• 06.07.2004 18:54

Renaults Analyse des Frankreich-Grand-Prix

Innerhalb von vier Runden drehte sich die Situation im Großen Preis von Frankreich. Was passierte in dieser Zeit?

(Motorsport-Total.com) - Bis in die 30. Runde waren die Positionen am Sonntag anscheinend klar bezogen: Der französische Grand Prix sah aus wie ein paralleles Sprintrennen zwischen Fernando Alonso und Michael Schumacher. Bis der Deutsche in eben jener Runde seinen zweiten Boxenstopp einlegte. Fernando hatte sich von der Pole Position die Führung gesichert.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso vor Michael Schumacher

Alonso konnte sich 31 Runden vor Michael Schumacher halten

Mit seinem Halt in Runde 14 baute er den Abstand zu Schumacher, der in Runde elf gehalten hatte, auf vier Sekunden aus, bevor der Ferrari-Pilot sich wieder heranarbeitete. Aus Renault-Sicht war das Feld für eine Verteidigungsschlacht um die Spitze gerichtet. In Wirklichkeit handelte es sich aber mehr um ein Katz-und-Maus-Spiel. Denn die Scuderia Ferrari wusste: Wenn sie Schumacher vor Alonso bringen könnten, würde der die überlegene Performance seines F2004 ausspielen können.#w1#

Schumachers zweiter Stopp war zu diesem Zeitpunkt mit 19,425 Sekunden Zeitverlust der schnellste des Rennens und wurde nur noch von seinem vierten Boxenbesuch unterboten. Der Effekt: Ab diesem Zeitpunkt hatte er keinen direkten Gegner mehr um sich und realisierte plötzlich Rundenzeiten, die drei oder vier Zehntelsekunden schneller waren als seine bisherigen. Der Vergleich der Zeiten zwischen Alonso und Schumacher in dieser Phase belegt den Unterschied:

Bevor er zum zweiten Mal hielt, kam der Weltmeister selbst bei relativ freier Fahrt nicht unter 1.15.761 Sekunden (Runde 8). In den Umläufen 31 und 32 holte er sich dann schlagartig den Vorsprung, den er brauchte, um vor dem Renault zu fahren. Doch es war eng: Die Renault-Mechaniker schafften den drittschnellsten Stopp des Tages und schickten Alonso nach 19,791 Sekunden wieder auf den 'Circuit de Nevers'.

Als entscheidend erwies sich, dass Fernandos "in-lap" eine halbe Sekunde langsamer war als die seines Gegners und er trotz der guten Arbeit vier Zehntel beim Tanken verlor. Vor diesem Hintergrund ist die "out-lap" des Spaniers - die fast zwei Zehntel schneller war als die Schumachers - umso beeindruckender.

Nach diesem Halt nutzte Fernando seine frischen Michelin-Pneus voll aus und hielt die Pace des führenden Ferrari. Leider fiel die Leistung der Reifen später etwas ab und Alonso musste sich mit einem Rhythmus von 1.16er-Runden begnügen, während Schumacher den Abstand herausfuhr, den er für seinen Extrastopp benötigte. Ein Blick auf die besten Runden der jeweiligen Stints der zwei Ersten zeigt, wie verblüffend der Deutsche seine Gangart verschärfte:

Im ersten Abschnitt fuhr Fernando souverän vor Schumacher. Im zweiten Stint sah er sich mit einem aufkommenden Ferrari konfrontiert. Dennoch war sich das Renault-Team jetzt sicher, dass der R24 dem F2004 heute ebenbürtig wäre. Immerhin hatte sich Alonso drei Zehntelsekunden vor Schumacher qualifiziert - und das mit einer schwereren Spritladung.

Plötzlich aber drehte der Champion unglaublich schnelle Runden und verschaffte sich die nötige Luft für die siegbringende Strategie von vier Stopps. Zwar entschieden nicht diese Runden selbst das Rennen - aber sie waren der Wendepunkt des Grand Prix und das Zeichen, dass er mit einer riskanteren Taktik siegen könnte. Und hätte Ferrari ihn nicht mit dem schnelleren zweiten Tankvorgang in Front gebracht, liegt die Vermutung nahe, dass die Rechnung der Italiener nicht aufgegangen wäre...