Hamilton: "Eines meiner besten Rennen"

(Motorsport-Total.com) - In einem spannenden Dreikampf setzte sich Lewis Hamilton gegen Fernando Alonso (Ferrari) und Mark Webber (Red Bull) auf dem Nürburgring durch und triumphierte. Es war nach Schanghai der zweite Saisonsieg für den McLaren-Piloten. In der WM-Wertung beträgt Hamiltons Rückstand auf Spitzenreiter Sebastian Vettel (Red Bull) nun 82 Punkte. Nach der Enttäuschung von Silverstone stand dem Briten die Freude im Ziel ins Gesicht geschrieben. Das große Siegerinterview mit dem Weltmeister von 2008.

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Lewis Hamilton hat 20 Prozent all seiner Formel-1-Rennen gewonnen

Frage: "Es hat den Anschein, dass dir dein zweiter Saisonsieg etwas mehr bedeutet als der erste."
Lewis Hamilton: "Ja, ich glaube auch. Jeder Sieg ist speziell, aber die Emotionen und die Energien, die das Team in das Auto gesteckt haben - wenn man solche Resultate nicht sieht, dann staut sich alles langsam auf. Wenn man es dann schafft, dann ist es einfach noch besser. Es kann sich nicht besser anfühlen. Wir haben nie erwartet, dass wir an diesem Wochenende so schnell sein würden. Im letzten Rennen wurden wir etwas behindert, aber meine Jungs haben fantastisch gearbeitet. Sie haben sehr hart gepusht. Auch die Leute in Brixworth geben alles. Der Motor war toll. Es fühlt sich großartig an. Ich glaube, das war eines meiner besten Rennen, das ich je gefahren bin."

Frage: "Wo ist das gewisse Etwas hergekommen? Lag das am Auto, oder an dir?"
Hamilton: "Niemand kann ohne Auto gewinnen. Ich denke, ich habe Schritt für Schritt mehr über das Verhalten des Autos gelernt. Bei meinem Fahrstil habe ich gelernt auf die Reifen etwas mehr aufzupassen. In bestimmten Bereichen habe ich auf die anderen Jungs verloren. Ich war im ersten und letzten Sektor der Schnellste, aber in der Mitte hatte ich zu kämpfen. Ich habe meine Linie an mehreren Passagen angepasst, speziell in Kurve drei. Am Scheitelpunkt von Kurve drei bin ich stark über die Reifen gerutscht, aber später konnte ich das vermeiden."

"In Kurve acht, der schnellen Schikane, konnte ich zu Beginn nicht voll fahren, während Mark das konnte. Dort machte er viel Boden gut. Mit all den Einstellmöglichkeiten, all den Schaltern und Spielsachen im Cockpit, war es wirklich fantastisch, Fortschritte zu machen. Ich war sehr überrascht, dass meine Reifen später im Rennen so lange gehalten haben."

"Wenn man genug Abtrieb hat, dann rutscht man weniger und die Reifen halten länger. Ich schätze, wir müssen uns noch in einigen Bereichen verbessern, speziell zu Beginn des Rennens mit vollem Tank. Das war heute ein großer Schritt vorwärts. Ich hoffe, dass wir als Team den Erfolg nutzen können, um uns weiter vorwärts zu treiben."

Frage: "Fangen wir mit dem Start an. Du hattest leicht durchdrehende Räder, bist aber gut weggekommen."
Hamilton: "Ja. Es war einer unserer besten Starts. Das ist ein großer Unterschied zu manch anderen Orten, wie beispielsweise Valencia. Wir haben sehr hart an unseren Starts gearbeitet. Ich denke, ich habe die Reifen und die Bremsen gut auf Temperatur gebracht. Als ich weggezogen bin, fühlte es sich fantastisch an. Es war wahrscheinlich der beste Start der gesamten Saison"

"Es war wichtig zu Beginn in Führung zu liegen, denn sonst wäre Mark vielleicht weggefahren. Danach musste ich meinen Vorsprung verwalten. Zu Beginn eines Stints konnte ich das tun. Ich glaube, wir bringen die Reifen besser auf Temperatur. Unsere Reifen ließen deshalb früher nach und die anderen holten auf. Es war ein ereignisreiches Rennen."

Frage: "Dann kam Mark an dir vorbei, aber du hast ihn dir später wieder geschnappt."
Hamilton: "Ich weiß nicht, wie es für die anderen Fahrer war, aber es gab am Eingang der Schikane eine spezielle Stelle. Von Runde zu Runde veränderte sich das Anbremsen der Schikane. Vielleicht lag es nur an meinem Auto, aber das Heck blockierte leicht, oder etwas in die Richtung, und ich rutschte in die Schikane. Ich hatte einmal einen Schreckmoment dort, weshalb ich es dort ruhiger als meine Gegner angehen musste."

