• 19.02.2010 13:04

  • von Stefan Ziegler

Piero Ferrari: "Enzo war immer da"

Der Sohn des legendären Enzo Ferrari über die Ansichten seines Vaters, die Vorbereitungen des Rennteams und ein mögliches drittes Auto

(Motorsport-Total.com) - Wenige Wochen vor dem Start in eine neue Rennsaison gedenkt Ferrari dem Firmengründer: Der 18. Februar ist das Geburtsdatum des großen Enzo Ferrari, auch wenn in amtlichen Dokumenten der 20. Februar als Geburtstag der italienischen Rennlegende genannt wird. Einig sind sich die Ferraristi indes dabei, dass "Il Commendatore" nicht viel vom heutigen Formel-1-Testreglement halten würde.

Titel-Bild zur News: Piero Ferrari

Piero Ferrari glaubt, dass sein Vater wenig Freude am neuen Testreglement hätte

Den Teams stehen in diesem Jahr lediglich vier Testwochen zur Verfügung, um die neuen Boliden auf die Rennsaison vorzubereiten. Sobald in Bahrain die Ampeln verlöschen, tritt das Testverbot in Kraft, das Probefahrten bis zum Jahresende untersagt. "Enzo wäre voll und ganz dagegen gewesen. So viel steht fest", meint Piero Ferrari, Sohn des großen Enzo und Vizevorsitzender des Ferrari-Konzerns.#w1#

Enzo Ferrari musste seine Autos fahren sehen

"Er musste die Formelautos einfach auf der Rennstrecke erleben. Er brauchte diese technische und körperliche Erfahrung unbedingt", meint Ferrari. "Sobald ein Auto vorgestellt war und seine ersten Runden in Fiorano gedreht hatte, wollte er, dass der Wagen kontinuierlich getestet wurde." Ein derart straffes Testreglement hätte der "Commendatore" laut seinem Sohn Piero "niemals akzeptiert."

"Man sollte nicht vergessen, dass die Rennstrecke in Fiorano exakt zu diesem Zweck gebaut wurde - und dafür, die sogenannten Shakedowns vor jedem einzelnen Rennen durchzuführen. Enzo war immer da und schaute zu, wie seine Rennwagen auf die Reise gingen", gibt Ferrari zu Protokoll und fügt an, dass der legendäre Enzo "sicherlich glücklich" mit der Fahrerwahl der Scuderia gewesen wäre.

"Enzo war immer da und schaute zu, wie seine Rennwagen auf die Reise gingen." Piero Ferrari

"Mehr als alles andere hätte er ihre Qualitäten und ihre Leidenschaft geschätzt", vermutet der Vizevorsitzende des italienischen Sportwagenherstellers und gibt sich vor der neuen Formel-1-Saison betont gelassen: "Ich bin ganz entspannt. Wir haben einige exzellente Entscheidungen getroffen. Felipe ist vollkommen wiederhergestellt und Fernando hat sich sehr gut in das Team eingefügt."


Fotos: Ferrari, Testfahrten in Jerez


Ferrari würde ein drittes Auto gutheißen

"Das Auto verhält sich prima, also bin ich zuversichtlich. Wichtig ist, dass wir uns wieder über Motorsport unterhalten", hält Ferrari fest. "Wir sollten zusehen, dass die Duelle in diesem Jahr auf der Rennstrecke und nicht vor Gericht ausgetragen werden. Die Formel 1 ist wieder eine Herausforderung in Bezug auf den Sport und die Technologie - und nichts anderes", sagt der Sohn von Enzo Ferrari.

Der Italiener kann sich darüber hinaus gut vorstellen, weitere Ferrari-Rennwagen im Starterfeld zu sehen: "Ich stimme Luca di Montezemolo vollkommen zu, wenn er sagt, dass es die Möglichkeit zum Einsatz eines dritten Fahrzeugs geben sollte. Dieses Auto könnte dann von kleineren Teams an den Start gebracht werden - oder vielleicht so, wie wir das in den 1970er-Jahren gemacht haben."

"Die Formel 1 ist wieder eine Herausforderung in Bezug auf den Sport und die Technologie." Piero Ferrari

"Privatteams haben damals oft die Vorjahresautos der größeren Teams ins Rennen geschickt. Man kann also durchaus über die Einführung eines dritten Fahrzeugs nachdenken. Das würde für mehr Spannung und geringere Kosten sorgen", meint Piero Ferrari im Hinblick auf die neuen Rennställe in der Formel 1, die "möglicherweise Probleme bekommen oder nicht einmal teilnehmen können."