• 29.07.2009 10:23

BMW: Formel 1 passt nicht mehr zur Konzernstrategie

Norbert Reithofer spricht von einer "Neuausrichtung des Unternehmens", Klaus Draeger hofft, dass keine Mitarbeiter abgebaut werden müssen

(Motorsport-Total.com) - Die BMW Group wird ihr Engagement in der Formel 1 nach Ablauf der Saison 2009 nicht fortführen. Die frei werdenden Ressourcen sollen in die Entwicklung neuer Antriebstechnologien sowie Projekte im Bereich Nachhaltigkeit fließen. BMW wird weiterhin in anderen Serien aktiv im Motorsport präsent sein. Die Grundsatzentscheidung über die Neustrukturierung des BMW Motorsport Engagements wurde gestern in der Sitzung des Vorstands getroffen.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Aus und vorbei: Die BMW Power steigt mit Saisonende aus der Formel 1 aus

"Natürlich ist uns diese Entscheidung schwer gefallen. Aber dies ist ein konsequenter Schritt vor dem Hintergrund der strategischen Neuausrichtung unseres Unternehmens", erklärte der Vorstandsvorsitzende der BMW AG, Norbert Reithofer. "Premium wird immer stärker auch über Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit definiert. Wir wollen hier eine Vorbildrolle einnehmen."#w1#

Dank an Theissen

"Im Rahmen unserer Strategie Number ONE stellen wir deshalb alle Projekte unter den Aspekten Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit auf den Prüfstand. Unser Engagement in der Formel 1 entspricht dabei nicht mehr unserer Hauptzielrichtung. Seit 1999 verantwortet Mario Theissen unser Motorsportengagement. In dieser Zeit haben wir viele große Erfolge erzielt, auch in der Formel 1. Dafür möchte ich Mario Theissen und seinem Team herzlich danken", so Reithofer.

Entwicklungsvorstand Dr. Klaus Draeger sagte: "Wir haben uns mit dem BMW Sauber F1 Team bereits im dritten Jahr als Topteam etabliert. In der aktuellen Saison können wir die Erwartungen leider nicht erfüllen. Dennoch waren zehn Jahre Formel-1-Erfahrung prägend für unsere Entwicklungsingenieure. Dem Rennsport haben wir nicht nur zahlreiche technische Innovationen zu verdanken, sondern auch den Wettbewerbsgeist, der uns in der Entwicklung von Serienfahrzeugen vorantreibt."

"In der aktuellen Saison können wir die Erwartungen leider nicht erfüllen." Klaus Draeger

In welchem Umfang es zu einem Stellenabbau in München oder Hinwil kommt, steht derzeit noch nicht fest. Draeger: "Da wir diese Entscheidung erst gestern getroffen haben, können wir noch nichts Genaueres mitteilen. Wir werden verschiedene Szenarien erarbeiten und bewerten und uns bemühen, für die Mitarbeiter am Standort Hinwil und die in das Formel-1-Projekt eingebundenen Beschäftigten in München Lösungen zu finden. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und werden die Mitarbeiter informieren, sobald wir Klarheit haben."

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen: "Natürlich hätten wir alle, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hinwil wie in München, dieses ambitionierte Projekt gerne weiter geführt und gezeigt, dass die aktuelle Saison nach drei erfolgreichen Jahren ein Ausrutscher war. Aber aus Sicht des Unternehmens kann ich diese Entscheidung nachvollziehen. Wir werden uns nun voll auf die verbleibenden Rennen konzentrieren und uns mit Kampfgeist und einem guten Ergebnis aus der Formel 1 verabschieden."

Weiterhin im Motorsport aktiv

BMW wird auch in Zukunft in vielen Serien im Motorsport vertreten sein: 2010 wird BMW im Tourenwagensport und in der Nachwuchsförderung mit der Formel BMW starten. Hinzu kommen BMW Engagements in der American Le-Mans-Series (ALMS), bei Langstreckenrennen und im seriennahen Kundensport. Darüber hinaus werden auch die Aktivitäten bei BMW Motorrad Motorsport weiter geführt, allen voran die Superbike-Weltmeisterschaft.

¿pbvin|512|1812|bmw|0|1pb¿BMW kann bisher auf eine lange Erfolgsgeschichte im Motorsport verweisen: Mit Brabham erzielte BMW in den Jahren 1982 bis 1985 acht Siege in der Formel 1. 1983 gelang der Gewinn der Fahrer-WM durch Nelson Piquet. 1986 folgte mit Benetton der letzte Sieg mit dem legendären Turbotriebwerk. In der Zeit mit Williams (2000-2005) wurden zehn Siege erzielt. Vor der Zeit mit dem BMW Sauber F1 Team hatte BMW insgesamt 19 Grand-Prix-Siege und 33 Pole-Positions erreicht.

In der Debütsaison 2006 belegte das neu formierte BMW Sauber F1 Team den fünften Platz in der WM-Wertung der Konstrukteure. 2007 errang die deutschschweizerische Mannschaft nach dem Ausschluss von McLaren-Mercedes Platz zwei. In der Saison 2008 kämpfte das Team bis zum Saisonende um den WM-Titel und belegte letztlich Rang drei.

In Kanada holte der Pole Robert Kubica am 8. Juni 2008 den ersten und bislang einzigen Grand-Prix-Sieg. Insgesamt verbuchte das BMW Sauber F1 Team bis heute eine Pole-Position (Kubica 2008 in Bahrain) sowie 16 Podiumsplatzierungen. In der laufenden Saison belegt das BMW Sauber F1 Team den achten Platz in der Herstellerwertung.