Hamilton: "Ganz perfekt kriegt man es nicht hin"

(Motorsport-Total.com) - Im letzten Abschnitt der Qualifikation sah es für wenige Augenblicke so aus, dass Lewis Hamilton der Konkurrenz von Red Bull ein Schnippchen schlagen und die Pole-Position erobern könnte. Sebastian Vettel legte aber noch einmal nach und setzte seinen RB7 an die Spitze des Feldes - und damit direkt vor Hamilton. Letzterer zeigt sich in der Pressekonferenz allerdings sehr zufrieden mit diesem Resultat und möchte um den Sieg kämpfen. Der 26-Jährige setzt auf die Stärke seines McLaren-Teams.

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Lewis Hamilton möchte Sebastian Vettel am Sonntag das Leben schwer machen

Frage: "Lewis, beinahe hätte es für dich zur ersten Pole-Position seit Kanada 2010 gereicht. Bist du enttäuscht, dass es nicht geklappt hat, oder freust du dich, dass McLaren nun deutlich näher an Red Bull dran ist?"
Lewis Hamilton: "Ich denke nicht, dass wir enttäuscht sein sollten. Wie ich schon vor dem vergangenen Rennen sagte: Wir haben schon großartige Arbeit geleistet, indem wir nun mit Red Bull mithalten können. Ich bin stolz auf die Leistung unserer Jungs. Wir haben an diesem Wochenende wieder einige neue Teile am Start und bewegen uns konstant nach vorne."

"Damit darf man zufrieden sein. Ich hätte das Auto natürlich gerne auf Platz eins gestellt, doch diese Jungs sind uns noch immer etwas voraus. Es ist klar: Wir haben die Lücke geschlossen, aber ein kleiner Abstand besteht halt noch. Meine Runde war auch nicht ganz perfekt. In dieser Hinsicht kann ich mich noch steigern."

Frage: "Dachtest du nach deiner Bestzeit in Q1, du hättest die Pole-Position schon sicher?"
Hamilton: "Nein. Solche Gedanken hatte ich noch nie. Ich fahre nun schon seit meinem achten Lebensjahr Rennen und man denkt nie, dass man etwas schon sicher hat. Ich hatte ein gutes Gefühl und meine Runden waren auch spitze. Mein letzter Versuch war ebenfalls prima, doch in den beiden letzten Kurven büßte ich halt rund eineinhalb Zehntel ein."

Frage: "Demnach habt ihr noch etwas in Petto? Wann dachtest du, du könntest eine Chance auf die Pole-Position haben? Oder hattest du vielmehr den Verdacht, dass Red Bull noch etwas in der Hinterhand haben würde?"
Hamilton: "Wir gingen stets davon aus, dass sie ihre Karten noch nicht ganz aufgedeckt hatten - vor allem vor dem letzten Versuch. Man weiß es halt nie so genau."

"Üblicherweise haben sie dann immer noch ein As im Ärmel und dieses Mal war es nicht anders. In Q3 machten sie noch einmal einen Schritt und ganz am Ende einen weiteren. Auf meiner Runde verlor ich einer Kurve etwas Zeit, doch ich kann deswegen nicht den Kopf hängen lassen. So läuft der Hase im Motorsport nun einmal. Ganz perfekt kriegt man es halt nicht hin."

Frage: "Bist du überrascht darüber, dass Sebastian Vettel zum Schluss vorne lag? Es ist das erste Mal an diesem Wochenende..."
Hamilton: "Mein Eindruck ist: Sie sind bei der Zuverlässigkeit im Bereich des Motors nicht ganz so gut aufgestellt wie wir. In Q3 drehten sie noch einmal auf, um sich zu verbessern. Ich war mir daher schon sicher, dass er sehr schnell sein würde."

"Ich holte alles aus meinem Auto heraus, um es ihnen so schwer wie möglich zu machen. Sie haben aber noch immer einen Vorteil. Ohne KERS betrug der Abstand beim vergangenen Rennen etwa sieben Zehntel. An diesem Wochenende haben sie KERS im Auto, büßten aber vielleicht etwas an Tempo oder Abtrieb ein. Das könnte mit der Kühlung zusammenhängen. Wir sind nahe dran."

