• 23.10.2017 02:36

  • von Dominik Sharaf & Lawrence Barretto

Sainz spuckt große Töne: Bin da und wir fighten mit Force India

"Fast perfekt": Carlos Sainz erntet für die Renault-Premiere und Rang sieben Beifall - Dass er an Esteban Ocon nicht vorbeikam, sei dem Sprit geschuldet gewesen

(Motorsport-Total.com) - Für die Verpflichtung Carlos Sainz' hatte Renault in den vergangenen Wochen Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt - anscheinend aus gutem Grund, denn die Mühen scheinen sich auszuzahlen, wie der US-Grand-Prix am Sonntag unter Beweis stellte. Bei seinem Debüt in Gelb fuhr der Spanier auf Rang sieben und hatte sich nach der Zieldurchfahrt selbst nichts anzukreiden: "Es war ziemlich nah dran an perfekt", sagt Sainz im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' über sein Rennen in Austin.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Carlos Sainz ließ bei seinem ersten Rennen für Renault sofort aufhorchen Zoom

Von Startposition sieben kommend ging er in der ersten Kurve jedem Tohuwabohu aus dem Wege. "Ich wollte es locker nehmen und bloß nichts Verrücktes anstellen", so seine Prämisse für die Jungfernfahrt im neuen Dienstwagen, die ihm zunächst einen Positionsverlust gegen Sergio Perez einbrachte. "Dann habe ich Tempo, Tempo und Tempo aufgenommen und die Force India attackiert."

Den Mexikaner erwischte Sainz nach der Serie der Boxenstopps mühelos, an Teamkollege Esteban Ocon biss er sich anschließend die Zähne aus. Die Ellenbogen auszufahren hatte der für seine teils ruppige Gangart bekannte Franzose nicht nötig. "Es war alles fair", bestätigt Sainz. "Sie waren in der Endgeschwindigkeit richtig gut. Deshalb habe ich es im Infield probiert statt auf der Geraden."

Dabei überfuhr der Ex-Toro-Rosso-Mann wie später Max Verstappen im Red Bull die innere Fahrbahnbegrenzung, hatte mit seiner Attacke aber keinen Erfolg gegen den klug verteidigenden Ocon - und wurde nicht mehr von der Rennleitung behelligt. Anschließend pfiff ihn der Renningenieur zurück. "Am Ende musste ich von Angriffen ablassen, da mir der Sprit ausgegangen ist. Als ich eine Runde Druck gemacht habe, hat das Team mir gesagt, dass ich es lieber nach Hause bringen soll."


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So ging Sainz das Prestige flöten, als Sechster "Best of the Rest" - stärkster Pilot hinter den drei Topautos - zu sein. Für den Neuankömmling kein Grund, Trübsal zu blasen: "Force India war zuletzt stark und weit vor uns. Dann bestreite ich mein erstes Rennen und kreuze mit ihnen die Klingen", stellt er überrascht fest und sieht seine Texas-Mission erfüllt: "Cyril und alle haben klar gesagt, dass sie von mir verlangen würden, Toro Rosso und anderen Teams sofort Punkte wegzunehmen."

Der angesprochene Teamchef Abiteboul ist voll des Lobes: "Es war bemerkenswerte Arbeit. Mitten in der Saison die Teams zu wechseln ist nicht einfach. Es ist in der Formel 1 schon vorgekommen, dass es anders gelaufen ist", klopft er Sainz auf die Schulter, betrachtet den Erfolg aber als einen der ganzen Renault-Equipe, die in den vergangenen zwei Wochen Tag und Nacht für die Rochade geschuftet hatte. "Wir haben uns alle darauf gefreut. In der Vorbereitung steckte eine Menge Arbeit."

Ärgerlich für Sainz: Bei den restlichen drei Saisonrennen muss er auf einen überarbeiteten und offenbar PS-stärkeren Renault-Motor, der in Austin in Nico Hülkenbergs Auto steckte, verzichten: "Da kommt leider nichts mehr, weil wir uns vor langer Zeit auf einen Plan festgelegt haben", bedauert Abiteboul. Er lautet: Nur ein neues Triebwerk pro Team, wobei Red Bull und Toro Rosso Max Verstappen respektive Brendon Hartley mit neuem Material ausstatteten. Nach dem Antriebsdefekt bei Hülkenberg am Sonntag könnte die Werksmannschaft ihr einziges Aggregat der neuesten Ausbaustufe verloren haben: "Hoffentlich ist er nach dem Zwischenfall noch flott", bangt Abiteboul.