Petrow: "Renault-Entscheidung für mich war richtig"

Witali Petrow hat in den ersten Rennen gezeigt, dass er sich sein Cockpit bei Renault verdient hat - Der Russe über seinen schwierigen Weg in die Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Renault-Pilot Witali Petrow ist fulminant in seine zweite Formel-1-Saison gestartet. In Australien kletterte er als Dritter auf das Podium und war somit der erste Russe, dem das gelang. Auch beim zweiten Rennen in Sepang war der 26-Jährige auf Punktekurs, bis er durch einen Fahrfehler ausschied. Zuletzt in China gab es mit Platz neun wieder zwei Punkte. Petrow ist in der Formel 1 angekommen. In seiner ersten Saison lief es noch ziemlich harzig.

Titel-Bild zur News: Witali Petrow

In Australien klertterte Witali Petrow zum ersten Mal auf das Podium

Es gab viele Gerüchte, dass der Russe sein Cockpit abgeben würde müssen. In Ungarn zeigte Petrow mit einer starken Fahrt im Rennen erstmals sein Talent. Ins Rampenlicht fuhr er sich beim Saisonfinale in Abu Dhabi, als er Fernando Alonso im Ferrari hinter sich halten konnte. Der Spanier verlor so seine Titelchance und hat mit Petrow seither kein Wort gewechselt.

"Ich muss nicht mit ihm sprechen und ich muss es auch gar nicht versuchen", wird Petrow von 'Thenational.ae' zitiert. "Wenn er mit mir reden will, dann kann er gerne kommen, aber ich glaube nicht, dass wir über etwas sprechen müssen." Renaul-Teamchef Eric Boullier hat Petrow sein Vertrauen geschenkt und den Vertrag verlängert.

Bislang hat sich diese Entscheidung ausgezahlt, doch für Petrow war die Ungewissheit lange Zeit nicht leicht. "In der vergangenen Saison gab es in der Presse viel Blabla. Natürlich habe ich den Druck gespürt. Ich war in viele Unfälle verwickelt und konnte mein Potenzial nicht zeigen. Es gab über den Winter eine lange und detaillierte Diskussion. Abu Dhabi war für meine Zukunft in der Formel 1 wichtig, denn ich konnte zeigen was ich kann."

Übersiedlung nach England

Trotzdem war nicht dieses eine Rennen ausschlaggebend für den Verbleib bei Renault. Petrow hat seine Heimatstadt Wyborg in Russland verlassen und sich nahe der Teambasis in Oxfordshire angesiedelt. Dieser Schritt war für Teamchef Boullier ein klares Zeichen. "Natürlich hat ihm das Rennen in Abu Dhabi geholfen, aber es war nicht der einzige Grund."

"Über die Saison gesehen war Witali einige Male schneller als Robert Kubica." Eric Boullier

"Über die Saison gesehen war Witali einige Male schneller als Robert Kubica. Er hatte starke Wochenenden in Budapest und Abu Dhabi. Er hat auch seinen Einsatz gezeigt. Mit seiner Übersiedlung nach England hat er klar sein Engagement gezeigt. Gleichzeitig haben wir Veränderungen im Team vorgenommen, damit er besser versteht, was wir von ihm erwarten und wollen."


Fotos: Renault, Großer Preis von China


In der Region um Wyborg hat Petrows Karriere begonnen. Er versuchte sich in mehreren Sportarten, darunter Boxen, Karate und Fußball - mit mäßigem Erfolg. Anschließend half ihm sein Vater Alexander bei seinen ersten Schritten im Motorsport. Petrow fuhr Tourenwagen von Lada auf Eis in St. Petersburg. 2002 hat der heute 26-Jährige den Lada-Cup mit fünf Pole-Positions und fünf siegen in fünf Rennen gewonnen.

"Ich glaube, die Eisrennen helfen mir in der Formel 1, denn auf diesem Untergrund fühlt man besser, wenn das Auto anfängt zu rutschen und sich bewegt." Im Gegensatz zu vielen anderen Rennfahrern ist Petrow nie Kart gefahren. "Wenn erfahrene Leute wie Schumacher und Alonso sagen, das Kartfahren eine große Hilfe ist, dann wird es stimmen. Da ich es nie getan habe, kann ich nicht sagen, wie es mich beeinflusst."

Popularität in Russland steigt

Der Grund, warum Petrow in seiner Jugend nicht im Kart saß ist simpel, denn in Russland ist der Motorsport immer noch eine Randerscheinung. Langsam beginnt sich auch dort etwas zu bewegen. Immer mehr Journalisten sind im Paddock zu sehen. Auch Firmen steigen als Sponsor ein, wie der Sportwagenhersteller Marussia bei Virgin zeigt.

Witali Petrow

Fernando Alonso kennt das Heck des Renault mittlerweile auswendig Zoom

"Boxen und Eishockey sind sehr populär, aber der Motorsport nicht", findet Petrow. "Es gibt nicht viel Rennsport dort. Wir hatten ein paar Strecken, aber die wurden geschlossen. Jetzt haben wir keine, aber es wird wieder gebaut. Die Leute in Russland beginnen damit, die Formel-1-Rennen zu verfolgen, weil ich hier bin und wir ein russisches Team haben. Wir werden bald einen Grand Prix haben. Es bewegt sich definitiv in die richtige Richtung."

Einige russische Firmen unterstützen auch den Renault-Rennstall finanziell, darunter Lada und Sibur Petrochems. Das hat Petrows Vertragsverlängerung sicher auch begünstigt, war aber nicht ausschlaggebend, wie Boullier sagt. "Es war keine leichte Entscheidung, denn ich hätte keine Ausreden gehabt, wenn er ein zweites Jahr versagt hätte. Ich habe viel mit ihm gesprochen, um zu verstehen was falsch gelaufen war, und warum ihm all diese Fehler unterlaufen waren."

Nach dem positiven Saisonstart in Übersee ist etwas Druck von Petrow abgefallen. "Es ist gut, dass ich jetzt die Strecken kenne und weiß wie der Sport funktioniert. Selbst wenn ein Problem auftritt, weiß ich, wohin ich gehen und was ich tun muss. Ich kann bei der Entwicklung des Autos mehr helfen. So wie die Saison gestartet ist, bin ich mir sicher, dass das Team keine falsche Entscheidung mit mir getroffen hat."