• 12.08.2006 11:32

  • von Fabian Hust

Cristiano da Mattas Kampf um das Leben

Vor neun Tagen kollidierte Cristiano da Matta bei ChampCar-Testfahrten mit einem Rotwild und noch immer kämpfen die Ärzte um das Leben des Brasilianers

(Motorsport-Total.com) - Auch neun Tage nach seinem schweren Testunfall kämpfen die Ärzte um das Leben von Cristiano da Matta. Der Brasilianer war am Donnerstag in der vergangenen Woche mit seinem ChampCar-Boliden auf dem Straßenkurs von Road America mit einem Rotwild kollidiert. Der Brasilianer war über 140 km/h schnell, als er das Tier traf, dem er zuvor noch versucht hatte auszuweichen.

Titel-Bild zur News: Cristiano da Matta

Die Ärzte kämpfen immer noch um Cristiano da Mattas Leben

Der heute 32-Jährige ist ein "Spätzünder" im Motorsport. Erst im Alter von 17 Jahren stieg er erstmals in ein Kart und begann, seinem Vater - dem 14-fachen brasilianischen Tourenwagen-Champion Toninho - nachzueifern. Dann aber holte der am 19. September 1973 in Belo Horizonte geborene Rennfahrer die Karriereschritte im Rekordtempo nach: Nach vier Kart-Titeln innerhalb von zwei Jahren gewann er 1993 und 1994 die brasilianische Formel Ford- und Formel 3-Meisterschaft jeweils im ersten Anlauf.#w1#

In der britischen Formel 3 sowie einer Formel-3000-Saison demonstrierte er zwar sein Talent, da ein Titel aber ausblieb, entschloss sich da Matta zum erneuten Sprung über den Atlantik. Als Rookie siegte er bei drei Läufen zur US-amerikanischen Indy-Lights-Serie, die er im Jahr darauf überlegen gewann.

Cristiano da Matta (Toyota)

Cristiano da Matta ging zwei Jahre für Toyota in der Formel 1 an den Start Zoom

Der Weg in die CART-Meisterschaft war damit geebnet. Als Zweitem der Rookie-Wertung 1999 gelang dem Brasilianer dort ein Jahr später sein Debütsieg, dem er 2001 drei weitere folgen ließ. Mit jeweils sieben Pole Positions und Laufsiegen dominierte er die Serie 2002: Bereits drei Rennen vor Saisonende stand da Matta als Meister fest. 2003 und 2004 fuhr da Matta für Toyota in der Formel 1, bestritt 28 Rennen, in denen er 13 WM-Punkte einfuhr.

Im vergangenen Jahr kehrte da Matta abermals über in die USA und in die ChampCar-Serie zurück, wurde bei PKV Racing Teamkollege von Jimmy Vasser. In Portland gewann da Matta nach nur vier Rennen sein 12. Karriererennen. Am Ende der Saison belegte da Matta mit 139 Punkten den elften Platz.

Auf der Strecke gab der Brasilianer immer 100 Prozent, jetzt muss er 100 Prozent geben, um den Kampf gegen seine schweren Kopfverletzung zu gewinnen: "Cristiano war nach dem Zusammenprall sofort ohnmächtig und blieb auch während der Bergung bewusstlos", so Dr. Chris Pinderski, Medical Direktor der ChampCar-Serie.

Da Matta wurde sofort nach dem Unfall per Hubschrauber in das 'Theda Clark Medical Center' transportiert, wo er per Computertomografie untersucht wurde. Zu diesem Zeitpunkt war nur klar, dass der Rennfahrer schwere Kopfverletzungen hat. Anschließend wurde in einer Notoperation ein Subduralhämatom (Bluterguss unter der harten Hirnhaut) entfernt. Anschließende CT-Untersuchungen zeigten, dass die Operation erfolgreich verlief, denn es wurden keine neuen Blutungen ausgemacht.

Allerdings wurde eine Schwellung des Gehirns diagnostiziert: "Bei Verletzungen dieser Art gibt es darunter eine Gehirnverletzung und die Schwellung war erwartet. Aber sie geht zurück. Sie haben da Matta Beruhigungsmittel gegeben, um seine Gehirnaktivität zu limitieren. Heute Morgen (Freitag) steht er nicht mehr unter Beruhigungsmitteln."

Doch ob der Rennfahrer gesund werden wird und wann er genesen sein wird, darüber können die Ärzte derzeit keine Auskunft geben: "Er macht jeden Tag Fortschritte und er macht zielbewusste Bewegungen - er bewegt einen Arm, wenn man ihn zwickt, aber er reagiert nicht auf gesprochene Kommandos. Seine Zukunft ist zurzeit noch ungewiss."

Cristiano da Matta

Cristiano da Matta wurde von der ersten Minute an optimal medizinisch versorgt Zoom

Justin Wilson, Teamkollege von da Matta, wird an diesem Wochenende in Denver starten, das zweite Auto des RuSPORT-Teams bleibt unbesetzt. "Ich möchte mich zunächst einmal vor allem bei der ChampCar und Chris und seinem Team bedanken", so Teampräsident Jeremy Dale. "Sie haben an der Rennstrecke fantastische Arbeit geleistet und das hat ohne Zweifel einen Unterschied ausgemacht. Er ist sehr schnell in das Krankenhaus gekommen und man hat sich sehr gut um ihn gekümmert. Vielen Dank an die ChampCar, die weiterhin in das meiner Meinung nach beste Sicherheitssystem des Rennsports investiert."

Während das ganze Team "in Gedanken zu 100 Prozent bei Cristiano und seiner Familie ist", erklärte Pinderski, dass da Matta "mindestens noch zwei Wochen" auf der Intensivstation verbringen wird. "Wann er aufwachen wird und ob er aufwachen wird, ist im Moment noch nicht klar. Die Verletzung, die er sich zugezogen hat, war sehr ernst, auch wenn er von außen in Ordnung aussah. Er macht stetige Fortschritte, auch wenn sie sich in den letzten 24 Stunden stabilisiert haben."