HRT: Das große Zittern um die Qualifikation

Der glatte Asphalt von Austin bringt HRT ins Schlingern: Zum ersten Mal seit Melbourne droht das Team in der Qualifikation zu scheitern

(Motorsport-Total.com) - Die 107-Prozent-Hürde im Qualifying, welche darüber entscheidet, ob ein Fahrer am Rennen teilnehmen darf oder nicht, könnte in Austin für HRT zum Stolperstein werden. Die Zeiten der Freien Trainings am Freitag lassen Pedro de la Rosa mit bangen Blicken auf das Qualifying schauen: "Ich bin nicht zuversichtlich, es ist ganz knapp", sagt de la Rosa. "Es hängt vom Wetter ab und davon, ob wir das Temperatur-Fenster der Reifen erreichen. Das war am Freitag auf jeden Fall unser größtes Problem."

Titel-Bild zur News: Narain Karthikeyan

Narain Karthikeyan muss am Samstag um die Qualifikation fürs Rennen kämpfen Zoom

Mit diesem Problem stand HRT bei Weitem nicht alleine da, doch für das spanische Team könnte es im Existenzkampf um das Überleben in der Formel 1 dramatische Folgen haben. Erstmals seit dem Auftaktrennen in Melbourne droht das Team an der Qualifikation für das Rennen zu scheitern. Im ersten freien Training verpassten sowohl de la Rosa als auch Testfahrer Qing-Hua Ma die 107-Prozent-Hürde.

Im zweiten Freien Training konnte der Spanier diese um 0,105 Sekunden überspringen. Seine Rundenzeit von 1:44.453 Minuten entsprach 106,892 Prozent der Bestzeit von Sebastian Vettel. Teamkollege Narain Karthikeyan, der am Nachmittag die Strecke lernen musste, war mehr als sechs Zehntelsekunden langsamer als de la Rosa und lag damit außerhalb der 107-Porzent-Marke.

Keine Reifentemperatur, kein Grip

"Wir sind langsamer als auf anderen Strecken, weil wir die Reifen nicht zum Arbeiten bekommen", erklärt de la Rosa den plötzlichen Rückfall von HRT. "Egal ob wir auf der harten oder mittelharten Mischung fahren: Nach zehn Runden sehen sie aus wie neu." Der Grip der Strecke nahm im Verlauf des Freitags nach seiner Beobachtung nicht zu: "Die Strecke entwickelt sich kaum. Da es keinen Reifenverschleiß gibt, nimmt der Asphalt auch kein Gummi auf. Daher denke ich, dass der Samstag für uns schwierig wird. Wenn sich die Strecke ähnlich wie am Freitag entwickelt, wird die Qualifikation für uns problematisch."

Daher zieht der 41-Jährige in Betracht, mit einer ungewöhnlichen Strategie ins Qualifying zu gehen. "Wahrscheinlich müssen wir in Q1 soviel Benzin wie möglich tanken und bis zum Ende durchfahren. Aber hoffentlich irre ich mich. Vielleicht nimmt die Strecke etwas mehr Gummi an, wodurch die Reifen arbeiten", so de la Rosa.

Sollte HRT die 107-Prozent-Hürde im Qualifying nicht überspringen, könnte das Team eine Ausnahmegenehmigung für den Start beantragen. Nach gängiger Praxis dürfte de la Rosa die Startfreigabe erhalten, weil er im Freien Training, wenn auch nur knapp, unterhalb der Hürde geblieben war. Sollte Karthikeyan das im dritten Freien Training auch gelingen, würden ihm die Rennkommissare vermutlich auch grünes Licht geben.

HRT fährt nur wenige Runden

Auffällig war, das HRT gestern von allen Teams mit Abstand die wenigsten Runden fuhr. So absolvierte de la Rosa am Freitag insgesamt nur 29 Umläufe. Mit Ausnahme von Vettel, dessen Auto mit technischen Problemen lange in der Box stand, fuhren jedoch allein im Nachmittagstraining alle Fahrer der anderen Teams mindestens 30 Runden.

Die "Kurzarbeit" bei HRT führte umgehend zu Spekulationen, nach denen das klamme Team Material sparen müsse. Diesen Verdacht weist de la Rosa jedoch zurück: "Wegen der Probleme mit den Reifen wäre es nutzlos gewesen, zu Beginn der Session zu fahren, als die Strecke noch rutschig war. Hätten die Reifen funktioniert, wären wir mehr gefahren." In der vergangenen Woche hatten spanische Medien berichtet, HRT betreibe aus Geldmangel viele Bauteile jenseits der maximalen Lebensdauer.


Fotos: HRT, Großer Preis der USA, Freitag