• 17.05.2011 17:28

  • von Roman Wittemeier

Senna-Tod: Newey und die großen Zweifel

Red-Bull-Designer Adrian Newey und der Tod von Ayrton Senna: Starke Selbstzweifel, viele Fragen, eine Anklage und "schwarze Wochen"

(Motorsport-Total.com) - An den 1. Mai 1994 werden sich viele Motorsportfans ihr Leben lang erinnern. Es war der schlimmste Tag der modernen Rennsportgeschichte. Die Formel 1 verlor ihren Superstar: Ayrton Senna. Dieses unfassbare Unglück beschäftigt den Red-Bull-Designer Adrian Newey bis heute. Der Brite war damals gemeinsam mit Patrick Head für die Technik des Williams verantwortlich, in welchem der brasilianische Superstar starb.

Titel-Bild zur News:

Horrortag 1. Mai 1994: Ayrton Senna stirbt in der Tamburello-Kurve von Imola

In diesen Tagen ist ein neuer Dokumentationsfilm über das Leben der Rennlegende Senna zu sehen. Der Film erntet fast ausschließlich positive Kritiken, er brachte sogar McLaren-Chef Ron Dennis zum weinen. Vor einer solchen emotionalen Reaktion hat Newey Angst. "Ich werde mir den Film nicht anschauen. Das kann ich einfach nicht", sagt der Techniker im 'Guardian'.

Newey empfindet die Geschehnisse vom 1. Mai 1994 immer noch als enorme Last. "Mir sind damals auch die letzten Haare ausgefallen. Es hatte wirklich sogar körperliche Folgen für mich", beschreibt der Designer des aktuell dominierenden Red Bull RB7. "Patrick Head und ich dachten lange darüber nach, ob wir überhaupt noch Motorsport machen wollen."

Die immer wiederkehrenden Fragen von damals: "Will ich in einem Sport tätig sein, wo jemand in einer von mir entworfenen Maschine umkommen kann? Ist der Unfall auf schlampiges Design zurückzuführen? Dann begann der Prozess. Es waren schwarze Wochen", sagt Newey. Die leitenden Williams-Techniker mussten sich in Italien wegen Totschlags verantworten.

Adrian Newey

Adrian Newey empfindet den Tod von Ayrton Senna als enorme Belastung Zoom

"Das brachte zusätzlichen Druck. Aber nicht dieser Prozess führte dazu, dass ich meine Zukunft in der Formel 1 anzweifelte. Diese Gedanken kamen von innen und hatten mit Vorwürfen von außen nichts zu tun." Newey gibt zu, dass er damals kurz davor stand, sich komplett aus dem Geschäft zurückzuziehen. Ursache war vor allem, dass der Senna-Unfall nicht eindeutig zu klären war.

"Die schlimme Wahrheit ist, dass wir wohl niemals ganz genau herausfinden werden, was damals passiert ist", sagt Newey, der bis heute immer wieder über mögliche Ursachen nachdenkt. "Kein Zweifel, dass damals die Lenkung gebrochen ist. Aber ist sie wegen des Unfalls gebrochen, ober war sie ursächlich für den Unfall? Es gab dort Ermüdungsbrüche in der Lenksäule."

"Die Lenkung wäre zweifellos irgendwann gebrochen. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie schlecht designed war. Aber es gibt so viele Hinweise darauf, dass das Auto damals nicht aufgrnd eines Lenkungsbruchs von der Strecke abkam", erzählt Newey. Der Brite favorisiert eine andere Variante: "Der rechte hintere Reifen hatte vermutlich wegen überfahrener Trümmerteile einen Defekt. Wenn es eine einzige Ursache gab, dann halte ich diese für die wahrscheinlichste."