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Lewis Hamilton, Mark Webber und Fernando Alonso waren die Hauptdarsteller Zoom

"Vielleicht hatte sich der Wind gedreht. Einmal hatte ich Grip und in der nächsten Runde keinen. Er überholte mich, aber glücklicherweise kam ich in Kurve eins wieder an ihm vorbei. Wir hatten bis Kurve drei ein gutes Duell. Mark war sehr fair. Diese Art von Rennsport liebe ich. Ich liebe es solche Rennen zu fahren. Glücklicherweise haben wir uns durchgesetzt."

Frage: "Du hast auch Alonso überholt."
Hamilton: "Ich habe die ganze Zeit Ausschau nach ihm gehalten. Er ist dann aus der Box gekommen, aber er schien sehr weit vorne zu sein. Als ich dann bremste, war sich sehr nahe an ihm dran. Er versuchte so schnell wie möglich wegzufahren. Ich dachte unter dem Helm daran, wie Mark versucht hatte mich außen zu überholen."

"Ich wusste aber nicht, ob ich es schaffen würde. Ich hatte Grip und probierte es. Es kommt sehr selten vor, dass man einen zweifachen Weltmeister, einen Ferrari und einen Fernando Alonso außen überholt. Es fühlte sich super an. Wenn er in Kurve drei vorne geblieben wäre, dann hätte ich ihn wahrscheinlich nicht geschlagen. Mir war das bewusst. Ich hatte genau diese eine Möglichkeit."

Frage: "Bereits am kommenden Wochenende wird in Ungarn gefahren. Wie wichtig ist es, bei zwei aufeinander folgenden Rennen an der Spitze zu sein?"
Hamilton: "Es ist immer ein Plus in Front zu liegen, egal zu welchem Zeitpunkt der Saison es ist. Wir - und speziell ich - haben nicht erwartet, dass wir an diesem Wochenende so weit vorne sind. Ich dachte, dass wir hinter Red Bull und Ferrari zu kämpfen hätten. Vielleicht hätte ich einen Ferrari geschlagen, aber das Gegenteil war der Fall. Ich war wirklich überrascht von unserem Tempo."

"In den Rennen sind wir immer ziemlich schnell. Leider war es etwas unglücklich, dass die Regeln in den letzten zwei Rennen nicht konstant waren. Wir sind zurück im Kampf. Ich schätze, im nächsten Rennen wird es sehr heiß sein. Das wird eine große Herausforderung für uns, aber wir bereiten uns darauf vor. Hoffentlich sind wir weiterhin konkurrenzfähig."

¿pbvin|512|3901||0|1pb¿ Frage: "Du blickst also optimistisch auf Budapest und Belgien?"
Hamilton: "Ich schaue nach vorne. Wenn die Streckentemperaturen etwas höher sind, dann ist es eine Hilfe für uns. Die weiche und die superweiche Mischung sollten nächstes Wochenende ein Vorteil für uns sein, so wie wir mit den Reifen umgehen. Wir werden sicher ein sehr interessantes Rennen sehen. McLaren hat einen Schritt vorwärts gemacht und ist bereit für weitere Siege. Red Bull wird in Budapest sehr stark sein, wie wir im vergangenen Jahr gesehen haben. Es ist eine Herausforderung für uns."

Frage: "Wie schätzt du deine WM-Chance in Prozenten ein?"
Hamilton: "Meine Chance? Darauf schauen wir nicht. Zu Beginn des Wochenendes habe ich gesagt, dass wir jedes Rennen einzeln angehen. Wir haben nie erwartet, dass wir an diesem Wochenende so konkurrenzfähig sein würden. Natürlich, wir haben jetzt gewonnen, und wenn man sich das Rennergebnis ansieht, dann ist das ein großer Bonus und positiv für uns."

"Es ist noch ein langer Weg und wir müssen weiter versuchen, das zu tun und konstanter zu werden. Wenn ich jetzt etwas sage und das nächste Rennen endet in einem Desaster, weil es so heiß ist, dann wären wir in der gleichen Position wie in Valencia. Deshalb bin ich lieber still und lasse das Auto sprechen."

