• 11.02.2017 17:09

  • von Daniel Halder

Patrick Head: Neue Regeln helfen den großen Teams

Der Ex-Williams-Boss hält es für Unsinn, dass die neuen Formel-1-Regeln das Feld enger zusammenführen und befürchtet wieder eine Mercedes-Dominanz

(Motorsport-Total.com) - Breitere Reifen, aggressivere Autos: In diesem Jahr soll die Formel 1 dank zahlreicher neuer Regeln wieder spannender und spektakulärer werden. Mit großer Vorfreude wird die Präsentation der Boliden in den kommenden Wochen erwartet. Bis zu fünf Sekunden pro Runde sollen die neuen Formel-1-Renner schneller sein - die Verantwortlichen erhoffen sich durch die Änderungen mehr Action und engere Rennen als in den Vorjahren, als Seriensieger Mercedes nach Belieben dominierte.

Titel-Bild zur News: Patrick Head (Teammitbesitzer)

Patrick Head fürchtet, dass kleinere Teams 2017 noch schwerer den Anschluss halten

Ob es wirklich so kommt, wird sich ab dem ersten Saisonrennen am 26. März in Melbourne/Australien zeigen. Nicht wenige Experten heben jedoch bereits warnend den Zeigefinger - einer davon ist der ehemalige Technische Direktor von Williams, Patrick Head: "Wenn jemand mit diesen neuen Regeln die Absicht hatte, das Feld enger zusammenzubringen, dann hat der nichts in der Birne", poltert Head in gewohnt markigen Worten im Interview mit dem 'Guardian'.

Der 70-Jährige glaubt nicht an ausgeglichenere Rennen, sondern sagt stattdessen: "Jedes Mal, wenn man solche drastischen Regeländerungen anpackt, haben die großen Teams davon einen Vorteil. Sie haben mehr Ressourcen und die Möglichkeiten, parallel an der Entwicklung ihres bestehenden Autos und am Design des neuen Boliden zu arbeiten", so der Brite, der seine Ansicht mit Zahlen untermauert. "Wenn du 750 Angestellte oder mehr hast im Gegensatz zu den 300 von Force India etwa, dann kann ein großes Team natürlich mehr tun."

Rob Smedley: Verschiebungen während der Saison wahrscheinlich

Der Williams-Mitbegründer kommt deshalb zu dem Urteil: "Die Vorstellung, dass die neuen Regeln das Feld enger zusammenbringen, ist Quatsch". Vielmehr könnten die Abstände zwischen den Spitzenteams und den Rennställen im Mittelfeld 2017 sogar noch größer werden. Auch wenn Head einräumt, dass die Änderungen die Formel-1-Boliden attraktiver machen könnten, sieht er auch in der kommenden Saison weiterhin eine Vormachtstellung von Mercedes.

Der Grund: Die starke Mercedes-Antriebseinheit könnte 2017 eine noch größere Rolle spielen. "Mit mehr Abtrieb, den wir dieses Jahr zweifelsfrei haben werden, wird auch der Vollgasanteil höher sein." Fehlende Antriebspower dürfte nach Meinung des ehemaligen Technischen Direktors also noch mehr ins Gewicht fallen. Während Head daran glaubt, dass die Kräfteverhältnisse in der Formel 1 zwischen den großen und kleinen Teams noch deutlicher werden, macht Williams-Chefingenieur Rob Smedley den Fans zumindest etwas Hoffnung.


Fotostrecke: Formel-1-Rekorde, die 2017 (vermutlich) fallen

Er denkt, dass es während der Saison durchaus zu Verschiebungen kommen könnte: "Ich glaube nicht, dass das schnellste Auto in Australien (beim Saisonstart; Anm. d. Red.) auch das schnellste in Abu Dhabi (beim Saisonfinale; Anm. d. Red.) sein wird", so Smedley gegenüber 'Autosport.com'. Der Grund: Durch die neuen Regeln hätte alle Teams bei der Entwicklung bei null beginnen müssen. In Australien werde man sehen, wer die beste Basis geschaffen habe - doch ab da beginne erst ein langer und durchgehender Entwicklungs-Wettlauf, der durchaus das ein oder andere durcheinanderwürfeln könnte.

Vier bis fünf Fahrer, die gewinnen können

"Wenn das passiert, sind die Regeländerungen erfolgreich gewesen", so der Williams-Mann. Dass die Formel-1-Hackordnung völlig auf den Kopf gestellt wird, glaubt er ähnlich wie Head jedoch nicht. "Niemand ohne großes Budget hat je eine Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen", sieht auch Smedley die großen Teams weiterhin im Vorteil. "Aber das heißt ja nicht, dass die Dinge in den einzelnen Gruppen - in der Spitze, im Mittelfeld und bei den Teams weiter hinten - nicht etwas in Bewegung kommen könnten", hofft der Brite.

"Es wäre wirklich wichtig, mehr Leute in die Spitzengruppe zu bekommen. Damit wir ein Rennwochenende starten können, ohne dass man schon weiß, wer gewinnen wird. Das törnt die Fans doch ab", so der Williams-Chefingenieur, der sich für die Saison 2017 wünscht: "Wenn vier oder fünf Fahrer jedes Wochenende gewinnen könnten, das wäre wirklich aufregend. Ich hoffe, dass die neuen Regeln das für uns leisten."

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!