• 25.10.2004 00:38

Das große Siegerinterview mit Juan-Pablo Montoya

Der letzte Sieger der Saison 2004 über sein Rennen in Interlagos, die Bedingungen und den tollen Fight mit Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Frage: Juan-Pablo, 16 Runden vor Schluss lagst du nur 1,6 Sekunden vor Räikkönen. Beschreibe uns die Schlussphase des Rennens!"
Juan-Pablo Montoya: "Es ist unglaublich, ganz ehrlich. Es war ein wirklich hartes Rennen. Kimi konnte etwas länger draußen bleiben, also habe ich vor meinem Stopp ein paar Runden eingelegt, von denen ich hoffte, dass sie mich vor ihm halten würden. Ich kam aus den Boxen raus, habe einen Fehler gemacht und auf einmal war Kimi direkt hinter mir. Dann wollte ich nichts Dummes mehr machen und das Auto einfach auf der Strecke halten, und das habe ich auch getan. Zum Schluss habe ich dann noch einmal einige gute Runden hingelegt und ich konnte einen kleinen Vorsprung auf Kimi aufbauen. Ich war vier Jahre bei Williams, wir hatten Hochs und Tiefs - und diese vier Jahre jetzt mit einem Sieg zu beenden, ist einfach unglaublich. Ich möchte mich an dieser Stelle bei Frank bedanken, denn ich habe allen im Team außer ihm gedankt. Danke, Frank!"

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya verabschiedete sich mit einem Sieg vom Team

Frage: "Die erste Runde im Regen war schwierig für dich, aber in der zweiten und dritten Runde hast du dich wieder erfangen..."#w1#
Montoya: "In der ersten Runde war es schwierig, die Reifen auf Temperatur zu kriegen. Ich bin herumgerutscht, der Start war auch nicht so gut, aber dann hatte ich auf einmal etwas mehr Grip als die anderen Fahrer und den habe ich einfach ausgenützt. Sam Michael und das Team haben einen fantastischen Job gemacht. Sie haben mich früh genug zum Wechseln auf Slicks reingeholt und das hat mir geholfen. Dann konnte ich Kimi beim Rausfahren aus der Boxengasse überholen. Das war die Entscheidung im Rennen."

Trockenreifen waren vor dem Start keine Option

Frage: "Alonso ist auf Trockenreifen ins Rennen gegangen. War das auch für dich eine Option?"
Montoya: "Wir wussten, dass die Strecke zu nass war für unsere Ausgangsposition. Wir mussten vor dem ersten Boxenstopp halbwegs vorne liegen und ich denke, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Mit Slicks wären wir zurückgefallen, aber das wäre mit meiner Strategie verheerend gewesen. In Monza hat es eine trockene Linie gegeben, aber hier war die Ideallinie nass. Das hätte keinen Sinn gemacht."

Frage: "Es war ein langes und hartes Rennen, und nach zwei Dritteln der Renndistanz setzte noch einmal ein wenig Regen ein, nicht wahr?"
Montoya: "Es hat ein bisschen geregnet und ich bin ein bisschen langsamer gefahren, aber es war nicht gefährlich. Ich denke, das Schwierigste für uns war der Nacken, denn sonst fahren wir immer rechtsrum, aber hier geht es linksrum. Das war am schwierigsten."

Frage: "Ein Kolumbianer, der in Brasilien gewinnt, noch dazu bei seinem letzten Rennen für BMW-Williams - ein großer Tag für dich, nicht wahr?"
Montoya: "Es ist großartig. Mein erstes Formel-1-Rennen hier in Brasilien war 2001, damals hätte ich gewinnen können, aber es klappte nicht. Es ist fantastisch, die Saison auf diese Weise zu beenden, es baut mich auf für nächstes Jahr und ich freue mich darauf, gemeinsam mit Kimi hoffentlich von Beginn an stark zu sein."

Frage: "Ist das schon eine Vorschau auf nächstes Jahr?"
Montoya: "Hoffentlich! Ich denke, es war großartig heute. Das war gut für Williams, es war gut für jeden. Das Rennen war schwierig. Ich will ehrlich sein: Vor dem Rennen dachte ich, dass Kimi eine Chance haben würde, zu gewinnen. Es gibt ja immer diese Gerüchte, wer wie viel Benzin an Bord hat, und als ich hörte, wie schwer Kimi war, dachte ich, das sei hart zu knacken. Dann hat mir aber der Regen zu Beginn in die Hände gespielt, denn ich war von Anfang an auf drei Stopps. Das hat dann perfekt funktioniert."

Duell in der Boxengasse war aus Sicht Montoyas "großartig"

Frage: "Wie siehst du den Zweikampf mit Räikkönen in der Box?"
Montoya: "Ah, das war großartig. Ich bin schon gefahren, da sah ich auch ihn losfahren. Ich wollte ihn unbedingt kriegen, aber es hat nicht ganz gereicht. Als wir zur Linkskurve gefahren sind, habe ich seine Reifen beobachtet, denn ich wollte sehen, wann er sich bewegt, aber er hat sich nicht bewegt. Also habe ich Schwung mitgenommen und am Ende der Geraden ging ich an ihm vorbei."

Frage: "Hast du dir wegen Alonso Sorgen gemacht?"
Montoya: "Am Anfang schon ein bisschen, aber dann ist mir der Gedanke gekommen, dass er hier eigentlich nie wirklich konkurrenzfähig war in den Trainings, daher dachte ich, wir würden ihn kriegen können. Meine größte Sorge war beim Boxenstopp, als ich hinter ihm rausgekommen bin. Aber er hat sehr fair Platz gemacht."

Frage: "In der 33. Runde hast du zweieinhalb Sekunden auf ihn verloren. Was war da los?"
Montoya: "Ich wollte einen Minardi überholen und musste auf einer etwas feuchten Stelle bremsen. Da hat es gerade getröpfelt und ich hätte das Auto beinahe außer Kontrolle verloren."

Frage: "Wie war es am Ende wegen des Regens?"
Montoya: "Da war es okay. Meine Pace am Ende war auch gut. Alle haben ihren Hals einfach hängen lassen, denn die Strecke führt in die andere Richtung als sonst. Es muss damit zu tun haben, denn in jeder Rechtskurve war nichts, aber in jeder Linkskurve fühlte es sich höllisch an. Das war ulkig."