• 29.10.2010 00:26

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Mosley lehnt Ecclestones Comeback-Angebot ab

Bernie Ecclestone sehnt sich offenbar nach seinem alten Freund Max Mosley, der kann sich aber nicht vorstellen, an die Spitze der FIA zurückzukehren

(Motorsport-Total.com) - Bereits seit einigen Wochen geht das Gerücht um, dass Max Mosley hinter den Kulissen einen Putsch planen soll, weil er mit der von seinem Nachfolger Jean Todt vorgeschlagenen Strukturreform der FIA nicht einverstanden ist. Doch der frühere FIA-Präsident scheint an einer Rückkehr an die Spitze des Automobil-Weltverbandes nicht interessiert zu sein.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Max Mosley

Bernie Ecclestone und Max Mosley wird es nicht mehr gemeinsam geben

Eine solche hatte ihm Bernie Ecclestone schmackhaft gemacht: "Ich wollte nicht, dass Max geht. Es wäre schön, wenn er zurückkommen sollte", so der Formel-1-Geschäftsführer im Interview mit der 'BBC'. "Ich schätze, wir könnten die FIA zurückdrehen und wieder das einführen, was wir damals als FISA und FIA kannten. Max könnte Präsident der FIA sein und Jean könnte sich als Präsident der FISA um die sportliche Seite kümmern."

Teams hätten mit Mosley keine Freude

Die FISA (Fédération Internationale du Sport Automobile) war bis 1993 jene Abteilung innerhalb der FIA, die nur für den Motorsport zuständig war. Für Todt wäre der (derzeit ohnehin nicht existente) Posten des FISA-Präsidenten also eine Degradierung, während Mosley als FIA-Präsident wieder sein altes Amt einnehmen würde, aber keinen direkten Einfluss mehr auf die Formel 1 hätte. Aber würden die Teams ein Mosley-Comeback überhaupt akzeptieren?

"Denen wäre das egal", glaubt Ecclestone. "Wenn man heute irgendjemanden fragen würde, ob er etwas dagegen hat, dass Max Präsident der FIA wird, dann würde sich glaube ich niemand beschweren." Man sagt dem 80-Jährigen nach, dass ihm ein FIA-Präsident Mosley lieber wäre als ein FIA-Präsident Todt, wenn es darum geht, die Zukunft der Formel 1 gemeinsam zu steuern und Vertragsinhalte zu verhandeln, bei denen es um viel Geld geht.

Doch Ecclestones Wunsch wird wohl ohnehin ein Wunsch bleiben, denn Mosley schließt ein Comeback in der Formel 1 aus: "Ich denke nicht", antwortet er im 'BBC'-Interview auf die Frage, ob er Ecclestones Angebot, in die Königsklasse zurückzukehren, in Betracht ziehen würde. "Ich glaube, meine Formel-1-Tage sind vorbei. Ich widme mich jetzt anderen Dingen. Natürlich verfolge ich die Formel 1 noch mit Interesse, aber man sollte nie zurückgehen."

¿pbvin|512|3223||0|1pb¿"Es ist sehr nett von Bernie, das zu sagen, aber Tatsache ist, dass Jean übernommen hat", freundet sich der umstrittene Brite mit seinem neuen Leben an. "Ich habe mich trotz gewisser Kritik stark für Jean eingesetzt. Ich glaube, er kann diese Arbeit erledigen, und ich wünsche ihm Erfolg, weil ich dafür verantwortlich bin, dass er jetzt da ist." Bekanntlich hatte Mosley im FIA-Präsidentschaftswahlkampf 2009 Todt gegen den Gegenkandidaten Ari Vatanen in Position gebracht.

"Das Letzte, was ich möchte, ist, mich in das einzumischen, was Jean jetzt macht. Man muss ihm eine Chance geben, die Sache auf seine eigene Weise zu machen, die anders sein wird als meine, aber vielleicht in vielerlei Hinsicht besser", gibt der Sohn des 1980 verstorbenen britischen Faschisten Oswald Mosley zu Protokoll. "Ich halte es für sehr freundlich, wenn Bernie sagt, dass ich zurückkommen soll, aber die Wahrheit ist, dass das nicht das Richtige für mich wäre."

Mosley fühlt sich noch verantwortlich

Spekulationen, wonach er vom FIA-Senat aus, dem er immer noch angehört, anstreben könnte, wieder die Macht zu übernehmen, bezeichnet Mosley als "reines Gerücht". Er verfolge die Formel 1 nur noch "aus der Entfernung". Und: "Manchmal fühle ich mich diese Saison verantwortlich, denn wenn etwas schief läuft, ist es bis zu einem gewissen Grad noch meine Verantwortung. Nächstes Jahr wird das weiter weg sein, sodass ich sagen kann, es liegt nicht an mir."

Bernie Ecclestone und Jean Todt

Mit der Arbeit von Jean Todt ist Bernie Ecclestone offenbar zufrieden Zoom

Die Formel 1 fehle ihm zudem "nicht wirklich, denn ich habe das so lange gemacht und wollte eigentlich schon 2004 aufhören. Ich bin zurückgetreten, aber dann haben sie gesagt: 'Du kannst nicht gehen, es gibt keinen Nachfolger!' Ich hatte damals schon im Kopf, dass Jean Todt eines Tages übernehmen sollte. Der Plan war, das 2005 zu tun, aber dann konnte er nicht, weil ihm bei Ferrari dieser Job gegeben wurde (Generaldirektor; Anm. d. Red.). Also dauerte es länger als gewollt."

"Als ich dann ging, war ich dafür bereit", behauptet der 70-Jährige, der sich derzeit vor allem mit seiner Klagewelle gegen verschiedene Zeitungen, die 2008 über einen Sadomaso-Skandal aus seinem Privatleben berichteten, beschäftigt. Ecclestone entgegnet indes auf die Frage, ob es seit Mosleys Rücktritt weniger Skandale in der Formel 1 gebe, folgendermaßen: "Sieht so aus, nicht wahr? Es sieht sicherlich danach aus..."

Mit der bisherigen Arbeit von Nachfolger Todt ist Ecclestone trotz aller Unkenrufe zufrieden: "Er war mit anderen Dingen beschäftigt und er hat die Formel 1 sich selbst überlassen, was richtig ist, weil sie sich in gutem Zustand befindet, was die FIA-Bereiche angeht. Ich glaube, das versteht er. Ich glaube, er ist glücklich darüber, dass wir uns um die Weltmeisterschaft kümmern", zerstreut er die Gerüchte über einen Machtkampf mit Todt.