• 14.11.2010 09:32

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Brawn bereut Verkauf an Mercedes nicht

Nicht nur des Geldes, sondern auch der sportlichen Perspektive wegen ist Ross Brawn froh darüber, Mercedes als Partner ausgesucht zu haben

(Motorsport-Total.com) - Kein Wunder, dass Ross Brawn trotz einer sportlich wenig erfolgreichen Premierensaison als Mercedes-Werksteam nicht unglücklich darüber ist, die Mehrheit am früheren Brawn-Team abgegeben zu haben, schließlich hat ihm dieser Schachzug laut Angaben des britischen Handelsregisters mehr als 100 Millionen Euro für seine Privatkasse eingebracht. Doch auch sonst bereut er den gemachten Schritt nicht.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn und Norbert Haug

Ross Brawn bereut den Verkauf von Mehrheitsanteilen an Mercedes nicht

Brawn und seine fünf Partner aus dem Management hatten Ende 2008 100 Prozent der Honda-Überreste für einen symbolischen Betrag von einem Britischen Pfund übernommen und verkauften 75,1 Prozent davon ein paar Monate später für damals umgerechnet 123 Millionen Euro an Aabar und Daimler. Zudem wurde unter den neuen Eigentümern eine Dividende in der Höhe von 20 Millionen Pfund ausgezahlt, wovon 3,2 Millionen Euro direkt in Brawns Tasche gewandert sein dürften.

Konstanz des Erfolgs

So wurde die Last-Minute-Rettung des ehemaligen Honda-Teams zur Goldgrube für den Briten, der nach wie vor der festen Überzeugung ist, mit Mercedes den richtigen Partner ausgewählt zu haben: "Wegen der Optionen, die wir hatten, war es eine leichte Entscheidung. Von allen Herstellern, die interessiert waren, war Mercedes derjenige, der sowohl Konstanz wie auch Engagement nachweisen konnte", erklärt der 55-Jährige.

"Es war eine sehr leichte Entscheidung für Mercedes, wegen der großen Tradition von Mercedes-Benz im Motorsport. Die Tatsache, dass sie in guten wie auch in schlechten Zeiten im Rennsport geblieben sind, war für uns sehr wichtig. Denn Mercedes ist einer der Hersteller, die in der Formel 1 geblieben sind, als andere sie verlassen haben. Ich finde, sie verdienen Anerkennung für ihre Verpflichtung gegenüber der Formel 1", erläutert er.

¿pbvin|512|2394||0|1pb¿Zwar hat es dieses Jahr nur zu bisher drei Podestplätzen gereicht, aber laut Experten im Fahrerlager baut Mercedes derzeit die besten Motoren der Formel 1. Zudem hat der Stuttgarter Automobilhersteller vor 2009 zwar seit mehr als einem Jahrzehnt keine Konstrukteurs-WM mehr gewonnen, aber außer Ferrari war im vergangenen Jahrzehnt kein anderes in der Königsklasse des Motorsports engagiertes Werk so konstant auf hohem Niveau wie Mercedes.

Lieber erfolgreich statt reich

"Die Konstanz des Erfolgs war mir sehr wichtig", erinnert sich Brawn an die Verkaufsverhandlungen zurück. "Ich bin nicht in der Formel 1, um ein Rennteam zu besitzen, sondern ich bin in der Formel 1, um Rennen zu gewinnen. Mir ist egal, ob das Team kommerziell Geld abwirft, denn ich will Rennen und Weltmeisterschaften gewinnen. Die Art und Weise, wie das Team jetzt strukturiert ist, eröffnet uns diesbezüglich bessere Chancen."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Abu Dhabi, Samstag


"Die Vorteile für das Team liegen in vielen Bereichen, zum Beispiel in der Unterstützung durch Mercedes-Benz im technischen und kommerziellen Bereich, denn es ist uns sehr wichtig, in Zukunft konstant erfolgreich zu sein", geht er näher auf diese angesprochenen Vorteile durch die Partnerschaft ein. "Zudem bringen sie Stabilität ins Team, denn für ein komplett unabhängiges Formel-1-Team ist es sehr, sehr schwierig zu überleben."

Übrigens hat Brawn, weiterhin Minderheitsteilhaber und Teamchef des Mercedes-Rennstalls, nicht vor, wie im Jahr 2007 eine Auszeit von der Formel 1 zu nehmen. Darüber denkt der Brite trotz verschiedener Gerüchte in den britischen Medien nicht nach, "solange wir nicht fünf Weltmeisterschaften gewonnen haben", grinst er. Sollte er Wort halten, würde er der Formel 1 also noch bis mindestens Ende 2015 erhalten bleiben...