• 21.04.2013 21:26

  • von Christian Nimmervoll & Roman Wittemeier

Mercedes: Die zwei Seiten der silbernen Medaille

Lewis Hamilton bekommt den Mercedes im Bahrain-Rennen in den Griff, Polemann Nico Rosberg wird hoffnungslos durchgereicht - Viel Arbeit bei den Silbernen

(Motorsport-Total.com) - Am Samstag grinste Nico Rosberg und Teamkollege Lewis Hamilton schaute finster drein, am Sonntag war das Mienenspiel genau umgekehrt. Die Mercedes-Welt kehrte sich im Grand Prix von Bahrain komplett um. Polemann Rosberg hatte sich zum Start zwar kurz in Führung halten können, aber es war nur ein kurzes Feuerwerk. Stark abbauende Hinterreifen zwangen ihn zu vier Boxenstopps. Am Ende ergatterte er als Neunter gerade einmal zwei Punkte.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Sergio Perez

Nico Rosberg hatte im Grand Prix von Bahrain kaum Chancen auf Erfolg Zoom

"Nach drei Kurven der ersten Runde wusste ich, dass das heute nichts wird", fasst Rosberg sein enttäuschendes Rennen in aller Kürze zusammen. "Bei Nico ging es rückwärts, auch der Hinterreifen am Schluss. Lewis ist mit den Reifen etwas besser umgegangen, deshalb konnte er Webber noch überholen, aber ganz vorne nicht mitfahren. Es kommt wirklich drauf an, wie du mit diesem Reifenfenster wirklich auch mit Fahrweise die Reifen auf einer normalen Temperatur hältst", erklärt 'RTL'-Experte Niki Lauda.

Der britische Neuzugang im Lager des deutschen Werksteams arbeitete sich am Rennmitte konsequent nach vorn. Hamilton holte als Fünfter zehn weitere Zähler. Er liegt in der Gesamtwertung auf Rang drei sogar vor Ferrari-Star Fernando Alonso. "Wenn die Reifentemperaturen zehn Grad zu hoch gehen, dann gehen sie kaputt und da kann man mit Fahrweise nichts mehr machen. Das hat Lewis heute sehr gut gemacht", lobt Lauda seinen Schützling aus dem Mercedes-Team.

Durchatmen nach dem "Problemrennen"

"Ich bin extrem froh und glücklich", gibt Hamilton nach seiner starken Fahrt zu Protokoll. "Es hat am Ende Spaß gemacht. Zu Anfang ging gar nichts, ich wurde einfach durchgereicht, ich war total langsam. Urplötzlich im zweiten oder dritten Stint wurde das Auto viel besser. Im Training war der Wagen ohnehin gut gewesen, im Qualifying nicht ganz so. Irgendwie gab es einen Reset und alles war wieder normal - ein Unterschied wie Tag und Nacht."

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton kam am Sonntag in Bahrain mit drei Boxenstopps aus Zoom

"In der ersten Rennhälfte war es wirklich langweilig. Ich konnte nicht mithalten, nicht fighten. Nach dem zweiten Stint war wieder Speed im Auto, ich konnte die große Lücke nach vorne wieder zufahren", berichtet der Brite. Hamilton, der zwischenzeitlich außerhalb der Top 10 gelegen hatte, arbeitete sich sukzessive nach vorn und verdrängte in einem großartigen Duell kurz vor dem Ende Mark Webber noch von Rang fünf. "Es war tolles Racing, fair und hart", sagt er.

"Ich konnte natürlich nicht voll angreifen. Man muss Reifen schonen und Benzin sparen", so Hamilton, der schon zur Rennmitte aufgefordert wurde, ein mageres Gemisch und einen leichten Gasfuß zu wählen. "Es wird genau ausgerechnet, wie viel Sprit du im Durchschnitt brauchst. Jedes Gewicht in den ersten Runden haut dir die Reifen früher zusammen. Damit kalkuliert man, dass man am Anfang fünf Kilo leichter fährt und man mit den Reifen über die gesamte Distanz kommt", erklärt Lauda. "Das macht jedes Team, das muss man machen. Das macht genauso Red Bull."

Mit möglichst wenig Sprit ins Rennen

Auf den Speed von Hamilton wirkte sich das Benzinsparen nicht aus. Der Brite atmet nach dem Ritt in der Wüste erst einmal durch: "Das war absehbar das schwierigste Rennen für uns. Das haben wir erst einmal hinter uns. Gott sei Dank!" Nun ist der Blick auf Barcelona gerichtet. "Ich habe ein gutes Gefühl. Ich bin ganz froh, dass wir jetzt stehen, wo wir sind. Wir sind nicht weit weg. Wenn uns schnell der nächste Schritt gelingt, dann sind wir gut dabei", meint der Ex-Weltmeister.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Bahrain, Sonntag


"Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Das wissen alle im Team. Aber mit den Ergebnissen aus den ersten vier Rennen des Jahres kann ich zufrieden sein", sagt Hamilton. Die Statistik unterstreicht dies. Der Brite hat aus vier Rennen 50 Punkte geholt. Das ist mehr als Michael Schumacher in der gesamten Vorsaison eingefahren hatte (49 Zähler aus 20 Saisonrennen). Dennoch drückt Hamilton bei Mercedes auf die Tube. Das Team dürfe nicht nachlassen, sich konsequent zu verbessern.

"Ich bin voll seiner Meinung. Ich bin am Dienstag schon wieder in England. Alles muss man analysieren. Normal weiterarbeiten, was wir eh tun. Das wird ab Dienstag passieren", verspricht Lauda in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Formel-1-Teams. "So extrem ist die Schwäche gar nicht", meint Alexander Wurz. "Immer noch nicht sensationell, aber Mercedes hat vielleicht die Hälfte des Mankos mit den Reifen wettgemacht. Sie sind immer noch diejenigen, die den Hinterreifen am meisten beanspruchen. Das wird ihnen auf manchen Strecken zugute kommen, auf anderen nicht."