• 13.12.2010 09:32

  • von Roman Wittemeier

HRT: Bau des neuen Autos schreitet voran

Trotz anhaltender Gerüchte um einen möglichen Teamverkauf geht das Tagesgeschäft bei HRT normal weiter - Jose Ramon Carabante denkt nicht an Abschied

(Motorsport-Total.com) - "Bei uns ist vieles normaler als es von außen scheint" - mit diesen Worten hatte HRT-Teamchef Colin Kolles im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' kürzlich darauf hingewiesen, dass jegliche Spekulationen über Stillstand oder Teamverkauf keine Grundlage haben. Der deutsch-rumänische "Feuerwehrmann der Formel 1" zeigt bezüglich 2011 auch nach dem geplatzten Toyota-Deal eine große Gelassenheit. Kein Wunder, denn Kolles weiß, dass intensiv am neuen Auto gearbeitet wird.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

HRT will spätestens zum Saisonstart 2011 ein neues Auto auf die Bahn bringen

"Wir werden in Bahrain sein und auch schon zuvor beim Test im Februar in Valencia", bestätigt Teambesitzer Jose Ramon Carabante in der spanischen Zeitung 'El Mundo'. Der Geschäftsmann fügt an: "Genau wie bei anderen Teams, gehen auch bei uns der Bau des neuen Autos und die Verhandlungen mit Piloten voran. Die Formel 1 öffnet Türen und schafft internationale Kontakte. Ich werde sicherlich nicht aufgeben. Es sind nur zwölf Teams, es ist ein globales Franchisesystem."

Carabante gibt offen zu, dass man derzeit "schwierige Zeiten" erlebe. "Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten", erklärt der Spanier. "Wir verhandeln mit potenziellen Investoren und Sponsoren. Aber an einen Teamverkauf denke ich niemals. Ich werde immer mindestens 51 Prozent behalten." Gerüchten zufolge soll HRT enge Kontakte zum Telekommunikationsriesen Telefonica bald in einen Sponsordeal ummünzen können.

Kommt Telefonica als neuer Sponsor?

"Ich kann nicht verraten, mit wem wir gerade verhandeln", so Carabante in der Zeitung 'AS'. "Jeder kennt aber die größten spanischen Unternehmen. Falls jemand 10, 15 oder 25 Prozent vom Team erwerben möchte, dann hätte ich nichts dagegen. Die Verhandlungen laufen allerdings langsam, während die Formel 1 gleichzeitig ein sehr schnelles Geschäft ist." Man müsse die nötige Geduld aufbringen. "Alonso war bei seinem Formel-1-Debüt auch weit hinten, aber jetzt ist er vorne."


Fotos: HRT, Young-Driver-Days in Abu Dhabi


"Wir haben in unserem ersten Jahr ein Wunder vollbracht", sagt Carabante und lobt damit vor allem auch das Krisenmanagement von Kolles. Der Teamchef hat nach der Absage von Toyota, die das neue Auto ursprünglich hätten bauen sollen, sofort eine neue Lösung präsentiert. "Unser 2011er-Auto wird in Großbritannien und Deutschland gebaut", sagt Carabante. Vermutlich wird man den Wagen nicht zum allerersten Wintertest bereit haben, spätestens aber beim Saisonstart wird der neue Bolide rollen.

HRT arbeitet bezüglich des Autos mit vielen Zulieferern zusammen. Diese sitzen hauptsächlich im "Motorsport-Valley" rund um Silverstone, aber auch beispielsweise in der Schweiz und in Deutschland. Kolles und seine Mannschaft werden den Einsatz weiterhin von Greding aus leiten. Der erfahrene Techniker Geoff Willis steht dem Team nach wie vor beratend zur Seite. Inwieweit der Ex-Red-Bull-Mann aktiv am Entwurf des neuen Autos mitwirkt, ist jedoch unklar.

De la Rosa sieht kaum Chancen

Am Gelingen der Mission 2011 gibt es derzeit jedoch Zweifel. Pedro de la Rosa, der sich bei einem Toyota-Deal einen Wechsel zu HRT gewünscht hätte, schüttelt angesichts der neuesten Entwicklungen mit dem Kopf. "Bei einem ernsthaften und ambitionierten Projekt wäre ich gern dabei gewesen, aber jetzt kann ich nicht erkennen, wie das Projekt überhaupt aussieht", meint der Spanier gegenüber 'Europa Press'. Er habe derzeit keinen Kontakt mehr zu seinen Landsleuten.

Bruno Senna

Nach einem Jahr: Ist die Formel-1-Karriere von Bruno Senna schon beendet? Zoom

"Ich hätte Pedro gern als Fahrer, denn er ist ein Freund und er verdient ein Cockpit", erklärt Carabante. Er stößt die Tür für den ehemaligen McLaren-Testpiloten noch einmal weit auf: "Wir haben bezüglich der Fahrerwahl keine Eile." HRT ist jedoch voraussichtlich weiterhin auf eine Mitgift der Piloten angewiesen. "Ich habe aber keine Sponsoren. Ich hätte gern die gleiche Unterstützung aus Spanien wie sie Petrov in Russland findet", sagt de la Rosa.

Der Spanier könnte sich notfalls die Rückkehr ins zweite Glied der McLaren-Mannschaft vorstellen. Bei HRT haben indes andere Piloten offenbar gute Karten. Davide Valsecchi und Josef Kral stehen nach ihren - aus Teamsicht - sehr erfolgreichen Testauftritten in engem Kontakt zur spanischen Mannschaft. Die beiden Neulinge hatten sich bei den Probefahrten in Abu Dhabi gut präsentiert und die vorherigen Leistungen von Bruno Senna und Co. relativiert. Vom prominenten Brasilianer spricht derzeit niemand mehr.