Alain Prost: Darum haben die Senna-Jahre keinen Spaß gemacht

Alain Prost erinnert sich an die gemeinsamen Jahre mit Ayrton Senna zurück und erklärt, warum sich erst nach seinem Rücktritt ein gutes Verhältnis entwickelte

(Motorsport-Total.com) - "Es gab drei Ayrtons für mich", verrät Alain Prost, als er im Interview mit Motor Sport über seinen langjährigen Gegner Ayrton Senna spricht. Die beiden lieferten sich Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre eine der bis heute größten Rivalitäten in der Formel 1.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Alain Prost (rechts) ist nicht gerne gegen Ayrton Senna gefahren Zoom

Es habe einmal den Senna "vor der Formel 1" gegeben, so Prost, "als er sich meine Rennen ansah, alles, was ich tat, die Art und Weise, wie ich es tat." Dann habe es den Senna gegeben, "als wir zusammen [in der Formel 1] waren, innerhalb oder außerhalb desselben Teams."

Und zu guter Letzt den Senna, "als ich zurücktrat", so Prost, dessen Formel-1-Karriere sich nur teilweise mit der des Brasilianers überschnitt. So kam Prost bereits 1980 in die Königsklasse, Senna erst vier Jahre später. Dafür trat er bereits Ende 1993 zurück, während Senna 1994 tödlich verunglückte.

Wirklich gut verstand sich Prost dabei laut eigener Aussage nur mit der letzten Senna-Version nach seinem eigenen Rücktritt. "Wir haben sehr oft miteinander gesprochen, jede Woche, zweimal die Woche", erinnert sich Prost zurück.

Das kam für ihn selbst damals überraschend, denn zu seiner aktiven Zeit sei der Brasilianer nicht an einer Freundschaft interessiert gewesen, erklärt der viermalige Weltmeister, der einst selbst daran beteiligt war, Senna zu sich ins McLaren-Team zu holen.

"Und das bereue ich auch nicht", so Prost, der 1988 und 1989 zwei Jahre lang gemeinsam mit Senna für McLaren an den Start ging - und dabei laut eigener Aussage wegen der schwierigen Beziehung zu seinem Teamkollegen keinen Spaß hatte.

"Ich erinnere mich, dass wir mit Nelson [Piquet] im selben Jahr, in dem wir 1983 um die Meisterschaft kämpften, zusammen in den Urlaub gefahren sind", so Prost, der sich auch mit seinen vorherigen Teamkollegen wie Niki Lauda oder Keke Rosberg gut verstanden habe.

Prost: Schwierige Situation hat auch Leistung beeinflusst

Mit Senna sie dies allerdings nicht möglich gewesen. Prost sagt, er müsste "lügen", wenn er behaupten würde, in den Senna-Jahren "Spaß am Kämpfen" gehabt zu haben, wie es vorher der Fall gewesen sei. "Ich kann nicht sagen, dass es mir gleich viel Spaß gemacht hat", so Prost.

Grund dafür sei unter anderem eine Spaltung der Fanlager während seiner Rivalität mit Senna gewesen. Entweder sei man geliebt oder gehasst worden, und unter diesem Tribalismus habe er extrem "gelitten" und keinen Spaß mehr gehabt, verrät er.

"Eines der Länder, in denen ich am meisten gelitten habe, war Frankreich", erinnert er sich und erklärt: "Ich kann nicht sagen, dass ich den Kampf genossen habe - und deshalb habe ich etwas Performance verloren. Ich bin ein Mensch, der frei sein muss, der glücklich sein muss."

"Ich muss Spaß haben und mich entspannen", so Prost, für den es deshalb "schwieriger" gewesen sei, gegen Senna zu kämpfen. Der Brasilianer habe immer versucht, ihn zu schlagen, "und das änderte sich bis zum Podium in Adelaide [beim Saisonfinale 1993] nicht."


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"Viele Male danach haben wir darüber gesprochen. Mir war nicht klar, wie sehr er sich auf mich konzentriert hatte, bevor er es in die Formel 1 schaffte. Seine Motivation war es, Weltmeister zu werden, aber seine größte Motivation war es, mich zu schlagen", betont Prost.

Das angesprochene Rennen in Adelaide 1993 war Prosts letztes Formel-1-Rennen. Nachdem er mit Williams den WM-Titel gewonnen hatte, verließ er die Königsklasse - unter anderem auch deshalb, um einem erneuten internen Duell mit Senna aus dem Weg zu gehen.

Prost und Senna sprachen sogar über "Privatleben"

Der Brasilianer wechselte 1994 zu Williams und Prost betont, dass er sportlich keine Angst vor Senna gehabt habe. Denn "beeindruckt" habe dieser ihn meistens nur im Qualifying, aber "niemals unter Rennbedingungen", in denen er selbst "meistens schneller" gewesen sei, so Prost.

Vielmehr hatte er keine Lust, sich intern noch einmal den Stress anzutun, mit Senna in einem Team zu fahren. "Patrick [Head; Williams-Technikchef] war sehr direkt und wollte nicht, dass ich gehe, selbst als ich ihm sagte, dass ich genug hatte. Ich hätte bleiben können", stellt Prost klar.

"Ich war nicht bereit, aufzuhören", verrät der Franzose, der damals 38 Jahre alt war. Er habe jedoch einfach keinen Spaß mehr gehabt. Die vorherrschende Meinung sei damals gewesen: "Wenn du gewinnst, dann liegt es daran, dass du das beste Auto hast."

"Selbst innerhalb des Teams war es nicht besonders schön", erinnert er sich, und auf eine weitere Konfrontation mit Senna hatte er ebenfalls keine Lust mehr. "Renault wollte ihn", erinnert sich Prost. Und Renault war damals Motorenlieferant von Williams.


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Er selbst verabschiedete sich daher als amtierender Weltmeister endgültig aus der Königsklasse, nachdem er bereits 1992 ein Sabbatjahr eingelegt hatte. Mit seinem eigenen Rücktritt sei dann auch das Verhältnis zu Senna ein komplett anderes geworden.

Die beiden sprachen nun regelmäßig miteinander, und Prost erinnert sich: "Ich wusste alles über den Williams, alles über seine Position im Auto, alles darüber, was er wollte, alles darüber, dass er im Team nicht glücklich war, alles über sein Privatleben."

Kurz vor seinem tödlichen Unfall beim Großen Preis von San Marino 1994 in Imola bezeichnete Senna Prost sogar als "lieben Freund". Die Freundschaft hielt allerdings nicht lange, denn zwischen Prosts Rücktritt und Sennas Tod lag nur knapp ein halbes Jahr.

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