Massa: "Michael wird auch nicht jünger"

Fernando Alonso, Sebastian Vettel und Felipe Massa schätzen das Formel-1-Comeback von Michael Schumacher rückblickend als schwierig ein

(Motorsport-Total.com) - Ob sich Michael Schumacher im Herbst 2009 vorgestellt hat, dass er bei seinem Comeback in der Formel 1 keinen einzigen Sieg holen wird? Drei Grands Prix wird der Rekordweltmeister in seiner außergewöhnlichen Karriere noch bestreiten. In Abu Dhabi stehen die Voraussetzungen auf einen 92. Triumph nicht positiv, denn der Mercedes-Pilot wird von Startplatz 13 angreifen. Ein altes Sprichwort besagt aber, dass die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, und in der Formel-1-Geschichte ist schon viel passiert. Trotz der Erfolglosigkeit ist "Schumi" immer noch eine Lichtgestalt des Motorsports. Wo auch immer er auftritt, die Leute kennen ihn und reißen sich um ein Autogramm oder ein gemeinsames Foto.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Felipe Massa

Im Jahr 2006 waren Michael schumacher und Felipe Massa Teamkollegen Zoom

Die meisten seiner aktuellen Gegner bewundern Schumacher nicht nur für seine Erfolge, sondern auch für seinen Ehrgeiz, seinen Einsatz und seine Einstellung zur Formel 1. Als Fernando Alonso 2005 zum ersten Mal Weltmeister wurde, meinte er, der Titelgewinn hat viel Bedeutung, weil Schumacher noch aktiv war. In den drei Comeback-Jahren waren die beiden WM-Gegner von 2006 selten auf der Strecke Konkurrenten. Alonso hat bei Ferrari das Zepter übernommen, während Schumacher Mercedes nicht zu einem Seriensieger führen konnte.

Deshalb findet Alonso das Comeback auch schwierig. "Es war schwierig für ihn. Er ist nicht mit einem konkurrenzfähigen Auto zurückgekehrt. Ich finde immer noch, dass sein Comeback richtig war, denn er hat sicher die Aufregung und das Adrenalin eines Formel-1-Autos vermisst. Ich bin mir sicher, dass es für einen Champion wie ihn schwierig war, kein konkurrenzfähiges Auto zu haben. Für mich war es eine Freude in diesen drei Jahren gegen ihn zu fahren und ich wünsche ihm alles Gute in seinen letzten Rennen."


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von Abu Dhabi


Während Schumacher lange Zeit die Formel 1 dominierte, so ist es derzeit Sebastian Vettel, der der Königsklasse seinen Stempel aufdrückt. Die beiden Weltmeister aus Deutschland verbindet schon lange eine spezielle Beziehung. Auch Vettel hat sich seine Gedanken über das Comeback seines Jugendidols gemacht: "Ich finde, Mark hat es vor ein paar Rennen ziemlich gut beschrieben. Diese drei Jahre sind offensichtlich sehr anders als die Jahre, die er davor hatte, aber das macht ihn nicht zu einem schlechteren Fahrer."

"Ich glaube, er hatte die vergangenen drei Jahre gehofft, ein schnelleres Auto zu haben, als er es hatte. Wenn das Auto gut war, konnte er das Potenzial nutzen, und wir haben gesehen, dass er immer noch sehr schnell ist, zum Beispiel in Monaco, als das Auto da war", spricht Vettel die Bestzeit im Qualifying an. "Offensichtlich ist es ganz anders als die Jahre mit Ferrari, als er stark dominiert hat, aber es zeigt, dass du das richtige Auto unter dir brauchst und das richtige Team, um um Siege und Meisterschaften kämpfen zu können."

Schumacher ist nicht frustriert

Dieses Ziel hat Schumacher ganz klar verpasst. Trotzdem präsentiert sich der 43-Jährige im Fahrerlager locker und gut aufgelegt. "Es gibt keinen Grund, jetzt von Frustration zu sprechen. Es ist ein Prozess, den wir im Jahresverlauf durchgemacht haben. Die Saison fing recht gut an, aber wir konnten im Entwicklungswettlauf nicht mithalten. Dann ist so etwas eine natürliche Konsequenz daraus", sieht er es analytisch.