Frage: "Du hast immer an deinen Fahrstil geglaubt, obwohl es viel Kritik daran gab. Wie wichtig war das Rennen heute für dich, denn du hast einige starke Manöver gezeigt?"
Hamilton: "Tage wie dieser zahlen sich mehr aus, als man sich vorstellen kann. Es war ein großartiges Rennen, weil Mark, Fernando und ich alle innerhalb weniger Zehntel beisammen lagen - Runde für Runde. Es ging um Perfektion und man durfte keine Fehler begehen. Es war unglaublich. Ich finde, die beiden Jungs sind ebenfalls außergewöhnlich gut gefahren."

"Die Manöver, die ich heute gesetzte habe, zählen zu den präzisesten Manövern, die ich seit langem durchgeführt habe. Es ist sehr befriedigend, wenn man mit Köpfchen fährt und es genau richtig macht. Wie gesagt, ich werde es weiterhin so machen, wie es gemacht gehört und versuchen mich weiter zu verbessern. Mein Vater hat mir geraten, dass ich auf der Strecke sprechen soll. Manchmal geht das nicht. Der Sieg war sehr emotionell. Ich habe seit 2006 hier nicht mehr gewonnen. Damals war das noch in der GP2. Ich liebe diese Strecke. Ich hoffe, dass der Nürburgring im Kalender bleibt"

Frage: "Sebastian Vettel war heute erstmals nicht auf dem Podium. Was denkst du darüber?"
Hamilton: "Man kann nicht von ihm erwarten, dass er immer perfekt ist. Er hat viele Rennen gewonnen. Es ist für jeden leicht ihn für dieses eine Rennen zu kritisieren, aber er ist seit einiger Zeit außergewöhnlich konstant. Er wird sicher zurückschlagen und im nächsten Rennen sehr schnell sein. Vielleicht war das nur ein einmaliger Ausrutscher."

Frage: "Haben McLaren und Ferrari Red Bull überholt, oder zumindest die Lücke geschlossen? Könnt ihr noch gegen Red Bull um den Titel kämpfen."
Hamilton: "Es scheint so zu sein, aber wie gesagt, wir hatten nicht erwartet, dass wir hier so schnell sein würden. Ich weiß nicht, was wir gemacht haben, denn eigentlich hatten wir nicht viel hierher gebracht. Ich weiß nicht, ob es an den Wetterbedingungen lag. Ich glaube, wir waren in Montreal und Monaco konkurrenzfähig, aber in Valencia bei heißen Bedingungen weniger. In Silverstone waren die Regeländerungen ein großes Problem für uns."

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Auf dem Siegerpodest wurde nach dem Thriller ausgiebig gefeiert Zoom

"Ich glaube wir sind dran, oder fast dran. Ich glaube aber, dass die Gesamtperformance von Fernando und Mark, speziell von Red Bull, etwas besser ist als unsere. Im mittleren Sektor verloren wir an diesem Wochenende viel, weil unser DRS nicht so effizient ist wie das unserer Gegner. Ich glaube, dass wir mindestens zwei Zehntel in diesem Sektor eingebüßt haben. Wenn wir uns in diesem Bereich verbessern, dann können wir sie überholen. Daran müssen wir arbeiten."

Frage: "Der Hungaroring war im Vorjahr eine klare Red-Bull-Strecke. Kannst du etwas über eure Updates für Ungarn sagen?"
Hamilton: "Ich weiß nicht genau, was wir mitbringen werden. Ich glaube, das Auto wird gleich bleiben. Ich werde mit den Ingenieuren sprechen. Wir werden alles was im Rennen passiert ist genau analysieren. Ich werde ihnen genau sagen wo wir besser sein können. Ich werde in jegliche Richtung Druck machen. Ich bin mir sicher, dass das Team alles gibt, damit wir vorwärts kommen. Es gibt Dinge, die wir sehr dringend brauchen. Wir müssen alle Ressourcen dafür aufbringen."

Frage: "Nach der Enttäuschung in Silverstone hast du heute wieder God save the Queen gehört. Die Emotionen waren dir anzusehen."
Hamilton: "Ich bin sehr stolz mein Land zu repräsentieren. Wenn man die Olympioniken und die legendären Fahrer sieht, dann träumt man immer davon, auch ganz oben zu stehen. Alle anderen Hymnen sind viel länger als meine. Ich müsste das vereinigte Königreich fragen, ob sie unsere Hymne verlängern können. Wenn ich dort oben stehe und Felipes' höre, dann dauert sie zehn Minuten (lacht). Wenn ich oben stehe, dann ist es nach einer halben Minute vorbei. Es sollte einfach nur länger sein und genau so lang wie die der Deutschen, der Spanier und der Briten."