• 01.03.2011 10:47

Saunt: Lotus peilt die Punkteränge an

Lotus-Betriebsdirektor Keith Saunt über die Herausforderungen der zweiten Saison, die Hoffnung auf Punkte und die gute Stimmung in seinem Team

(Motorsport-Total.com) - Das Lotus-Team bereitet sich auf seine zweite Saison in der Königsklasse vor. Im vergangenen Jahr kämpfte man um hintere Plätze, in diesem Jahr will die Mannschaft um die Piloten Jarno Trulli und Heikki Kovalainen einen Sprung nach vorn machen. Das ausgegebene Ziel ist, die ersten Punkte einzufahren. Lotus-Betriebsdirektor Keith Saunt stelte sich den Fragen der Fans und blickt dabei auf die Saison voraus:

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Lotus will in seiner zweiten Saison die ersten Punkte einfahren

Frage: "Euer Team ist eigentlich noch neu in der Formel 1, was sind eure größten Herausforderungen in ihrer zweiten Saison?"
Keith Saunt: "Wir werden eigentlich nicht länger als eines der neuen Teams betrachtet. Wir wurden an der Seite einiger der großartigsten Formel-1-Teams aller Zeiten akzeptiert und wir werden so gut wir können gegen sie fighten - während wir unsere Ressourcen so gut wie möglich nutzen."

"Eine unserer Herausforderungen ist die relative Größe unseres Teams. Wir haben nur halb so viele Mitarbeiter wie die meisten unserer Gegner (und nur halb so viel Budget wie viele von ihnen), und wir müssen trotzdem bei jedem Rennen dasselbe machen wie sie. Wir müssen natürlich effizient, innovativ und im wahrsten Sinne des Wortes ein echtes Team sein, um die bestmögliche Leistung zu bringen."

Frage: "Wie bewertest du eure Chancen, in dieser Saison Punkte zu holen?"
Saunt: "Ich bin dafür bekannt, außerordentlich optimistisch zu sein - ich weiß nicht ob das gut oder schlecht ist. Aber das war genauso, als ich in Teams gearbeitet habe, die Rennen und Titel gewonnen haben. Und jetzt bin ich zu alt, um mich noch zu ändern! Ich denke, dass wir in diesem Jahr ein paar Punkte holen werden. Und wenn ich mir anschaue, wie sich die Jungs und Mädels hier in diesem Winter rein gehängt haben, dann würden wir jeden einzelnen Punkt verdienen."

Keith Saunt

Keith Saunt ist seit üner 20 Jahren in der Formel 1 aktiv Zoom

Frage: "Wie würden Team und Fahrer in dieser Saison die ersten Punkte mit dem T128 feiern? Mit Burnouts oder ähnlichem?"
Saunt: "Das ist schwer zu sagen, ich denke einfach, dass es an der Strecke wild und spontan gefeiert wird. Ich erinnere mich noch daran, als wir im vergangenen Jahr in Bahrain zwei Autos ins Ziel gebracht haben - da habe ich erwachsene Männer und Frauen mit Tränen in den Augen gesehen."

"Die ersten Punkte wären ein toller Anlass zum Feiern, sowohl an der Strecke als auch in Hingham. Ich habe Tony Fernandes vorgeschlagen, dass es für die ersten Punkte ein Fest geben sollte, dann eines für das erste Podium und eines für den ersten Sieg - das wäre die heißeste Fete der Stadt. Ich freue mich jetzt schon drauf."

Frage: "Wenn du irgendetwas aus den alten Tagen der Formel 1 zurückholen könntest, Design, Regeln, Strecke oder so - was wäre das?"
Saunt: "Das wäre Ayrton Senna in seinen besten Zeiten. Technisch gesehen, wäre es der Turbo!"