"Ich bin mir sicher, dass es für einen Champion wie ihn schwierig war, kein konkurrenzfähiges Auto zu haben." Fernando Alonso

"Michael hält alle möglichen und unmöglichen Rekorde. Seine Karriere ist unglaublich, fantastisch", hält Felipe Massa fest, der 2006 bei Ferrari Schumachers Teamkollege war. "Die zweite Karriere kann man mit der ersten nicht vergleichen, wie die Zahlen zeigen. Michael war in seiner ersten Karriere fast immer auf dem Podium, aber er wird auch nicht jünger. Das ist doch ganz normal, oder glaubst du, dass ein Fußballspieler mit 43 Jahren noch weltklasse spielen könnte?"

"Ich möchte Michaels Erfolge aber nicht schmälern, denn er hat in seiner ersten Karriere unglaubliche Leistungen gebracht und zum perfekten Zeitpunkt aufgehört. Da war er 37 Jahre alt. Als er zurückkam hatte er mehr zu verlieren als zu gewinnen, was ganz normal ist. Aber einige hier wissen, dass man da und dort ein bisschen was verliert, wenn man älter wird. Das ist ganz natürlich", schiebt es Massa auf den natürlichen Alterungsprozess.

Brawn & Haug loben Schumacher

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für das Karriereende? Ross Brawn, der treue Begleiter in Schumachers langen Karriere, kann dies nicht genau abschätzen. "Keiner weiß es, ob es zu früh oder zu spät war. Michael fühlt sich mit seiner Entscheidung wohl, und das ist am wichtigsten. Auch wenn er sich verabschiedet, so geben im Team immer noch alle alles für ihn. Wir hoffen, dass er der Familie in Zukunft erhalten bleibt", findet der Mercedes-Teamchef. "Die vergangenen drei Jahre waren in Bezug auf die Ergebnisse sicherlich enttäuschend", hält der Brite fest.

Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug ist rückblickend enttäuscht, dass man in den drei Jahren nicht erfolgreicher war. "Natürlich hätten wir gern bessere Ergebnisse geholt, aber ich glaube, Michael hat mit seiner Herangehensweise und seiner Art alle überzeugt. Er hat in Nico einen starken Teampartner gehabt. Dennoch: Es steht derzeit im Qualifying 9:9 in diesem Jahr. Wir hätten ihm wirklich gern häufiger ein adäquates Auto hingestellt", meint der Deutsche.

Michael Schumacher

Einen Podestplatz hat Michael Schumacher in seiner zweiten Karriere erobert Zoom

Haug hatte im Herbst 2009 das Sensationscomeback miteingefädelt. "Irgendwann kam mir der Gedanke, dass es immer der Wunsch war, dass wir vielleicht zu einem gewissen Zeitpunkt noch einmal zusammenarbeiten könnten. Dieser Zeitpunkt war tatsächlich 2010 gekommen", erinnert er sich zurück. Obwohl Schumacher in der Formel 1 die großen Erfolge mit Ferrari feierte, besteht eine lange Beziehung zum Hause Mercedes.

"Michael ist seit Formel-3-Zeiten mit Mercedes verbunden. In seinen Jahren bei Benetton oder später bei Ferrari, als wir gemeinsam mit Mika Häkkinen gegen Michael und Ross harte Kämpfe ausgefochten haben, da gab es jederzeit höchsten gegenseitigen Respekt. Vor allem auch zwischen Michael und Mika." Die einstigen Gegner waren nun drei Jahre beisammen. Obwohl von einigen Medien dargestellt wurde, dass man Schumacher aus dem Team gedrängt und gegen Lewis Hamilton ersetzt hat, bestand Mercedes immer darauf, dass das nicht der Fall war.

Zwischen den Beteiligten herrscht nicht nur Respekt, sondern auch Freundschaft. "Michael ist innerhalb und außerhalb des Teams eine ganz besondere Person, ein prägender Charakter in der Formel 1", sagt Brawn, der zum ersten Mal im Herbst 1991 mit Schumacher zusammenarbeitete. "Michael hat eine ganz besondere Art, an den Motorsport und seinen Job heranzugehen: extrem engagiert, sehr professionell."

"Eines kann Michael ganz sicher als positives Gefühl mit in den Ruhestand nehmen. Es gab bei allen Teams, bei denen er war, nicht einen einzigen Menschen, der ihn nicht respektiert hat. Ich durfte seit den 1990er-Jahren mit ihm zusammenarbeiten. Auch alle von damals sprechen nur in höchsten Tönen von ihm." Auch Haug findet nur lobende Worte über den Rekordweltmeister. "Ich kann aus tiefstem Herzen nur positive Dinge über Michael sagen. Das wird sich auch nicht ändern."