• 02.10.2014 15:12

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

Formel 1 zu einfach? "Der Sport hat sich 2014 gewandelt"

Sebastian Vettel erklärt, warum der große Wandel der Formel 1 dieses Jahr passiert ist, während Roberto Merhi die Renault-World-Series sogar schwieriger einschätzt

(Motorsport-Total.com) - Bereits als Michael Schumacher 2010 sein Formel-1-Comeback gab, erkannte er die Königsklasse des Motorsports kaum wieder: Anstatt in den Rennen eine Qualifying-Runde nach der anderen in den Asphalt zu brennen, musste er ab sofort die Reifen schonen, weil das vollgetankte Auto durch das Tankverbot zu Rennbeginn deutlich schwerer war als in seinen großen Zeiten.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Die Kurvengeschwindigkeiten sind dieses Jahr niedriger als in den Vorjahren Zoom

Als dann auch noch Pirelli als Reifenausrüster von Bridgestone übernahm und fragilere Reifen brachte, wurde die Formel 1 noch mehr zum Eiertanz. Den Gipfel erreichte diese Entwicklung diese Saison: Die Boliden haben durch die Reglementänderungen Abtrieb verloren, wodurch die Kurvengeschwindigkeiten weiter sanken. Die V6-Turbos mit ihrem hohen Drehmoment erfordern einen noch vorsichtigeren Fahrstil.

Vettel sieht größten Wandel 2014

Die Rundenzeiten waren daher auf gewissen Kursen auf GP2-Niveau, was zahlreiche Kritiker auf den Plan rief. Sie stellten die Frage: Wird die Formel 1 ihrem Namen als Top-Klasse des Rennsports überhaupt noch gerecht? "Ich denke, die Formel 1 hat sich gewandelt, vor allem in diesem Jahr", antwortet Sebastian Vettel, der seine Begeisterung für die wilden Jahre des Sports meist nicht verbergen kann. "Es ist kein Geheimnis, dass die Autos langsamer geworden sind."

"Die Autos sind zwar technischer, aber weniger anspruchsvoll, was die Kurvengeschwindigkeiten angeht." Sebastian Vettel

Doch wo sieht er die größten Unterschiede im Vergleich zu den vergangenen Jahren? "Sie sind anders zu fahren", erklärt er. "Zwar technischer, aber weniger anspruchsvoll, was die Kurvengeschwindigkeiten angeht." Das Resultat sind Piloten, die nach den Rennen aus dem Cockpit klettern und kaum Schweißperlen auf der Stirn haben. Kein Vergleich zu den 1990er-Jahren, als Piloten teilweise dem Zusammenbruch nahe waren.

Einen direkten Vergleich mit den Nachwuchs-Formeln kann Roberto Merhi ziehen. Der Spanier testete am Freitag in Monza für Caterham und ist hauptberuflich Pilot in der Renault-World-Series, wo er um den Titel kämpft. Dieses Wochenende absolviert er in Suzuka sein zweites Freitag-Training im Caterham.

Merhi vergleicht Formel 1 mit Renault-World-Series

Roberto Merhi

Merhi findet die Formel 1 nicht anspruchsvoller als die Renault-World-Series Zoom

Er versucht erst gar nicht, die Formel 1 als riesige Herausforderung darzustellen: "Ehrlich gesagt war es in Monza ziemlich einfach." Das führt er vor allem darauf zurück, dass bei den Grand-Prix-Autos mehr Entwicklung betrieben wird: "Bei einem Formel-1-Auto läuft beim Fahren alles sehr glatt, während in der World-Series das Auto auf der Geraden ziemlich vibriert. Die Bremsen und die Reifen sind in der Formel 1 sehr gut. Außerdem hat man ja die Servolenkung, die einem in Hinblick auf die physischen Belastungen sehr hilft."

Die Formel-1-Boliden seien zwar auf der Geraden deutlich schneller als die Renault-World-Series-Einheitsautos, dies gelte allerdings nicht für die Kurven, auch die Bremsen seien vergleichbar. Der große Unterschied ist aber die Arbeit mit dem Team: "In der Formel 1 gibt es sehr viele Einstellungsmöglichkeiten, daran muss man sich gewöhnen."