Hamilton: "Titel ist nicht unmöglich"

(Motorsport-Total.com) - McLaren-Pilot Lewis Hamilton meldete sich mit Rang zwei in Singapur im WM-Kampf zurück. In der langen Safety-Car-Phase beschwerte sich der Brite, warum es so lange dauerte. Schließlich profitierte Hamilton von den Ausfällen der beiden Red-Bull-Piloten. Gegen Rennende schloss der Brite zu Fernando Alonso auf, musste dann aber wieder abreißen lassen. In der Pressekonferenz äußerte sich Hamilton zu seinem Rennen und seinen Chancen im Titelkampf.

Frage: "Nach deinem Wechsel auf Intermediate-Reifen hast du sofort über Funk gemeldet, dass es ein Problem damit gibt. Wie war das schlussendlich?"
Lewis Hamilton: "Eigentlich waren sie gar nicht so schlecht. Ich musste in der ersten Runde hart attackieren, um Plätze gutzumachen. Im mittleren Abschnitt waren die Reifen dann recht gut und ich konnte Alonso einholen. Ich habe stark ausgesehen, aber die Hinterreifen haben abgebaut und ich habe daher wieder Boden auf ihn verloren. In der ersten Kurve haben die Reifen zum Blockieren geneigt, das war ein kleines Problem. Nichtsdestotrotz haben wir gute Punkte gesammelt. Etwas unerwartet würde ich sagen."

Frage: "Wie waren die Bedingungen im Rennen? Die extremsten deiner Karriere?"
Hamilton: "Nein, es waren nicht die Schlimmsten. Ich war ganz bestimmt schon in extremeren Rennen. Bei den extremen Bedingungen war es nicht riskant. Mit den Intermediates war es dann auch gut. Gegen Rennende ist es sehr dunkel geworden, vielleicht so dunkel wie nie zuvor. Die letzten paar Runden waren deshalb eine interessante Erfahrung. Es war eine große Herausforderung, wirklich aufregend, aber genau das will man ja. Ich liebe wechselhafte Bedingungen."

Frage: "Du hast hinter dem Safety-Car etwas frustriert gewirkt. Was ist dir durch en Kopf gegangen? Warum glaubst du, wurde das Rennen soweit hinausgezögert."
Hamilton: "Ich war nicht frustriert. Ich wollte nur das Rennen fahren. Wir hatten schon extreme Regenrennen, wie Fuji 2007 zum Beispiel. Die Sicht war nicht so schlecht und die Regenreifen haben guten Grip geboten. Es war jetzt nicht schlimmer als bei anderen Rennen. Es ist einfach schade, dass jeder jammert, denn das ist Motorsport. 17 Runden hinter dem Safety-Car sind nicht unterhaltsam für die Zuschauer und machen auch uns keinen Spaß. Ich fand, dass es schnell genug auftrocknete. Schließlich haben sie das Rennen freigegeben. Ich bin froh, dass sie es gemacht haben."

Frage: "Was kann man an dieser Strecke für das kommende Jahr verändern?"
Hamilton: "Ich glaube, sie haben gute Arbeit geleistet. Für den ersten Grand Prix war das fantastisch. Mir gefällt die Strecke sehr gut. Es ist selten, dass wir auf eine neue Piste kommen und sie allen Fahrern gefällt. Es war schön so viele Fans zu sehen. Wir wussten nicht, wie populär die Formel 1 hier ist. Vielleicht wurde das Rennen etwas zu spät gestartet. Die Bedingungen haben sich in dieser einen Stunde nicht wirklich verändert. Vielleicht brauchen wir im nächsten Jahr Flutlichter."

Frage: "Du hattest eine Schrecksekunde in der ersten Kurve. War das der einzige Moment, an dem du neben der Strecke warst?"
Hamilton: "Ja. Ich hatte wirklich mit den Bremsen zu kämpfen. Die Vorder- und die Hinterräder haben blockiert. Es war nicht leicht die richtige Balance zu finden und ich habe beide Vorderräder in der ersten Kurve blockiert. Ansonsten waren wir überall sehr, sehr schnell im ersten und zweiten Sektor. Im letzten Sektor, speziell in der letzten Kurve, habe ich bis zu 15 Meter auf die Jungs verloren. Es war deshalb sehr schwierig, mit ihnen mitzuhalten."

Frage: "Du hast das ganze Wochenende mit Haftung an der Vorderachse zu kämpfen gehabt. Wie war das im Regen?"
Hamilton: "Es war nicht so schlecht. Ich würde sagen, dass wir mehr mit dem Heck zu kämpfen hatten. Auf den Regenreifen hatten wir in einigen Kurven extremes Untersteuern. Mit den Intermediates hat es sich ganz gut angefühlt. Die Hinterreifen haben dann abgebaut und beim Bremsen war es nicht so leicht. Ich konnte nicht alle Kurven so attackieren wie ich wollte, ohne die Vorerreifen zu blockieren. Nach dem Neustart hatte ich einige Bremsplatten."

Frage: "Du bist nun zwei Rennen vor Saisonende wieder zurück im WM-Kampf."
Hamilton: "Das Resultat ist großartig. Ich bin sehr glücklich damit. Natürlich sind kleine Fehler passiert, denn die Bedingungen waren sehr knifflig. Ich glaube, Fernando hat einen tollen Job gemacht. Sie hatten etwas mehr Grip als wir. Meine Hinterreifen waren am Ende komplett verschlissen. Die Situation hat mich an China 2007 erinnert. Zwei Runden mehr und es wäre genau gleich gewesen. Es ging also nur mehr darum, das Auto ins Ziel zu bringen und so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Es ist gut für die WM und für das Team. Ich hoffe, wir haben in den nächsten beiden Rennen noch bessere Resultate."

Frage: "Wie siehst du deine WM-Chancen?"
Hamilton: "Heute haben wir gute Punkte gesammelt. Natürlich kann es immer besser sein. In den letzten vier Rennen haben wir nicht viele Punkte geholt. Aber immer noch dabei zu sein ist gut. Wir müssen das Auto noch verbessern. Generell ist unser Speed im Qualifying nicht gut genug. Ich glaube, es kommen für die nächsten Rennen noch ein paar positive Dinge. Es ist nicht unmöglich."

"Wir werden angreifen und Druck ausüben. Wie man heute gesehen hat, kann viel passieren. Ich habe nicht erwartet, dass beide Red Bull ausscheiden würden, aber in der WM geht es so eng zu. Offensichtlich sind Ferrari und Fernando sehr, sehr schnell, aber es ist noch nicht außer Reichweite."

Frage: "Die WM-Führung hat wieder gewechselt. Wie bewertest du das?"
Hamilton: "Der Druck liegt sicher bei Red Bull. Wir hatten ein sehr interessantes Jahr. Natürlich könnten wir besser dastehen, aber es ist großartig, dass niemand die Hoffnung aufgegeben hat. Jeder ist enthusiastisch und gibt sein Bestes. Die Unterstützung der Fans ist toll. In den zwei verbleibenden Rennen können wir hoffentlich mit Red Bull und Ferrari kämpfen."

Frage: "Was müsst ihr tun, um den Titel zu gewinnen?"
Hamilton: "Wir müssen reagieren. Wir tun alles, um aufzuholen, aber die Jungs machen einen tollen Job. Wir können aus diesem Resultat positive Energie ziehen. An ein paar Stellen haben wir Zeit verloren, aber viele Informationen darüber gewonnen. Wir werden sehen, ob wir uns verbessern können. Ich bin im Angriffsmodus."