• 23.04.2012 12:37

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Force India: Angriff auf Sauber und Co.

Paul di Resta erklärt, warum er Nico Rosberg in Bahrain kampflos vorbeigelassen hat, während Force India große Hoffnungen in den Mugello-Test setzt

(Motorsport-Total.com) - Nach vier von 20 Rennen der Formel-1-Saison 2012 liegt das Force-India-Team in der Konstrukteurs-WM mit 17 Punkten an achter Position, hinter den erwarteten Gegnern Lotus (57), Sauber (31) und Williams (18), aber vor Toro Rosso (6). Was Force India fehlt, sind sogenannte "Big Points", wie sie Sauber in Malaysia oder gestern Lotus in Bahrain geholt hat.

Titel-Bild zur News: Paul di Resta, Fernando Alonso

Paul di Resta hatte Fernando Alonso auf der Ziellinie knapp im Schlepptau

Umso wichtiger ist der bevorstehende Test in Mugello, wo ab 1. Mai Nico Hülkenberg, Paul di Resta und Jules Bianchi je einen Tag lang fahren werden. "Hoffentlich erreichen wir die nächste Stufe und werden etwas konkurrenzfähiger", erklärt Robert Fernley, Vijay Mallyas Teamchef-Stellvertreter, gegenüber 'Motorsport-Total.com', und kündigt ein Aerodynamik-Update an: "Es sollte ein ordentlicher Schritt sein. Es hängt aber natürlich auch davon ab, was die anderen machen."

Große Hoffnung auf neue Aerodynamik

Der Mugello-Test soll in Sachen Performance die Wende bringen: "Wir haben immer gesagt, dass es ein schwieriger Saisonbeginn ist, aber dass wir so viele Punkte wie möglich sammeln müssen, solange wir in Übersee sind", sagt di Resta. "Platz sieben unter schwierigen Bedingungen in Malaysia und Platz sechs dank guter Performance und Strategie hier stellt uns sehr zufrieden. Hoffentlich haben wir ab Barcelona mehr Downforce."

"Einige haben schon 'Big Points' geholt. Daher ist für uns der Test in Mugello sehr wichtig, um das Auto weiterzuentwickeln und nach vorne zu kommen", weiß di Resta. Gestern war eine Zweistoppstrategie der Schlüssel zum sechsten Platz: "Es war ein super Rennen", lobt Fernley. "Wir haben eine schwierige Strategie verfolgt, aber Paul hat das erstaunlich hingebracht." Und: Ohne Kupplungsprobleme am Start "wäre auch Nico in den Punkten gelandet".

Nico Hülkenberg

Für Nico Hülkenberg verlief die aktuelle Saison bisher nicht nach Wunsch Zoom

Di Resta kam zunächst nicht gut weg: "Der Start war gar nicht so gut, da habe ich Positionen verloren - nicht zum ersten Mal dieses Jahr", ärgert er sich. "Aber in der ersten Runde konnte ich Senna überholen und zwei Runden später Perez. Ich achtete in der Phase auf meine Reifen und realisierte dann, wie die anderen nach und nach alle zum Boxenstopp kamen. Zu dem Zeitpunkt bauten meine Reifen noch gar nicht ab."

Keine Zweifel an der Strategie

"Vielleicht hätten wir sogar noch länger draußen bleiben können, aber wir fielen wieder hinter Autos zurück, die auf drei Stopps waren, und wir wollten auch nicht mitten im Verkehr wieder auf die Strecke kommen. Also zogen wir den Stopp ein bisschen vor", sagt er. "Vielleicht bin ich deswegen am Ende hinter Nico gelandet, weil wir nicht freie Fahrt hatten, als es am wichtigsten gewesen wäre. Aber es ist alles ein Pokerspiel und ich glaube, dass wir die richtige Strategie hatten."

"Platz sechs sind gute Punkte, wenn man bedenkt, wo unser Auto momentan steht", freut sich der Brite, der 15 von 17 Force-India-Punkten geholt hat und damit nach Rennergebnissen momentan klar die Nummer eins im Team ist. Gestern hätte er vielleicht sogar Fünfter werden können, aber in der Schlussphase musste er seiner Zweistoppstrategie Tribut zollen und konnte sich mit verschlissenen Reifen nicht mehr gegen Nico Rosberg wehren.


Fotos: Force India, Großer Preis von Bahrain, Sonntag


Rosberg kampflos vorbeigelassen

"Ich konnte Rosberg und dahinter Jenson im Rückspiegel sehen und spürte, dass meine Reifen abbauen", gibt di Resta zu Protokoll. "Irgendwann sagte ich mir, dass ich Nico einfach vorbeilasse, denn in den letzten Runden sind die Reifen schon ziemlich verwundbar. Ich glaube, ich habe mich richtig entschieden, sonst wäre vielleicht Fernando auch noch vorbeigegangen. Eine Runde mehr, dann hätte ich ein Problem gehabt."

Die Reifen waren kritisch und mussten geschont werden, waren aber noch nicht völlig am Ende: "Ein paar Runden wären schon noch gegangen", glaubt di Resta, "aber die Performance wäre nicht mehr gut gewesen. In der letzten Runde habe ich viel Hinterreifen verschlissen, weil ich darauf achtete, schnell aus den Kurven herauszukommen. Angreifbar ist man am ehesten auf den Geraden. Fernando kam von hinten ziemlich schnell näher."

Jubel bei Force India

Die Force-India-Crew jubelt über das beste Ergebnis in Paul di Restas Karriere Zoom

Das zweite Freie Training ausgelassen zu haben, habe "keinen großen Unterschied" gemacht: "Die Strecke entwickelte sich zu unseren Gunsten. Wir waren Siebter in Q2, was beweist, dass es kein Zufall war, sondern das Auto hatte tatsächlich Performance. Wir haben unsere Karten richtig ausgespielt, sind in Q3 keinen Run gefahren. Das ermöglichte meine zwei Stopps. Wir waren bei diesen Temperaturen anscheinend das einzige Auto, das die Reifen schonen konnte."