• 20.03.2012 10:12

Alesi: "Grosjean war Maldonados Opfer"

Lotus-Botschafter Jean Alesi im Interview: Warum er sich in Grosjean wiedererkennt, wieso er Räikkönen enormen Hunger attestiert und was in Sepang möglich ist

(Motorsport-Total.com) - Der Saisonauftakt brachte für Lotus Licht und Schatten. Der E20 zeigte in Melbourne großes Potenzial: Romain Grosjean stellte den Boliden auf den tollen dritten Startplatz, im Rennen schied er allerdings schon in der dritten Runde nach einer Kollision mit Pastor Maldonado aus.

Titel-Bild zur News: Jean Alesi

Jean Alesi traut Lotus bereits beim zweiten Saisonrennen eine Sensation zu

Kimi Räikkönen verpatzte hingegen das Qualifying und startete als 18., zeigte im Rennen aber eine überzeugende Aufholjagd und wurde immerhin Siebter. Ex-Formel-1-Pilot und Lotus-Botschafter Jean Alesi spricht im Interview über das Potenzial Grosjean und die Motivation Räikkönens.


Fotos: Lotus, Großer Preis von Australien


Frage: "Jean, fangen wir mit Romain an. Was für eine Leistung im Qualifying..."
Jean Alesi: "Ich war so froh, das zu sehen. Ich kenne Romain recht gut, und sein Trainer war eigentlich mein Trainer, als ich 18 Jahre alt war. Ich schätze, dass ich mich daher manchmal in ihm wiedererkenne. Wenn du jung bist und anfängst - wie es bei ihm der Fall ist, denn seine Renault-Rennen 2009 sind schon lange her -, ist es wirklich wichtig, stark anzufangen."

"Der Samstag hat gezeigt, wozu er und sein Auto fähig sind. Das wird ihm Selbstvertrauen geben. Der Zwischenfall im Rennen war eine Mischung aus fehlender Erfahrung und Pech, denn es war nicht seine Schuld."

Frage: "Hätte Romain die Kollision mit Maldonado verhindern können?"
Alesi: "Bei Maldonado muss man sich nur ansehen, wie er dieses Rennen beendet hat. Er war schnell, aber was eigentlich ein großartiges Rennen für Williams hätte sein sollen, endete mit zwei üblen Unfällen. Maldonado war wahrscheinlich übermotiviert, weil es der Beginn der Weltmeisterschaft war. Leider war Romain das Opfer."

Frage: "Frankreich sehnt sich nach einem Siegfahrer. Könnte Romain in der Heimat ein Superstar werden?"
Alesi: "Konstanz ist wichtig. Man muss jedes Mal seine Leistung bringen. Ich hoffe, dass er über die gesamte Saison hinweg ein gutes Auto hat, aber wie wir wissen, ist das nicht einfach, wenn die Teams um einen herum ein größeres Budget haben. Lotus scheint schneller zu sein als alle anderen - außer McLaren. Aber die Teams, die sie im Qualifying geschlagen haben - Red Bull, Mercedes und Ferrari - haben viel größere Budgets. Lotus schlägt sich über seinem Wert. Sie haben in Enstone ein brillantes Team, aber es ist wirklich schwierig, das Entwicklungstempo der größten Teams mitzuhalten. Ich denke, das ist dieses Jahr die Herausforderung für Lotus."

Frage: "Kimi hat im Qualifying einen Fehler gemacht, aber am Sonntag Punkte geholt. Wie schätzt du sein Lotus-Debüt ein?"
Alesi: "Wenn man im K.o.-Qualifying einen Fehler macht, dann zahlt man drauf. Kimi verhaute seine Runde und schaffte es um drei oder vier Sekunden nicht mehr über die Start-Ziel-Linie, was Pech war. Im Rennen haben wir von ihm Überholmanöver gesehen, er schrie am Boxenfunk und er pushte wirklich. Es gibt keinen Zweifel, dass Kimi hungrig ist. Genau das ist es, was Lotus braucht. Am Ende war der siebte Platz ein gutes Resultat, wenn man bedenkt, dass er als 18. startete."

Frage: "Wie schätzt du die Lotus-Fahrer in Malaysia ein?"
Alesi: "Sepang sollte dem Auto liegen. Beim Testen in Jerez und Barcelona war es vor allem in den schnellen Kurven gut, und genau das macht den Kurs in Malaysia aus. Wenn es keine Zwischenfälle gibt, dann darf man sich auf etwas Magie gefasst machen."