• 21.04.2013 10:40

  • von Gastl, Sylt & Reid

"Es geht um Sport": Kronprinz hält Bahrain-Rennen für sicher

Bahrains Kronprinz Salman bin Hamad Al Chalifa betont die Wichtigkeit des Events, während Jackie Stewart Vergleiche zum schottischen Fußball zieht

(Motorsport-Total.com) - Anders als im vergangenen Jahr, als einige Crew-Mitglieder von Force India ein zufälliges Opfer einer Auseinandersetzung wurden, die mit einer Explosion eines Molotowcocktails endete, gab es in diesen Tag noch keine derartigen Berichte. Zwar gab es ein paar Demonstrationen in den Tagen des Grand-Prix-Wochenendes, alle wurden aber weit außerhalb der Stadt Manamas abgehalten - und sollen komplett friedlich abgelaufen sein. Der Trubel auf der Wüsteninsel wird komplett vom F1-Fahrerlager ferngehalten.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil und Salman bin Hamad Al Chalifa können sich sicher fühlen Zoom

Vor zwei Jahren kam der Formel-1-Tross aufgrund der politischen Situation erst gar nicht nach Bahrain, doch Kronprinz Salman bin Hamad Al Chalifa glaubt, dass das Schlimmste sowieso schon überstanden sei. "Es gibt Probleme im Land, die durch einen politischen Prozess gelöst werden müssen, der aber auf einem guten Weg ist", sagt Al Chalifa. Darum sieht er auch keine Probleme für die Austragung des Grand Prix.

Er hält es sogar für wichtig, dass die Königsklasse Station im Wüstenstaat macht. "Bahrain mit der internationalen Community verbunden zu halten, ist sehr wichtig für uns", so der Kronprinz. "Es hält die Leute davon ab, nach inne zu schauen. An diesem Wochenende geht um Sport, Konflikte überwinden und Menschlichkeit feiern." Laut seiner Aussage seien am Freitag 15.000 Zuschauer zum Bahrain International Circuit gekommen, heute sollen es noch mehr werden. "Wir wollen dieses Event mit leidenschaftlichen Bahrainis feiern", so Al Chalifa.

Stewart fühlt sich sicher

Auch Ex-Weltmeister Jackie Stewart ist nach Bahrain gekommen, er hat keine Angst vor der politischen Situation. Auch die Panikmache hält der Schotte für übertrieben. "Ich bin durch alle Dörfer gezogen. Mein Sohn ist ohne Security rausgegangen. Meine Frau Helen ist ohne Security in das Einkaufszentrum gefahren. Dabei wurde uns berichtet, dass dieser Ort nicht sicher wäre", so Stewart.


Fotos: Großer Preis von Bahrain, Samstag


Der Schotte, der die Entwicklung des Rennens in Bahrain von Anfang an vorangetrieben hat, ist als Unterstützer der aktuellen Regierung in das Land gereist, das "angefangen hat, sich auf Demokratie zuzubewegen". Übertriebene Berichte über Gewalt in den Straßen kann er nicht verstehen: "Es gab ein paar Gummireifen, auf die Molotowcocktails geworfen wurden. Sie verbrennen sie und schwarzer Rauch und Flammen steigen auf. Das schaut ein wenig nach Chaos aus." Das sei aber alles, so Stewart.

"Es gab keine Gewalt. Mir ist aufgefallen, dass es die Hauptstadt der Graffitis ist. Sie haben alle Messages in Englisch und Arabisch geschrieben." Für den ehemaligen Grand-Prix-Piloten sei Bahrain ein "einfaches Ziel", dabei sei es weiter entwickelt als andere Golfstaaten, wie Saudi-Arabien, wo es Frauen verboten ist, ein Auto zu fahren. In Bahrain könne man hingegen in Shorts oder Bikini das Haus verlassen.

Bahrain: Rangers vs. Celtic?

Stewart hat noch einen besonderen Vergleich parat. "Es ist nicht anders als bei den Glasgow Ranger und Celtic Glasgow", zieht er Parallelen zum schottischen Fußball. "Die einen sind die Sunniten, die anderen die Shiiten. Sie mussten einen riesigen Zaun bauen, um die beiden zurückzuhalten." Nach einem Spiel müssten beide Fangruppierungen das Stadion separat verlassen. "Sie wollten sie nicht zusammenbringen, weil sie sich gegenseitig töten würden. Das sind Katholiken und Protestanten. In Bahrain haben wir Shiiten und Sunniten."

"Sie werden sich ändern", ist Stewart sicher. "Sie müssen sich ändern, aber das wird nicht in fünf Jahren passieren, schon gar nicht in zwölf Monaten. Manche Journalisten werden sagen, dass nichts passiert ist, seit wir das letzte Mal hier waren. Das ist nicht wahr", verteidigt der Schotte. Bahrain habe es lediglich schlecht kommuniziert. "Sie müssen den Medien besser vermitteln, was sie seit vergangenem Jahr getan haben. Aber sie sind nicht medienbewusst, das ist nicht ihre Kultur."

Jackie Stewart

Helen und Jackie Stewart bewegen sich in Bahrain frei umher Zoom

Letztlich würde sich Bahrain mit den Protesten sowieso nur selbst schaden: "Es destabilisiert ihre Wirtschaft und sie zerstören den Finanzdistrikt. Alle übrig gebliebenen Banken und Gebäude sind leer. Das ist in den vergangenen paar Jahren geschehen", so Stewart. Natürlich hätte der Status in Bahrain auch Einfluss auf die westliche Welt: "Wir brauchen diese Region, denn es ist einer unserer größten Verbündeten in Sachen Energie und vielen anderen Dingen in der Wirtschaft."

"Wenn es Bahrain nicht gäbe, hätten wir McLaren nicht", so der Schotte angesichts der Tatsache, dass der bahrainische Staatsfond Mumtalakat 50 Prozent von McLaren besitzt. "Es gäbe auch kein Rennen in Abu Dhabi, wenn es keines in Bahrain gegeben hätte. Und ich denke, da kommen noch mehr: Katar oder Kuwait oder Oman oder Saudi-Arabien. Es ist richtig, hier zu sein, denn von hier kommt das ganze Öl."