McLaren will Red Bull den Sieg streitig machen

Frage: "Im ersten Freien Training hattest du noch Probleme mit der Balance. Ging es seither stetig voran für dich?"
Hamilton: "Ja. Ich denke, mein Team leistete großartige Arbeit. Ich bin sehr zufrieden mit der Balance. Schritt für Schritt nahmen wir im Laufe der Einheiten kleinere Veränderungen an der Balance vor und nun fühle ich mich wohl damit. Ich meinte nur: Ein bisschen war vielleicht noch in meiner Runde drin."

"Im Nachhinein sah ich, dass der Abstand lediglich etwas mehr als ein Zehntel beträgt. Das ist in etwa, was meine Reserve gewesen wäre - nicht mehr. Es wäre also sehr, sehr eng geworden. Wenn es mir den gelungen wäre, eben diese Zehntel herauszuquetschen. Dann hätte ich die perfekte Runde hingelegt. Ich bin recht zufrieden."

Frage: "Platz zwei ist deine bislang beste Startposition in Sepang. Werdet ihr es am Sonntag mit Red Bull ausmachen oder kann Ferrari deiner Meinung nach auch vorne mitmischen?"
Hamilton: "Das wird bestimmt ziemlich interessant."

"Die Strategien werden wohl recht unterschiedlich ausfallen. Vielleicht sehen wir mehr Boxenstopps. Die Reifen scheinen sich bei diesen Bedingungen recht gut zu halten. Wir wissen aber nicht, wie sich das Wetter am Sonntag gestaltet. Generell wird es wohl auf ein Duell zwischen uns und Red Bull hinauslaufen."

"Ihre Geschwindigkeit auf den Longruns schien am Freitag ein bisschen besser zu sein. Schauen wir also einmal, was uns erwartet. Ich weiß gar nicht, wer hinter uns liegt. Sind es die Ferrari-Fahrzeuge? Natürlich sind sie noch immer dabei. Da kann vieles passieren."

Frage: "Am Sonntag könnte es regnen, was alles etwas schwieriger machen würde..."
Hamilton: "Wir dürfen uns sehr glücklich schätzen, dass es bislang trocken war. Ich hoffe, das bleibt so. Ich habe aber schon gehört, dass eine große Wolke in unsere Richtung unterwegs ist. Schauen wir einmal. Wir stehen in Startreihe eins und das ist eine Hilfe - auch im Regen."

"Damit hat man einfach gute Möglichkeiten, um einen Schritt nach vorne zu machen. Ich denke, wir haben eine gute Chance. Wir sind vorne mit dabei und können es vielleicht wagen, in Kurve eins oder den ersten Runden einen Angriff auf den ersten Platz zu starten. Hoffentlich gelingt mir ein guter Start. Wir brauchen Punkte - und konstant gute Ergebnisse."¿pbvin|512|3576|inside|0|1pb¿

Kleine Updates, große Wirkung?

Frage: "Kannst du hier gewinnen?"
Hamilton: "Schwer zu sagen. Ich weiß nicht, mit welcher Spritmenge sie (Red Bull; Anm. d. Red.) bei ihren Longruns unterwegs waren, doch dabei fuhren sie gute Rundenzeiten. Es wird eng und es kommt sicher auch auf die Strategie an. Möglicherweise halten die Reifen bei ihnen ein bisschen besser. Zweifelsohne verfügen sie noch immer über das schnellere Auto."

Frage: "Was versprichst du dir von den weichen Reifen, mit denen du ins Rennen gehen musst?"
Hamilton: "Es könnte regnen. Wir wissen noch nicht, wie die Bedingungen sein werden. Es könnte ganz schön kompliziert werden."

"Es sieht aber ganz nach mindestens drei Boxenstopps aus. Dies geht aus der Leistung der Reifen hervor. Die weichen Pneus hielten am Freitag etwa zehn Runden lang durch bei uns. Das ist nicht sehr viel - vor allem nicht im Vergleich zur Vergangenheit. Schauen wir einmal. Es könnte drei oder vier Reifenwechsel geben. Mein Tipp ist: drei."

