• 28.08.2012 19:31

  • von Dominik Sharaf

Räikkönen gewährte Lotus einen Vertrauensvorschuss

Der Finne traut der Truppe aus Enstone auch ohne die personellen Kapazitäten von Ferrari zu, sich dauerhaft an der Spitze zu etablieren - Vor Absturz nicht gefeit

(Motorsport-Total.com) - Nicht wenige Formel-1-Fans schüttelten mit dem Kopf, als Kimi Räikkönen im Winter sein Formel-1-Comeback bekanntgab. Dass der Finne überhaupt in die Königsklasse zurückkehrte, mag mancher schon für eine Fehlentscheidung haben. Dass der Finne sich aber ausgerechnet beim damaligen Renault-Team, das mit Witali Petrow und Bruno Senna unter ferner liefen gurkte, verpflichtete, erschien ein Rätsel. "Wer zurückkehrt, geht immer ein Risiko ein", erklärt Räikkönen rückblickend gegenüber 'Autosport'.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier (Lotus-Teamchef), Kimi Räikkönen, Romain Grosjean

Ein starkes Team: Räikkönen (links), Boullier und Grosjean arbeiten hart Zoom

Der "Iceman" gibt sich abgeklärt: "Manchmal wählt man das richtige Team, manchmal nicht. So spielt das Leben." Und für Räikkönen führte es keine Tragödie auf, auch wenn der erste Sieg mit Lotus noch auf sich warten lässt. "Ich bin sehr glücklich damit, wie sich die Dinge entwickelt haben. Die Leute sind großartig und ich genieße es", bestätigt er. Die Zahlen untermauern den sportlichen Erfolg: Fünf mal stand Räikkönen auf dem Podium, der WM-Titel scheint möglich.

Lotus, die Workaholic-Truppe

Ein glücklicher Zufall, dass ausgerechnet Lotus im Winter der Quantensprung gelang? "Es gab Jahre, in denen ich bei Spitzenteams war und wir eine schlechte Saison hatten. Die folgende war dann komplett anders", so der 32-Jährige über seine bisherigen Erfahrungen bei McLaren und Ferrari. Enstone genoss sein Vertrauen, aber war dort ein Spitzenteam beheimatet? "Lotus ist noch immer eines der größten und befindet sich in dieser Position. Es gibt die gleichen Mittel, um das schnellste Auto zu bauen."

Lotus ist quantitativ nicht so stark besetzt wie seine Ex-Rennställe, doch Räikkönen hebt besonders den Arbeitseifer hervor, der die Truppe um Eric Boullier verbindet: "Die Mitarbeiter haben das Wissen und den Willen." Die relative Schwäche 2011 erklärt er damit, dass mit der Entscheidung, ein ganz anderes Auto zu bauen als die Konkurrenz, der falsche Weg eingeschlagen wurde. "Es gab keinen Weg zurück. Sie sahen schlechter aus, als sie tatsächlich waren. Ich glaubte, sie hätten daraus gelernt."

Schlagen McLaren & Co. zurück?

Aus diesen Erkenntnissen will Räikkönen keine voreiligen Schlüsse für 2013 ableiten. "Wir müssen zunächst auf dieses Jahr schauen. Ich will bei jedem Rennen so gut wie möglich abschneiden", unterstreicht er und bezeichnet Details als entscheidende Kriterien: "Es kann in einem Jahr gut laufen, aber wir haben es schon bei den größten Teams erlebt, dass es im darauffolgenden ganz bitter wurde. Man könnte glauben, wir würden uns stetig verbessern, aber das weiß man eben nie."

Für die verbleibenden Rennen ist Räikkönen gewarnt vor den Formel-1-Imperien, die schon nach der Sommerpause zurückschlagen könnten: "Gewöhnlich sind es die großen Teams, die nicht gut starten und sich dann erholen. Wir haben das bei Ferrari erlebt. Sie haben sich verbessert und sind nun das beste Team." Und ausgerechnet nach Maranello werden Räikkönen Kontakte nachgesagt.

Formel-1-Liveticker

Folgen Sie uns!