Daniil Kwjat: Toro Rosso ist kein Juniorteam mehr

Toro-Rosso-Pilot Daniil Kwjat will sich vom Topteam Red Bull etablieren und ist "zu stolz" seinen ehemaligen Arbeitgeber Siege zuzutrauen

(Motorsport-Total.com) - Schwesterteam, Ausbilderteam, B-Team... Toro Rosso kämpft mit dem Image, nichts weiter als ein Ableger vom Topteam Red Bull zu sein. Personifiziert wird dieser Konflikt von Daniil Kwjat. Der Aufstieg des Russen dauerte gerade einmal eineinhalb Jahre. Seine dritte Saison im vermeintlichen Juniorteam geht er daher aggressiver an - und emanzipiert vom ehemaligen Arbeitgeber.

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat

Daniil Kwjat will seine Red-Bull-Vergangenheit hinter sich lassen Zoom

"Ich denke, die Tage, in denen man von 'Junior'- und 'Senior'-Team sprach, sind gezählt. Wir sind ein Formel-1-Team. Punkt", macht Kwjat gegenüber 'Formula1.com' deutlich. Zwar arbeiten die Teams unter dem großen Sponsor aus Österreich noch immer eng zusammen, aber gerade Kwjats tragische Geschichte lässt ihn so rigoros agieren.

Der heute 22-Jährige kam 2014 als neues Wunderkind zu Toro Rosso. Bis dahin hatte er gerade einmal vier Jahre im Formelsport hinter sich. Mit einem dominanten Meistertitel in der GP3 sicherte er sich aber die Aufmerksamkeit von Red Bull. Es kam zum Blitzaufstieg. Denn nach einem Jahr in Faenza (dem italienischen Standort von Toro Rosso) wurde er bereits zu Red Bull befördert - als Nachfolger von Sebastian Vettel.

Kwjat hat eine Achterbahnfahrt hinter sich

In seiner erste Saison für das Topteam gelang ihm bereits ein zweiter Platz beim Ungarn-Grand-Prix. Es war allerdings einer der schwächeren Red-Bull-Jahre, in dem das Team nur Platz vier unter den Konstrukteuren erreichte. Auch 2016 starteten die Bullen schlecht und erhielten durch Kwjats dritten Platz in China die erste Podiumsplatzierung.

Danach ging es jedoch genauso schnell bergab, wie es bei ihm zuvor aufwärts gegangen war. Ausgerechnet bei seinem Heim-Grand-Prix in Sotschi geriet er wegen einer Kollision mit Vettel in die Kritik. Es folgte das brutale Absägen und die Degradierung zurück zu Toro Rosso mitten in der Saison. Dort lief Kwjat dann den Rest des Jahres seiner Form hinterher.


Fotostrecke: Der Vettel/Kwjat-Crash in Sotschi

Seine Verbitterung über dieses Vorgehen ist Kwjat auch heute noch anzumerken. Über die mögliche neue Hackordnung für die kommende Saison sagt er: "Ferrari und Mercedes wirken sehr schnell. Ich bin zu stolz um einen anderen möglich Gewinner für das erste Rennen zu nennen, also belasse ich es dabei." Red Bull scheint er eine Favoritenrolle nicht zusprechen zu wollen.

Toro Rosso mit dem drittschönsten Auto

Ein Teamplayer bleibt er trotzdem - und ein Fürsprecher für sein aktuelles Team. Zwar macht der STR12 bei den Tests bisher noch keinen starken Eindruck, dafür aber einen großen Unterschied zu Red Bull. Das Chassis ähnelt eher dem Mercedes als dem des vermeintlichen großen Bruders. Und es macht auch optisch mehr her.

Bei einer Umfrage von 'Motorsport-Total.com' haben 2.480 User über die schönsten Boliden abgestimmt. 14,35 Prozent stimmten dabei für die Metallic-Lackierung von Toro Rosso, womit das Team hinter Ferrari und Mercedes Platz drei belegte. Red Bull bekam nur fünf Prozent der Stimmen (Platz sieben).


Fotos: Toro Rosso, Testfahrten in Barcelona


Das Aussehen ist für Kwjat aber nicht alles: "Die Erwartungen sind immer die gleichen - das ändert auch ein neuer Look nicht. Es ist natürlich cool, in einem schicken Auto herumzufahren. Das der Toro Rosso so anders aussieht, geht auf James Keys Kappe (Technischer Direktor; Anm. d. Red.). Ich vertraue darauf, dass er ein Auto designt hat, das uns eine gute Chance bietet."

Eine genaue Zielvorgabe will er noch nicht wagen: "Ich glaube an unsere Ingenieure - aber wie gut der STR12 ist lässt sich noch nicht sagen. Ich vermute, dass er so konkurrenzfähig ist, dass wir gute Resultate einfahren können. Ich glaube im Mittelfeld wird es wieder eng. Das Team, das dort die beste Arbeit leistet, wird zum Best of the Rest. Das sind hoffentlich wir! Das ist jedenfalls unser Ziel. Ein besseres Ergebnis würden wir aber auch jederzeit nehmen."