• 20.10.2012 09:07

Boullier: "Motivation im Team war noch nie ein Problem"

Eric Boullier und Lotus geben die Hoffnung auf Rang drei in der Konstrukteurswertung nicht auf - Coanda-Auspuff und Qualifying als Schlüssel zum Erfolg

(Motorsport-Total.com) - Lotus geht mit 29 Punkten Rückstand auf Ferrari auf Platz vier liegend in die letzten vier Rennen der Saison 2012. Laut Teamchef Eric Boullier ist die Motivation ungebrochen, die "Roten" noch abzufangen und dem Team Rang drei zu sichern.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier (Lotus-Teamchef)

Lotus-Teamchef Eric Boullier sieht die Chancen, Ferrari abzufangen, intakt

Im Interview spricht Boullier über seine Erwartungen für die letzten vier Rennen des Jahres, über die entscheidenden Kriterien auf dem Weg zum Erfolg, über einen möglichen Rückfall von Romain Grosjean und über die Herausforderung, die Ressourcen im Team richtig aufzuteilen.

Frage: "Eric, wo steht das Lotus-Team vor dem letzten Fünftel der Saison?
Eric Boullier: "Wenn man sich unsere zurückliegenden zwei, drei Rennen in der Gesamtheit ansieht, dann hatten wir hier und da Probleme. In puncto Performance konnten wir in Südkorea mit dem neuen Auspuffsystem aber einen Schritt nach vorn machen. Das Team hat ganze Arbeit geleistet, ein solch signifikantes Upgrade an die Strecke zu bringen und sofort funktionieren zu lassen. Wir können aus diesem Konzept noch deutlich mehr herausholen, brauchen aber noch etwas Zeit. Wir sollten uns ab sofort darauf konzentrieren, im Qualifying beide Autos in die Top 5 zu bringen. Das würde unsere Chancen auf gute Punkte im Kampf um Platz drei in der Konstrukteurswertung deutlich verbessern."

Frage: "Wird es schwierig, den dritten Rang bei nur vier ausstehenden Rennen und entsprechend wenig zu vergebenen Punkten noch zu erreichen?"
Boullier: "Es besteht kein Zweifel daran, dass es schwierig wird. Gleichzeitig bieten sich uns noch vier gute Gelegenheiten, eine Menge Punkte einzufahren. Der Schlüssel wird in der Zuverlässigkeit des E20 liegen. Ist diese gewährleistet, dann kommt es darauf an, an jedem Rennwochenende beide Fahrer solide in die Punkteränge zu bringen."

Grosjeans Startkollisionen abgehakt

Frage: "Romain Grosjean hinterließ in Südkorea einen guten Eindruck. Glaubst du, dass die jüngsten Schwierigkeiten damit endgültig abgehakt sind?"
Boullier: "Für uns ist es ganz eindeutig an der Zeit, einen Schlussstrich darunter zu ziehen und nach vorn zu blicken. Noch wichtiger ist es aber, dass Romain die Dinge abhakt. In Südkorea fuhr er ein starkes, sauberes Rennen, obwohl er unter großem Druck stand. Ich bin mir absolut sicher, dass er nun versteht, wie solche Dinge in Zukunft zu vermeiden sind. Romains Aufgabe für den Rest der Saison besteht ganz klar darin, auf der Performance des zurückliegenden Rennens aufzubauen und dem Team zu helfen, bei den noch ausstehenden vier Rennen so viele Punkte wie möglich einzufahren."

Frage: "Mit welchem Gefühl gehst du nach Indien, wo die Formel 1 am kommenden Wochenende zum zweiten Mal gastiert?"
Boullier: "Indien ist ein riesiges Land, dessen Wirtschaft immer stärker wird. Aus diesem Grund ist es für die Formel 1 ein interessanter neuer Markt. Gleichzeitig ist es für uns eine gute Gelegenheit, mehr über die Kultur und die Tradition einer Nation zu lernen, die sich von anderen doch ziemlich unterscheidet."

Arbeit an drei Projekten gleichzeitig

Frage: "Das Team befindet sich derzeit in der ungewöhnlichen Lage, an drei Autos gleichzeitig arbeiten zu müssen. Wo liegen in diesem Zusammenhang die größten Herausforderungen?"
Boullier: "Natürlich sind unsere Ressourcen nicht unbegrenzt. Die größte Herausforderung besteht also darin, wie wir die Ressourcen am besten aufteilen. Jeder Mehraufwand in ein Projekt bedeutet gleichzeitig eine Schwächung der beiden anderen. Wir wollen uns die Chancen für die vier noch ausstehenden Rennen nicht verbauen. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass wir für die kommende Saison und auch für 2014 in einer starken Position sind. Da die richtige Balance zu finden ist nicht einfach. Während der bevorstehenden Wochen und Monaten wird dieses Thema noch intensiv diskutiert werden. Die Dinge können sich schnell ändern. Bis jetzt hat unser Management aber einen guten Job gemacht, die Kontrolle zu behalten."

Frage: "Ist es angesichts von drei Back-to-Back-Rennen am Saisonende schwierig, die Konzentration und Motivation im Team aufrechtzuerhalten?"
Boullier: "Sechs Grands Prix innerhalb von neun Wochen sind für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Die Logistik, um neue Entwicklungen fertigzustellen und an die Autos zu bringen, ist alles andere als einfach. Die Motivation in unserem Team war aber noch nie ein Problem. Die Mitarbeiter in der Fabrik in Enstone sind nicht nur hochprofessionell, sondern hängen auch mit ganzem Herzen am Rennsport."