• 23.03.2013 15:26

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

McLaren: Whitmarsh erkennt Fortschritte

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh scheut sich auch in schwierigen Zeiten nicht vor der Verantwortung: "Gehört zum Job" - Vorjahresauto (noch) kein Thema

(Motorsport-Total.com) - McLaren hat einen überraschend mäßigen Start in das Rennjahr 2013 hingelegt. Beim Saisonauftakt in Melbourne konnte Jenson Button mit Mühe und Not zwei Zähler einfahren, sein Teamkollege Sergio Perez ging leer aus. Der neue McLaren-Mercedes MP4-28 hält bislang überhaupt nicht, was sich die Techniker beim Bau des Boliden versprochen hatten. Das Fahrzeug ist schwierig abzustimmen, hat zu wenig Abtrieb und nutzt die neue Generation von Reifen nicht ausreichend gut.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

Martin Whitmarsh bekommt immer mehr graue Haare: Bei McLaren läuft es nicht Zoom

"Das Auto ist nun schon etwas besser, aber natürlich noch lange nicht optimal", erkennt Teamchef Martin Whitmarsh am Malaysia-Wochenende erste Fortschritte. Button hatte dies vor allem am Samstag in Sepang andeuten können. "Die Experimente, die wir hier in den Trainings gemacht haben, waren wichtig. Wir haben bedeutende Daten sammeln können, die nun wieder zurück nach Woking gehen. Auf Grundlage dessen wollen wir zum Rennen in China einen spürbaren Fortschritt schaffen", verspricht Whitmarsh.

Nach der Pleite von Melbourne wurden schnell Stimmen laut, die von einem bevorstehenden Wechsel auf das alte McLaren-Modell sprachen. "Es gab einige Spekulationen, aber wir haben klargestellt, dass wir hart daran arbeiten, unser jetziges Auto zu verstehen. Wir versuchen, ein Siegerauto daraus zu machen", stellt der Teamboss klar. Aber: "Alles gilt als mögliche Option. Wir schließen niemals etwas kategorisch aus."

MP4-28 soll ein Siegerauto werden

"Ich denke, dass wir aus dem aktuellen Auto ein Siegerauto machen werden. Vielleicht nicht so schnell, wie ich es mir wünschen würde. Ich würde gern schon morgen gewinnen", erklärt der Brite, der sich der Unterstützung des gesamten Teams sicher ist. "Unsere Fahrer werden alles tun, um das zu erreichen. Aber wir geben ihnen dafür wahrscheinlich nicht das entsprechende Material. Beide könnten siegen, wenn wir ihnen nur ein ausreichend gutes Auto geben würden."

"Wir arbeiten hart und werden wieder in eine Position kommen, aus der heraus wir gewinnen können. Wir hatten schon früher manchmal Schwächephasen und haben diese überwunden", blickt Whitmarsh nach vorn. "Wir müssen das Auto verbessern. Es muss weniger sensibel, dafür besser fahrbar werden. Kleine Schritte sind uns schon gelungen, aber es müssen noch viele weitere Fortschritte kommen. Beide Piloten verhalten sich in dieser schwierigen Phase fantastisch. Beide treten als Führungspersönlichkeiten und Antreiber auf. Dafür danke ich ihnen."

"Es gibt kein Geheimnis, wie man in der Formel 1 erfolgreich wird. Es ist völlig klar, dass man hart arbeiten und die richtigen Entscheidungen treffen muss", erklärt Whitmarsh mit Sorgenfalten auf der Stirn. Der Wettlauf um Rennsiege 2013 wird zum erheblichen Kraftakt. Da im kommenden Jahr ein neues Reglement eingeführt wird, müssen jetzt schon viele Ingenieure am Konzept für 2014 arbeiten. Hinzu kommt, dass man Verbesserungen nicht bei Tests, sondern nur an Rennwochenenden erzielen kann.


Fotos: McLaren, Großer Preis von Malaysia


"Das macht die Sache nicht einfacher. Auf der anderen Seite sieht jeder, was wir alles unternehmen. Wir haben allein an diesem Wochenende immer wieder Versuche gefahren. Wir haben Experimentalteile am Auto, haben Aerodynamiktests absolviert, haben an der Bodenfreiheit gearbeitet und vieles mehr", sagt der Brite. "Normalerweise bekommen Piloten zum Rennwochenende ein fertiges Auto, mit dem sie über Setup an die Grenzen gehen können. Das ist natürlich etwas eingeschränkt, wenn man experimentieren muss, weil es keine Tests gibt. Aber so sind die Regeln nun einmal."

Whitmarsh trägt die Verantwortung

"Ich bin nicht derjenige, der das Auto schneller machen kann. Wir müssen das gemeinsam als Team hinbekommen. Ich zeige nicht mit dem Finger auf irgendjemanden, auch nicht auf Leute, die vielleicht nicht mehr im Team sind. Das ist nicht meine Art, mit so etwas umzugehen", stellt sich Whitmarsh vor seine Mannschaft. "Ich bin als Teamchef verantwortlich. Wenn alles gut läuft, dann ist es einfach, wenn es - wie jetzt gerade - nicht gut läuft, dann bekomme ich unangenehme Fragen gestellt. So ist es in diesem Job."

"Wir haben uns im August vergangenen Jahres entschieden, beim Bau des neuen Autos gewisse Risiken einzugehen. Leider haben wir auf unserem Weg ein wenig die richtige Richtung verloren. Tatsache ist, dass wir zu lange gebraucht haben, um dies zu realisieren. Nun reagieren wir mit allen Mitteln", erklärt Whitmarsh. "Natürlich war auch ich in diese Entscheidung eingebunden. Die Voraussetzung war, dass uns Red Bull im vergangenen Jahr lange Zeit erheblich voraus war. Dann treffen Menschen, die Siegesambitionen haben, eben auch Entscheidungen, die ein gewisses Risiko mit sich bringen."

Sergio Perez

Die McLaren-Techniker arbeiten am Malaysia-Wochenende intensiv am Auto Zoom

"Ich war in meiner bisherigen Karriere an über 100 Grand-Prix-Siegen irgendwie beteiligt, habe also ziemlich oft einiges richtig gemacht. Das macht natürlich viel mehr Freude als die Zeiten, wo es nicht so läuft. Wenn man als Teamchef antritt, dann übernimmt man aber selbstverständlich auch dafür die volle Verantwortung", stellt der Teamchef klar. Forderungen von McLaren-Fans nach einer Rückkehr von Ron Dennis begegnet er mit den Worten: "Ob das passieren wird, müsste man die Teilhaber fragen - nicht mich. Vielleicht liegt es daran, dass Ron mittlerweile nahezu unsichtbar erscheint und sie Sehnsucht haben."

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