• 14.10.2012 15:55

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Kaltenborn bläst zum Angriff auf Mercedes

Die neue Teamchefin geht mit schwarzen Tagen konstruktiv um und glaubt an die Chance, den Silberpfeilen 2012 noch ein Schnippchen zu schlagen

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Sauber beim Südkorea-Grand-Prix wie fast immer in der laufenden Saison ein schnelles Auto hatte, standen die Schweizer am Sonntagabend mit leeren Händen da. "Bis zum Rennen haben wir uns konstant verbessert", betont Monisha Kaltenborn. Die Neu-Teamchefin spricht von "wirklich gutem Tempo und Zeiten", unterstreicht den Aufwärtstrend: "Probleme, die wir am Freitag hatten, haben wir verstanden. Im Qualifying hätten wir besser ausgesehen, hätten wir nicht das Pech mit den gelben Flaggen gehabt."

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Ein Mann sieht Rot: Sergio Perez' Boxenstoppampel streikte Zoom

Mit Pech hatte das Kamikaze-Manöver des Kamui Kobayashi, das der Japaner in der dritten Kurve ritt, wenig zu tun. "Was Kamui passiert ist, war sein Fehler - viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen", kommentiert Kaltenborn das Geschehen auf der Strecke. Was danach passierte, spricht aus Sicht der Österreicherin jedoch für den Piloten: "Er hat sich entschuldigt und seinen Fehler zugegeben. So ist er eben. Er weiß um den Druck für das Team", gibt sie sich bei 'Sky Sports F1' nachsichtig.

Viel Druck aus Japan

Auch via 'Twitter' sagte Kobayashi "Sorry" in Richtung Jenson Button und Nico Rosberg, die er aus dem Rennen katapultierte. Es war der zweite dicke Patzer in dieser Saison, nachdem er in Silverstone mehrere Mechaniker beim Boxenstopp über den Haufen gefahren hatte. Kaltenborn spricht das Erfolgserlebnis aus Suzuka, den dritten Rang, an: "Es ist eine schwierige Situation. Ein japanischer Grand Prix ist für einen japanischen Fahrer etwas Besonderes", meint sie.

Kaltenborn lässt die Szenen Revue passieren: "Als er auf das Podium stieg und die Menge gejubelt hat, war das, als habe er das Rennen gewonnen. Das bedeutet eine Menge Druck und er weiß jetzt, wie viel die Leute von ihm erwarten." Vor der japanischen Öffentlichkeit gab es auch im Nachbarland kein Entrinnen: "Als er hier ankam, war da immer noch ein Hype und viele Fans von ihm an der Strecke. Das hat ihm wahrscheinlich noch zusätzlichen Druck bereitet."

Boxenstopp-Ampel ärgert Perez

Der dürfte seit seiner Unterschrift bei McLaren von Sergio Perez weitgehend abgefallen sein, das Glück verfolgte den Mexikaner deshalb aber nicht. Im Gegenteil: "'Checo' hat zu Beginn des Rennens eine gute Leistung gezeigt, obwohl sein Auto an der Front beschädigt war", berichtet Kaltenborn über den Pechvogel im Fahrerfeld. "Dann gab es ein Problem mit der Boxenstopp-Ampel, infolgedessen er drei bis vier Sekunden bei jedem Halt verloren hat."

Und diese Sekunden waren kostbare, schließlich ruinierten sie die komplette Sauber-Taktik: "Unsere Idee war es, ihn mit der Strategie vor eine große Gruppe von Fahrern zu bringen, was so natürlich nicht geklappt hat, er ist dahinter herausgekommen. Er hätte in die Punkte fahren können", meint Kaltenborn, deren Trostpflaster Kleinformat hat: "Als am Ende die Chance da war, noch einen Zähler zu holen, hat er toll gekämpft (gegen Lewis Hamilton, Anm. d. Red.). Das müssen wir mitnehmen."

Mercedes noch in Reichweite

Für den Kampf um Plätze und Geld in der Konstrukteurs-WM heißt das trotzdem nichts Gutes: "Wenn wir die 20 Punkte nach vorne gutmachen können, dann können das die anderen auch", blickt Kaltenborn auf die Zange von Mercedes und Force India, in der sich Sauber als Sechster aktuell befindet. "Es ist eine große Chance: Wir als Privatteam haben die Gelegenheit, gegen ein so großes Team zu kämpfen. Wir wissen, dass es keine große Chance ist, aber es gibt sie und deshalb müssen wir sie nutzen."


Fotos: Sauber, Großer Preis von Südkorea, Sonntag


Deshalb will man sich in Hinwil auf die eigenen Stärken besinnen und wieder ein ganzes Wochenende lang an der Spitze mitfahren: "Für uns ist es wichtig, die Probleme in den Griff zu bekommen und die Leistung zu steigern", so die Teamchefin weiter. "Es gibt einen Rückstand nach vorne, was machbar ist. Aber umso länger die Saison dauert, umso härter wird es."