• 27.03.2009 14:30

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Budgetobergrenze: So will es die FOTA machen

Entgegen der gängigen Meinung ist die Teamvereinigung keineswegs kategorisch gegen eine Budgetobergrenze, nur den FIA-Vorschlag lehnt sie ab

(Motorsport-Total.com) - Sparen hier, sparen dort - wer die Formel 1 in den vergangenen Monaten intensiv verfolgt hat, kann die Worte "Wirtschaftskrise" und "Kostenreduktion" schon nicht mehr hören. Um dem Geldverbrennen ein für alle Mal ein Ende zu setzen, wünscht sich FIA-Präsident Max Mosley eine einheitliche Budgetobergrenze - nur die Teams wollen das nicht.

Titel-Bild zur News: FOTA-Meeting in Genf

Die FOTA lehnt ein limitiertes Budget keineswegs kategorisch ab

Zumindest ist das der Eindruck, der in der Öffentlichkeit entstanden ist, aber die Wahrheit sieht ganz anders aus, wie 'Motorsport-Total.com' erfahren hat. Denn die Teamvereinigung FOTA hat im Gegenteil sogar selbst einen Vorschlag für eine Budgetobergrenze unterbreitet. Dass der vom FIA-Weltrat am 17. März einfach ignoriert und durch eine wenig realistische Alternative ersetzt wurde, kann man Ferrari und Co. schlecht vorwerfen.#w1#

Die Qual der Wahl

Die FIA hat für 2010 folgendes Modell verabschiedet: Alle Teams, die sich bereiterklären, nicht mehr als 33 Millionen Euro auszugeben, erhalten zusätzliche technische Freiheiten - etwa im Bereich der Motorenentwicklung, um nur ein Beispiel zu nennen. Alle anderen dürfen zwar so viel investieren, wie sie wollen, müssen sich dafür aber an ein viel strengeres Regelwerk halten. Insider befürchten dadurch die Entstehung einer Zweiklassengesellschaft.

Bereits vor dem Meeting des FIA-Weltrats hatte die FOTA einen möglicherweise realistischeren Vorschlag eingereicht, der nicht global das gesamte Budget, sondern nur die Ausgaben im wichtigen Bereich Aerodynamik limitiert hätte. Im Detail: Die FOTA hätte die Aerodynamikbudgets aller zehn Teams addiert und durch zehn geteilt, um den Durchschnitt zu ermitteln. Diesen hätte man dann noch einmal halbiert. Doch der FIA ging diese Maßnahme offenbar nicht weit genug.

Den Teams zu unterstellen, sie lehnen eine Budgetobergrenze generell ab, ist jedenfalls Unsinn. "Eine Budgetobergrenze macht für mich sogar mehr Sinn als viele Einschränkungen auf technischer Seite", sagte beispielsweise BMW Motorsport Direktor Mario Theissen gestern in Melbourne, und Force-India-Teamchef Vijay Mallya teilte auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' mit: "Ich unterstütze so etwas - in welcher Form, das muss man sich anschauen."

FOTA fürchtet Zweiklassengesellschaft

Sturm läuft die FOTA lediglich gegen den FIA-Beschluss, dass ab 2010 zwei unterschiedliche Reglements gelten sollen - je nachdem, ob man mehr als 33 Millionen Euro ausgibt oder nicht. Mit den derzeitigen finanziellen Dimensionen hat das ohnehin nicht viel zu tun: Anno 2009 bewegen sich die Budgets zwischen 65 (Force India) und 270 Millionen Euro (McLaren-Mercedes). Dass in dieser Angelegenheit schon das letzte Wort gesprochen ist, erscheint also unwahrscheinlich.

Ebenfalls zugetragen wurde uns, dass die FOTA für das von ihr vorgeschlagene Einheits-KERS ab 2010 einen Betrag von ein bis zwei Millionen Euro pro Jahr als sinnvoll erachtet. Dazu kommen dann noch einmal gut fünf Millionen Euro für Motor und Getriebe - und schon braucht man nur noch ein Chassis und Reifen, um Formel 1 fahren zu können. Die FOTA-Ideen bezüglich Punktesystem und Rennverkürzung sind unseren Lesern ohnehin schon länger bekannt.