• 11.11.2017 22:11

  • von Roman Wittemeier & Erick Gabriel

Haas hofft auf Abstauber: Eigenes Tempo reicht noch nicht

Haas hat sich nach einer Schwächephase wieder gefangen, hat aber eine Großbaustelle an der Aerodynamik: Fragile Renault-Antriebe machen Hoffnung

(Motorsport-Total.com) - Mit den Positionen zwölf (Romain Grosjean) und 14 (Kevin Magnussen) hat sich Haas im Qualifying zum Grand Prix von Brasilien eine solide Ausgangsposition verschafft - nicht mehr und nicht weniger. Das noch junge amerikanische Team rangelt in der WM-Wertung noch mit der Konkurrenz von Renault und Toro Rosso. Vor allem im Vergleich zum französischen Werksteam hatte man zuletzt schlechte Karten. Dennoch gibt es im Kampf um WM-Platz sechs - und damit um viele Millionen an Vermakrtungserlösen - noch Hoffnung.

Titel-Bild zur News: Kevin Magnussen

Kevin Magnussen rechnet im Rennen mit Chancen gegen Renault und Toro Rosso Zoom

"Wir liegen nur einen Punkt hinter Renault, sind nur sechs Zähler von Toro Rosso entfernt. Ich bin angesichts der Renault-Antriebsprobleme nicht sicher, ob die beiden Teams noch weitere Punkte holen", erklärt Magnussen seinen Lichtschimmer im Wettbewerb gegen die Konkurrenz aus Enstone. Der Däne fügt schmunzelnd an: "Ich bin gleichzeitig aber auch alles andere als sicher, dass wir in zwei Rennen noch sieben Zähler holen. Dafür braucht man gutes Tempo."

Und genau an diesem Tempo fehlt es Haas noch. "Wir haben einen Schritt nach vorn gemacht, aber es war dennoch heute ein hartes Stück Arbeit in Q1. Es war so unfassbar eng zusammen alles. Am Ende hat mal gerade eine Zehntelsekunde zum Einzug ins Q3 gefehlt", sagt Grosjean nach dem Qualifying. Der Franzose hätte die fehlenden Zeitspäne in Q2 vielleicht noch holen können, wenn sein Auto heil geblieben wäre. Das war aber nicht der Fall. In der Einrollrunde flog die rechte Hälfte des T-Flügels ab.

Was vorn nicht passt, kann hinten nicht funktionieren

"Wenn ich ich es nicht gesehen hätte, dann hätte ich gar nichts bemerkt", lacht Grosjean. "Manchmal verlieren wir den T-Flügel und das Auto fühlt sich plötzlich ganz anders an. Heute war was nicht so. Es war nur die Hälfte weg, daher waren die Auswirkungen halb so wild. Es hat kaum Unterschied ausgemacht." Und genau diese Tatsache stellt deutlich dar, wo bei Haas die größte Baustelle ist: Aerodynamik. Das Gesamtkonzept bietet begrenzte Möglichkeiten. Das spielen Feinheiten wie T-Flügel oder Flaps kaum eine Rolle.

"Und fehlt es an Abtrieb. Das ist ganz einfach als Schwachstelle auszumachen. Aber es ist schwierig, das Thema richtig anzugehen. Bisher ist das Auto so gar nicht nach meinem Geschmack. Vor allem dann, wenn beim Anbremsen das Heck ganz leicht wird - nicht mein Fall. Aber ich habe gelernt, damit halbwegs umzugehen", beschreibt Magnussen die Zicken des Autos. "Wenn ordentlich Sprit im Tank ist, dann sieht es meist etwas anders als im Qualifying aus. Dann ist das Auto eher nach meinen Vorlieben."

Romain Grosjean

Kaum zu erkennen: Am Haas von Romain Grosjean fehlte der halbe T-Flügel Zoom

Die Aerodynamik eines Rennfahrzeugs wird zumeist in seinen Grundlagen an der vordersten Front bestimmt. Was vorn nicht geht, wird hinten nie funktionieren - so ein beliebter Spruch der Techniker. Die Elemente vor der Vorderachse bestimmen den Luftfluss am gesamten Fahrzeug, somit auch die wichtige Anströmung der Bauteile wie Diffusor und Heckflügel - oder eben auch den kleinen T-Flügels auf der Heckfinne.

Fragile Renault-Antriebe bieten Hoffnung im WM-Kampf

"Die Front ist unsere größte Baustelle", bestätigt Grosjean. "Wir haben am Kurveneingang oft Untersteuern, in anderen Phasen kommt plötzlich das Heck. Es ist schon besser geworden. Damit ich richtig glücklich bin, müsste es mindestens noch einmal um 50 Prozent besser werden", sagt er. Die Kernprobleme lassen sich während einer Saison kaum effizient angehen, in einer solch späten Phase eines Jahren schon gar nicht. Der Blick ist auf 2018 gerichtet. Im kommenden Jahr will man aus eigener Kraft Erfolge in Serie holen.

"Wir müssen immer darauf hoffen, dass welche von den großen Teams mit Antriebsproblemen ausfallen. Die würden wir sonst nie schnappen können. Die sind in einer anderen Liga - nennen wir sie mal Formel 1+", scherzt Grosjean. "Renault ist seit Silverstone klar schneller als wir. Sie starten in den Top 10, wir weiter hinten. Auf dem Papier sind sie stärker, aber sie machen nicht immer etwas daraus. Wir hoffen, dass sie Probleme haben und wir davon profitieren können. So hat beispielsweise Kevin die vier Punkte in Mexiko gutgemacht. Ich hätte nichts dagegen, wenn es morgen auch so laufen würde."

"Wir haben Fortschritte gemacht, aber ich würde nicht sagen, dass das Team jetzt über den Berg ist", meint der Franzose. "Wir haben aus dem ersten Jahr gelernt. Trotzdem kommen wir jetzt zu Strecken und müssen uns zwischen zwei Richtungen bei der Abstimmung entscheiden. Dann liegst du mal richtig, mal aber auch falsch. Die Daten aus einem Jahr sind wichtig, aber die Daten von zwei Jahren sind noch viel nützlicher." Auf Grundlage dieser zusätzlichen Erkenntnisse könne man 2018 die Leistungsschwankungen minimieren.