Frage: "Was magst du an Lotus?"
Saunt: "Ich liebe einfach die Stimmung hier - keine Politik, keine Wichtigtuer, einfach außergewöhnlich professionell arbeitende Leute, die alles geben. Ich habe in den 1980ern für das Lotus-Team gearbeitet, ich war auch bei Benetton, Renault und Red Bull. Aber hier bin ich mit dem Herzen zu Hause, und ich habe das Gefühl, dass ich mich darauf verlassen kann, dass das Team sein absolut Bestes gibt."

"Ich arbeite seit über 20 Jahren in der Formel 1, aber beim Lotus-Team hatte ich die größten Herausforderungen und die größten Erfolgserlebnisse. Ich war im September 2009 der Erste auf dem Parkplatz, und seitdem habe ich das Team in allen Bereichen wachsen und reifen sehen - das war wirklich toll."


Fotos: Lotus, Testfahrten in Barcelona


Frage: "Was war das Beste, was du bisher bei Lotus gemacht hast?"
Saunt: "Ich freue mich am meisten darüber, wie wir das Team von Grund auf aufgebaut haben. Es vereint so viel Können und Erfahrung, und es sind auch tolle Persönlichkeiten dabei. Ich erinnere mich noch: Als mich Mike Gascoyne gefragt hat, ob ich helfen möchte, ein Formel-1-Team aufzubauen, habe ich sofort 'Ja' gesagt, gefolgt von einer Pause ... und dann haben wir los gelegt. Ich denke, dass wir als Team zu Recht stolz darauf sein können, wie wir uns auf und neben der Strecke präsentieren und wie wir uns jeder Herausforderung mit Professionalität, Integrität und Würde gestellt haben."

Frage: "Aufgrund des Reglements der Formel 1 ist es heutzutage sehr schwierig, mit bahnbrechenden Innovationen zu kommen, so wie das Lotus früher zum Beispiel mit dem Ground Effekt getan hat. Hindert das die kleineren Teams daran, innerhalb kurzer Zeit einen großen Sprung nach vorn zu machen?"
Saunt: "Ja, das Reglement ist sehr streng und Innovationen sind wahrscheinlich seltener als früher. Aber es wird immer Bereiche geben, in denen die Ingenieure sich etwas einfallen lassen können. Manche Dinge werden funktionieren und von anderen kopiert - oft innerhalb weniger Tage. Und manche Dinge werden nie funktionieren und wieder von den Autos verschwinden."

"Aus ästhetischer Sicht gefällt mir wirklich, wie sich die Form der Frontflügel in den vergangenen Jahren verändert hat." Keith Saunt

"Natürlich haben Dinge wie das Budget und das striktere Reglement Einfluss auf die kleineren Teams. Aber wir werden immer versuchen, vorwärts zu kommen und die besten Lösungen zu finden. Und es kann für uns ein Vorteil sein, eine kleine, agile und eng gestrickte Organisation zu sein."

Frage: "Was ist das interessanteste Teil an einem Formel-1-Auto?"
Saunt: "Da gibt es viele! Aus Ingenieurssicht gibt es einiges Interessantes. Aber aus ästhetischer Sicht gefällt mir wirklich, wie sich die Form der Frontflügel in den vergangenen Jahren verändert hat. Und nicht zu vergessen die Lenkräder! Ich habe in meinem Auto vier Knöpfe für Radio, Display, Telefon und Hupe. Ich drücke oft den falschen Knopf und hupe einen unschuldigen Passanten an, wenn ich versuche, den Radiosender zu wechseln - ich weiß also wirklich nicht, wie die modernen Formel-1-Fahrer damit zurechtkommen..."

Frage: "Wie managest du das Team?"
Saunt: "Ich versuche sicherzustellen, dass jeder seine Stärken ausspielen kann und dass jeder versteht, welche Rolle er bei der großen Aufgabe Formel 1 spielt. Ich erwarte, dass jeder immer sein Bestes gibt und ich mag wirklich keine Überraschungen - außer an meinem Geburtstag."