• 11.04.2014 10:33

  • von Dominik Sharaf

Kleine Mittel, große Wirkung: Force India auf Vormarsch

Wie es die Vijay-Mallya-Truppe trotz kleinem Budget schaffte, in die Phalanx der "Großen" einzubrechen und einen Inder zum besten Kunden-Mercedes zu machen

(Motorsport-Total.com) - Nicht Red Bull mit acht Weltmeistertiteln in vier Jahren im Gepäck, nicht Ferrari mit Jahrzehnten voller Mythos und Tradition, nicht McLaren mit High-Tech und Know-how en masse: Force India ist derzeit die zweite Kraft in der Formel 1. "Der Fortschritt kam, weil die Ingenieure das Auto immer besser verstehen", erklärt Sportdirektor Otmar Szafnauer gegenüber 'auto motor und sport'. Er lobt die Piloten Hülkenberg und Perez. "Mit Nico und Sergio haben wir eine der besten Fahrerpaarungen im Feld.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Sergio Perez jubelt über Platz drei: Steht Force India dauerhaft auf dem Podium? Zoom

Der angesprochene Hülkenberg hat im Moment keinen Grund zu bedauern, dass sein Wechsel zur derzeit nicht konkurrenzfähigen Lotus im Winter am Geldsäckel des Pastor Maldonado scheiterte und er nach einem Jahr bei Sauber wieder in Silverstone landete. "Falsche Frage", schmunzelt der Emmericher im Gespräch mit 'RTL'. Und auch ein vermeintliches Topteam wie Ferrari, mit denen er ebenfalls kurz vor einer Einigung stand, vermisst er nur bedingt: "Ich bin noch relativ jung und am Anfang meiner Karriere."

"Manchmal ist es so im Leben, dass es dauert", so Hülkenberg. Sein großes Ziel, eines Tages Formel-1-Weltmeister zu werden, hat er genauso wenig aus den Augen verloren wie ein Engagement bei den "Großen" der Zunft: "Es nervt halt nur ein bisschen und ist bis jetzt nicht passiert. Das Leben geht weiter, ich bin nach wie vor in der Formel 1, mache nach wie vor das, was ich liebe." Als Dritter der WM-Gesamtwertung hinter dem scheinbar unantastbaren Silberpfeilen macht er das mehr als anständig.

Klein, aber fein: die "ideale Mischung"

Mit Force India könnte es noch weiter nach vorne gehen. Wie bekannt wurde, haben Technikchef Andrew Green und sein Team mit einem Programm zur Gewichtsreduktion beim Chassis 20 Kilogramm im Vergleich zu den Testfahrten "abgespeckt". Weil der Wagen unter dem Gewichtslimit von 691 Kilo liegt, kann das Team den Ballast so verteilen, dass er günstig im Auto platziert ist. "Weniger Gewicht und mehr Spielmöglichkeiten beim Trimmen sind garantierte Rundenzeit. Das ist Physik", erklärt Green dem Fachmagazin.

Schon beim kommenden Rennen in China sollen früher als geplant neue aerodynamische Teile, darunter Flügel und Unterboden, folgen und mehr Abtrieb bringen. Ab dem Kanada-Grand-Prix könnte mit dem Kühlproblem des Autos eine der letzten Schwächen ausgemerzt sein, wenn eine enger anliegende Verkleidung zum Einsatz kommt. Das alles bewerkstelligt Force India mit 340 Mitarbeitern und gemunkelten 100 Millionen Euro Budget. "Wir funktionieren so wie wir sind und haben die ideale Mischung", findet Szafnauer.


Fotos: Force India, Testfahrten in Sachir


Obwohl dank Perez und seinen Millionen aus dem Mobilfunk-Imperium seines Gönners Carlos Slim die Kasse aufgefüllt wurde, steht Force India finanziell weiter unter Druck: "Wir können uns keine Experimente leisten, die schiefgehen. Bei uns muss der erste Schuss sitzen", meint Green. Szafnauer ergänzt: "Wir müssen bei den üblichen Lieferanten anstehen und haben nicht das Geld wie Red Bull, uns in Australien einen exklusiven Ausrüster zu suchen."