgen. "Ich wurde sein Assistent und fuhr mit ihm quer durch Europa. Das war klasse."

Eigene Wagen am Start

In den späten Sechzigern hatte Williams bereits seine eigenen Wagen am Start, war aber so pleite, dass er sein Büro kurzzeitig sogar in eine Telefonzelle "verlegen" musste.

Mit seinem Freund Piers Courage, einem Brauereierben, formte er über De Tomaso 1970 ein Formel 1 Team, aber Courage verunfallte beim GP von Holland tödlich. Williams wollte aber nicht aufgeben, war sich aber bewusst, dass er um siegen zu können, seine eigenen Autos bauen musste. 1977 lernte er Ingenieur Patrick Head kennen, der bis dahin in einem Atelier unter einer Eisenbahnbrücke in London gearbeitet hatte. Die beiden gründeten Williams Grand Prix Engineering und angelten Saudi Airlines als Sponsor.

Von 1979 weg begannen die von Head designten Wagen Rennen zu gewinnen und 1980 holte der Australier Alan Jones die erste Meisterschaft. Zwei Jahre später wurde Keke Rosberg Weltmeister und um 1986 war Williams zusammen mit Ferrari und McLaren an der Spitze des Sports. Sir Frank war nun finanziell abgesichert, wohnte mit seiner Frau und drei Kindern in einem Anwesen in Berkshire. Dann kam der Unfall.

Abwärtstrend gestoppt

Nach zwei schwierigen Jahren infolge der Trennung von BMW will das Team 2008 wieder voll angreifen. "Wir waren in einer gewissen Spirale nachdem BMW und wir uns getrennt hatten, aber wir konnten den Trend im Vorjahr stoppen und werden uns nun wieder nach oben orientieren." Sparmaßnahmen waren angesagt, Williams verkaufte sogar seinen Privatjet.

Nach dem ersten Rennen in Australien, wo Nico Rosberg sensationell sein erstes Podium einfuhr, steht fest, dass Williams' Ankündigung 2008 hinter den überlegenen McLarens und Ferraris die Nummer drei werden zu wollen, nicht von ungefähr kam. "Die Formel 1 ist nicht einfach, das soll sie auch nicht sein. Mit Rang drei in den ersten paar Rennen können wir zufrieden sein."