• 29.06.2007 22:57

  • von Britta Weddige

Hamilton: "Ich wurde immer schneller"

Lewis Hamilton über Tag eins in Magny-Cours, die Aufholjagd von Ferrari, seine Erinnerungen an die Nachwuchsserien und die verrückten Fans in der Heimat

(Motorsport-Total.com) - Exklusivinterviews mit Lewis Hamilton, so hören wir vom silbernen Pressecorps immer wieder, die gibt es nicht. Umso mehr schätzt es die schreibende Zunft, wenn sich der junge WM-Leader einmal Zeit nimmt, um im Fahrerlager die Fragen der Journalisten zu beantworten. So geschehen heute nach dem zweiten Freien Training in Magny-Cours.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton ist derzeit einer der größten Sportstars auf der ganzen Welt

Frage: "Lewis, im ersten Freien Training bist du heute stehen geblieben. Kannst du erklären, was da genau los war?"
Lewis Hamilton: "Nicht wirklich. Das Auto lief ein bisschen zu kalt und wurde durch ein Sicherheitssystem einfach abgeschaltet. Es wurde zurückgebracht und ließ sich sofort wieder anstarten - kein Problem. Das war ein kleiner Defekt, aber danach war alles okay."#w1#

Ferrari war zum Auftakt schneller

Frage: "In der zweiten Session wurdest du Vierter. Wie happy bist du mit der heutigen Performance?"
Hamilton: "Ich glaube, es ist nicht schlecht. Wir haben mit dem Auto gute Fortschritte gemacht. Wir waren heute vielleicht nicht so schnell wie die Ferraris, aber wir hatten auf manchen Runs Verkehr. Aber ich möchte betonen, dass ich zum ersten Mal in der Formel 1 hier fahre - das ist ganz anders als in der Formel 3 oder in der GP2. Heute ging es darum, die Strecke zu lernen. Ich wurde im Verlauf der Session immer schneller."

"Ferrari hat eindeutig einen Schritt nach vorne gemacht." Lewis Hamilton

Frage: "Alles in allem also zufrieden?"
Hamilton: "Ja. Wir standen zwar nicht ganz vorne, aber wir haben das Potenzial dafür. Ich glaube nicht, dass wir langsamer waren, aber Ferrari hat eindeutig einen Schritt nach vorne gemacht. Nur: Wir auch! In den Sessions ging es nicht um die Bestzeit, sondern um alle möglichen Checks des Autos."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass Ferrari den Abstand zu euch verkürzt?"
Hamilton: "Sie haben einen Fortschritt gemacht. Ob sie schon gleichauf sind, muss man abwarten. Heute waren sie jedenfalls sehr schnell."

Frage: "Wie wichtig ist die erste Startreihe auf dieser Strecke?"
Hamilton: "So wichtig wie auf jeder anderen Strecke, weil es eine sehr schnelle Strecke ist. Sobald du hinter jemandem fährst, verlierst du viel Downforce, daher kann ich mir vorstellen, dass es schwierig ist, hinter einem anderen Fahrer zu liegen. Ich stehe am liebsten vorne, aber man kann hier auch von weiter hinten ein gutes Rennen haben. Man kann am Ende der Gegengeraden überholen."

Hamilton lässt sich nicht ablenken

Frage: "Beeinflusst der Kampf zwischen Ferrari und McLaren-Mercedes deine Herangehensweise in irgendeiner Form?"
Hamilton: "Nein. Ich muss nur den gleichen Job machen, den ich schon die ganze Saison mache: hart arbeiten, sicherstellen, dass ich keine Fehler mache und fit genug bin, gut vorbereitet auf die Wochenenden."

"Ich hatte mit beiden einige tolle Jahre, im Vorjahr in der GP2 und auch bei ASM." Lewis Hamilton

Frage: "Hier fahren auch die Formel-3-Euroserie und die GP2 im Rahmenprogramm. Was hast du von Fred Vasseur und Nicolas Todt gelernt?"
Hamilton: "Ich hatte mit beiden einige tolle Jahre, im Vorjahr in der GP2 und auch bei ASM. Vor allem von den Ingenieuren der beiden Teams habe ich viel gelernt, denn die beiden leiten hervorragende Rennteams. Dadurch konnte ich mir ein gutes Technikverständnis beibringen, denn in der Formel 1 musst du so viele Dinge verstehen. Das habe ich bei Nicolas gelernt. Fred hat mir auch viele Ratschläge gegeben und mir gezeigt, wie ich das Team um mich scharen kann."