Frage: "Sprechen wir über die neuen Teile bei McLaren. Kam etwas über Nacht an? Am Morgen sahen wir sieben Kartons und Koffer - und unsere Vermutung ist, dass das keine neuen Rennoveralls waren..."
Hamilton: "Das hätte aber gut sein können. Habt ihr nicht gesehen, dass wir nun ein Tigerlogo auf dem Rennanzug tragen? Nun ja, zu Beginn dieses Wochenendes hatten wir schon ein paar neue Teile im Einsatz."

"Diese waren seit Freitag vor Ort, über Nacht kam nichts Weiteres dazu. Dabei handelt es sich um kleinere Verbesserungen am Auto und keine großen Sachen. Es ist aber halt so, dass wir diesen Jungs nun deutlich näher zu sein scheinen. Unser Update brachte uns nicht ganz so viel, wie wir eigentlich gehofft hatten."

"Es ist also ein gutes Zeichen, denn da kommt noch einiges. Ich kann mich wirklich nicht beklagen, denn ich stehe in Startreihe eins. Ich muss nun einmal schauen, ob sie das Öl aufgewischt haben. Wie ich höre, lief auf dem zweiten Startplatz heute schon etwas Öl aus. Hoffentlich wurde das schon erledigt."

Hamilton schätzt die Stärke von McLaren

Frage: "Dein Auto entspricht mehr oder weniger der Spezifikation von Melbourne. Wie erklärst du dir dann, dass du hier deutlich näher an den Red-Bull-Autos dran bist? Was sagst du dazu, wenn du bedenkst, dass sie hier auf KERS zurückgreifen, was sie in Australien nicht taten?"
Hamilton: "Das ist eine richtig gute Frage, auf die ich keine Antwort weiß."

"Die Strecke in Melbourne bietet wahrscheinlich weniger mittlere und schnelle Kurven und weniger Geraden. KERS war dort nicht so viel wert wie hier. Ihr Auto schien speziell in den mittleren, langsamen und auch in den schnellen Ecken sehr gut zu liegen - ein bisschen besser als unser Fahrzeug."

"Ich bin mir nicht sicher. Möglicherweise ist es uns gelungen, durch das Setup noch ein bisschen mehr herauszuholen. Das Paket aus Melbourne kam hier an und wir mussten sämtliche Trainings bestreiten. Wir hatten nicht viel Zeit, also optimierten wir es noch etwas mehr."

"Wie ich schon sagte: Wir haben ein paar Kleinigkeiten am Auto, die uns mehr Effizienz verschaffen. Insgesamt schein sich das positiv bemerkbar zu machen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir diese Jungs überholen können. Wir müssen einfach nur weiterhin Druck machen und das Auto entwickeln."

Frage: "Du musst ziemlich zufrieden sein mit McLaren, denn nach den Wintertest prophezeite man schon einen Durchmarsch von Red Bull. Nun seid ihr schon beim zweiten Rennen auf Augenhöhe mit ihnen unterwegs..."
Hamilton: "Allerdings. Ich bin hochzufrieden mit der Arbeit unserer Jungs. Großes Kompliment!"

"Als Außenstehender weiß man nicht, wie viel Energie, Mühe und Leidenschaft in einem solchen Projekt stecken. Diese Jungs hängen sich in jedem Jahr einfach rein. Ich konnte bislang noch in jeder Saison ein Rennen gewinnen. Es gibt nicht viele Leute in der Startaufstellung, die von sich sagen können, in jedem Jahr ein Auto gehabt zu haben, das siegfähig war."

"Das macht das Team aus - diese grundlegende Stärke. Wir sind vorne mit dabei, aber noch nicht an der Spitze. Das ist aber schon einmal eine gute Ausgangslage, auf die man aufbauen kann. Unsere Jungs sollten sich jetzt nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, aber stolz auf ihre Leistung dürfen sie allemal sein."