• 04.10.2008 11:11

  • von Fabian Hust & Stefan Ziegler

Formel 1 auf Sparkurs: Zeit zu handeln

Nicht nur die angespannte wirtschaftliche Lage zwingt die Formel 1 dazu, spätestens für die Saison 2010 Sparmaßnahmen zu verabschieden

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 machen sich die Beteiligten nach wie vor Gedanken darüber, wie man den Sport kostengünstiger gestalten kann. Die "Königsklasse des Motorsports" ist für die Teams in den vergangenen Jahren immer teurer geworden, einige Teams sind bereits verschwunden, zuletzt das Super Aguri Team, das lediglich die ersten vier Saisonrennen bestreiten konnte, bevor man aufgrund eines finanziellen Engpasses aufgeben musste.

Titel-Bild zur News: Fahrerlager in Istanbul

In der Formel 1 ist längst nicht mehr alles eitel Sonnenschein

Ein solch kurzfristiges Aus droht Werksteams wie Toyota oder Honda wohl kaum, aber auch die Automobilhersteller müssen schauen, dass sich ihr Engagement rechnet. Andere Teams wie Williams hingegen können nicht auf die Unterstützung eines großen Herstellers setzen, sie sind darauf angewiesen, selbst Gewinn zu erwirtschaften. Und der britische Rennstall meldete diese Woche einen Verlust von umgerechnet rund 27,4 Millionen Euro für das Jahr 2007.#w1#

"Die Formel 1 ist bei bester Gesundheit und das wird auch so bleiben, wenn wir jetzt etwas unternehmen." Adam Parr

"Die Formel 1 ist bei bester Gesundheit und das wird auch so bleiben, wenn wir jetzt etwas unternehmen", so Williams-Geschäftsführer Adam Parr im Interview mit der Nachrichtenagentur 'Reuters'. "Die Formel 1 vermarktet sich sehr gut, indem sie in den Regionen neue Rennen etabliert, wo wir uns mehr präsentieren müssen."

Gleichzeitig fordert der Brite, dass man die Ausgaben im Sport massiv reduziert: "Die Kosten sind in den vergangenen zehn Jahren explodiert. Dieser Entwicklung müssen wir ein Ende setzen. Wenn man nur einmal den roten Stift ansetzen würde, könnte man schon viel Geld bewegen."

"Alles, was danach kommt, wird schon zu spät sein." Adam Parr

Parr fordert eine schnelle Reaktion, spätestens 2010 müsse ein umfangreiches Sparpaket stehen: "Alles, was danach kommt, wird schon zu spät sein". Dabei gibt sich der Manager optimistisch, schließlich seien sich diesbezüglich die Teams und der Automobilweltverband FIA einig.

Wenn Williams in der Lage sei, mit einem vergleichsweise geringen Budget an den Start zu gehen, könnten auch die Automobilhersteller mit ihren Rennställen mit einem entsprechend reduzierten Budget mitfahren und hätten dennoch eine gute Plattform, um Werbung zu machen: "Manche Teams könnten 100 oder 200 Millionen Euro sparen."

Auch die Scuderia Toro Rosso kann nicht auf die Unterstützung eines Automobilherstellers bauen. Das Schwesterteam von Red Bull Racing gehört zu 50 Prozent Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger, der auf die finanzielle Unterstützung von Red Bull setzen muss - und zumindest ab 2010 Schwarz sieht, wenn sein Team laut Reglement das Auto komplett selbst konstruieren und bauen muss, nicht mehr das gleiche wie Red Bull Racing einsetzen kann.

"Ich brauche einfach die Unterstützung eines Herstellers." Gerhard Berger

"Wenn ich alleine weitermachen müsste, dann würde ich wohl ins Straucheln geraten. Ich brauche einfach die Unterstützung eines Herstellers. Und die habe ich nicht", so der Österreicher im Interview mit der 'Gazzetta dello Sport', der immerhin für das kommende Jahr sein Budget bereits zusammen hat.

Einer, der es erst gar nicht in den Sport geschafft hat, ist David Richards. Der Brite wollte dieses Jahr eigentlich mit Prodrive in die Formel 1 einsteigen, mit Motoren von Mercedes und Chassis von McLaren. Doch diese "Billiglösung" blieb ihm verwehrt.

Der Brite befürchtet, dass sich eine weltweite Rezession auf die Formel 1 auswirken wird: "Die Teams, welche auf Hersteller angewiesen sind - weil sie das Sponsoringgeld brauchen und keine Werbepartner haben - werden ziemlich unter Druck geraten." Wenn man wie Toyota hunderte von Millionen in die Formel 1 investiert hat und am Ende ohne Sieg und WM-Titel dasteht, könnte der Vorstand schnell einen Rückzug aus dem Sport beschließen.

Nicht umsonst ist FIA-Präsident Max Mosley sehr interessiert daran, ein Maßnahmen-Paket zu schnüren, mit dem man die Kosten reduzieren kann. Auch die Hersteller-Vereinigung FOTA arbeitet an entsprechenden Konzepten - bisher hat man jedoch noch keinen entsprechenden Katalog verabschiedet.

Einer, der den kommenden Sparmaßnahmen etwas Positives abgewinnen kann, ist Ex-Formel-1-Pilot Eddie Irvine, der glaubt, dass durch die Reduzierung der Ausgaben im Sport das Starter-Feld etwas ausgeglichener werden wird.

"Das ganze Geld hat die Show nicht besser gemacht - ganz im Gegenteil." Eddie Irvine

"Das ganze Geld hat die Show nicht besser gemacht - ganz im Gegenteil", so der 42-Jährige gegenüber 'Sky News'. "Alle Sponsoringdeals werden doch von den Herstellern unterstützt. Jetzt wird man sehen, wie die ganzen Ausgaben zurückkommen. Sie müssen einfach zurückkommen, denn das war über alle die Jahre blanker Wahnsinn."