Frage: "Hast du schöne Erinnerungen an die GP2 hier im Vorjahr?"
Hamilton: "Ehrlich gesagt nicht. In der Formel 3 hatte ich in Kurve fünf einen Unfall, glaube ich, genau wie in der GP2. Vielleicht klappt es beim dritten Mal besser! Aber mal schauen, es ist eine andere Klasse, ein anderer Tag - und ich freue mich auf das Wochenende. Ich glaube, es könnte ein gutes werden."

Frage: "Du bist früher auch gegen Nico Rosberg gefahren. Was sagst du zu seinen Leistungen?"
Hamilton: "Ich finde, er schlägt sich hervorragend. In seinem ersten Formel-1-Rennen war er gleich mal voll dabei. Es war dann eine schwierige Saison für ihn, aber er arbeitet offensichtlich sehr hart mit dem Team und spornt sie an. Williams wird immer besser, was seinem Input und vor allem auch dem von Alex (Wurz; Anm. d. Red.) zu verdanken ist. Er macht einen fantastischen Job!"

Umzug noch nicht beschlossene Sache

Frage: "Wir haben gehört, dass du aus England wegziehen wirst. Warum?"
Hamilton: "Noch habe ich das nicht entschieden. Ich habe nur gesagt, dass ich es machen werde, wenn es mir in Großbritannien zu hektisch wird."

Lewis Hamilton

Suchbild: Finden Sie Lewis Hamilton in der Journalistenmeute! Zoom

Frage: "Ist das der Fall?"
Hamilton: "Im Moment ist es kein Problem, denn ich kann mich frei bewegen, auch wenn mich die Leute natürlich erkennen. Wenn es in den nächsten Jahren zu hektisch wird, dann muss ich vielleicht umziehen."

Frage: "Mit welchem Gefühl gehst du angesichts der Hamilton-Mania nach Silverstone? Wir haben einige schöne Bilder aus Goodwood gesehen vergangene Woche..."
Hamilton: "Ich noch nicht. Es war das erste Mal, dass ich wo war und mir die Menschenmengen wirklich bewusst wurden. Insgesamt waren 65.000 Fans dort, anscheinend ziemlich viele wegen mir. Das war fast unwirklich. Zum Glück haben sie sich gut um mich gesorgt, ich hatte ziemlich viel Security. Die Leute waren aber verrückt und es war sehr eigenartig für mich, das zu sehen. Das ist neu für mich, dieses Problem kenne ich nicht."

"Hinsichtlich Silverstone bin ich ganz entspannt. Ich freue mich schon darauf, all die Leute zu sehen, die mir die Daumen drücken."

Leidenschaft und Coolness in Personalunion

Frage: "Bist du eigentlich eher ein leidenschaftlicher Mann oder einer, der in Extremsituationen ganz entspannt bleibt?"
Hamilton: "Beides."

"Manchmal bekommt man Ratschläge, aus denen man sich das Positive herausziehen muss." Lewis Hamilton

Frage: "Hast du bisher jede Order und jeden Ratschlag verstanden, die du in deinem Leben bekommen hast?"
Hamilton: "Ja. Manchmal bekommt man Ratschläge, aus denen man sich das Positive herausziehen muss und dann kann man entscheiden, ob es ein positiver Ratschlag war oder nicht. Ich hatte das Glück, bisher alle Ratschläge richtig aufgefasst zu haben - ob sie nun von meinem Dad kamen, von Ron Dennis, von Fred Vasseur. Das ist der Grund, weshalb ich heute hier stehe und es so gut läuft."

Frage: "Kennst du alle Details deines Vertrags?"
Hamilton: "Ja."

Frage: "Wer ist dein Lieblingsteamkollege?"
Hamilton: "Kein Kommentar (lacht; Anm. d. Red.)!"

Frage: "Wer ist deiner Meinung nach die Nummer eins in der Formel 1?"
Hamilton: "Da muss man ja nur schauen. Das ist Fernando (Alonso; Anm. d. Red.), ganz klar."