• 16.09.2017 18:45

  • von Heiko Stritzke & Dominik Sharaf

Systembedingter Fahrfehler: Räikkönen fehlt Vertrauen

Kimi Räikkönen beschwert sich, dass sein Auto nicht das tut, was er gern möchte - So lässt er den Mauerkuss nicht als individuellen Fahrfehler gelten

(Motorsport-Total.com) - Während Sebastian Vettel eindrucksvoll die Pole-Position auf den Straßen Singapurs einfuhr, musste Kimi Räikkönen eine herbe Niederlage einstecken. Nur Platz vier mit einem satten Rückstand von 0,578 Sekunden auf den eigenen Teamkollegen sind eine ähnliche Klatsche wie für seinen Landsmann Valtteri Bottas bei Mercedes. Der Finne klagt nach dem Qualifying auf dem Marina Bay Circuit über mangelnde Konstanz, die ihn um einen Startplatz in der ersten Reihe gebracht haben dürfte.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen kämpft mit Auto und Strecke mehr als mit seinen Gegnern Zoom

Nachdem er in Q1 und Q2 noch vor Sebastian Vettel gelegen hatte (Ergebnisse des Formel-1-Qualifyings aus Singapur), schlug dieser wieder einmal zurück, als es drauf ankam. Damit steht es nun 10:4 im Qualifying-Duell für den Deutschen. Und Räikkönen warf wie schon in Spa-Francorchamps und Sotschi einen möglichen Startplatz in der ersten Startreihe weg. Diesmal machte er Bekanntschaft mit der Mauer in Kurve 14, der Connaught-Kurve. Doch er will den Fehler nicht auf seine eigene Kappe liegen, vielmehr glaubt er, dass er vorprogrammiert war.

"Es ist generell ein schwieriges Wochenende von Beginn an", sagt der "Iceman" über sein Abschneiden in der Samstagnacht. "Im Qualifying lief es schon besser als am ganzen Wochenende zuvor. Aber es fühlte sich noch immer nicht so an, wie ich es erwartet hätte. Eigentlich ist das ein zufriedenstellendes Resultat für dieses schwierige Wochenende." Ob die erste Reihe möglich gewesen wäre? "Eigentlich ist sie immer möglich", zuckt er mit den Schultern. "Aber wie gesagt, das Wochenende war generell schwierig." (So lief das Qualifying zum Großen Preis von Singapur 2017)

Fehlendes Vertrauen hindert letzte Reserven

Räikkönen klagt über fehlendes Vertrauen ins Fahrzeug. Während Vettel über diese Schwäche hinwegfahren konnte, haderte der 37-Jährige auch am Samstag mit dem Fahrverhalten des Ferrari SF70H. "Auf einer buckeligen Strecke wie dieser ist es in jeder Kurve eine Herausforderung, schnell zu sein - selbst mit einem perfekten Auto. Gerade auf solchen Strecken braucht man ein Auto, bei dem man genau weiß, was passieren wird. Das gibt einem die Möglichkeit, es bis ans absolute Limit zu bringen."

Das war bei ihm augenscheinlich nicht der Fall: "Es ist bei uns ein bisschen so, dass wir ein Problem abstellen und damit ein neues kreieren. Es ging letztlich um einen Kompromiss. Es ist wirklich schwer, das Auto dazu zu bringen, genau das zu machen, was man will, während man nicht genau weiß, was es tun wird. Wie gesagt, es ist wirklich schwierig genug, alles 100 Prozent richtig zu machen und jede Runde 100 Prozent Maximum zu erreichen. Aber wenn die Dinge nicht genauso laufen wie man will, wird es nochmal schwerer. Es ist wie in Monaco: Wenn du das Vertrauen nicht hast, dann machst du schnell einen kleinen Fehler."


Fotos: Großer Preis von Singapur, Samstag


Das macht die Lage für das Rennen nicht unbedingt leichter, wo Konstanz noch mehr zählt. Räikkönen sieht es mit seinem einzigartigen Gleichmut: "Es ist ein schwieriger Kurs mit vielen Kurven und vielen Orten, an denen man Fehler machen kann. Man muss ans Limit gehen. Manchmal geht es gut, manchmal nicht. Aber das ist unser Job. Es ist nichts anderes als das, was wir gewohnt sind."

Podiumsplatz nicht abgeschrieben

Dass es überhaupt um die erste Reihe ging, mutet nach dem schwachen Freitag bei Ferrari ziemlich erstaunlich an. Räikkönen glaubt, dass etwas kühlere Bedingungen der Scuderia dabei geholfen haben. "Wir haben viele Dinge probiert, aber es war nicht so, dass im Qualifying plötzlich alles anders war", findet er. "Es ist im Qualifying halt gut zusammengekommen - wir waren konkurrenzfähiger denn je an diesem Wochenende. Nur das Gefühl war halt nicht gut."

"Gestern waren wir - zumindest ich - nicht einmal in der Nähe von Red Bull", so der Weltmeister von 2007 weiter. "Heute hätten wir mit ein paar Fehlern weniger vor ihnen stehen können. Es scheint sich im Qualifying alles geändert zu haben, aber auch das haben wir schon öfters in dieser Saison gesehen. Manche Teams sind früh am Wochenende stark, dann holen die anderen Teams auf. Mit anderen Spritmengen ist es am Freitag immer einfach, gut auszusehen. Aber Red Bull scheint etwas konstanter zu sein als wir."

Für das Rennen rechnet sich Räikkönen trotz des fehlenden Vertrauens ins Auto noch einiges aus: "Wir haben noch Arbeit vor uns, aber ich nehme den vierten Platz mal mit. Morgen können wir hoffentlich noch Fortschritte erzielen und darauf aufbauen. Vieles kann passieren mit Safety-Cars und solchen Dingen. Manchmal braucht man etwas Glück - wenn man zur falschen Zeit stoppt und das Safety-Car rauskommt, kann es einen viel Zeit kosten. Sowas hat man nicht in der Hand. Aber wir sind in einer ordentlichen Position für morgen. Es wird ein langes Rennen und wir werden das Beste draus machen."