Glücksspiel Regelnovelle: Newey über Chance und Risiko

Red Bulls Design-Guru Adrian Newey spricht über die neuen Regeln der Formel-1-Saison 2017 und erklärt, warum es erneut große Überraschungen geben könnte

(Motorsport-Total.com) - Momentan weiß niemand so recht, wie sich das Kräfteverhältnis in der Formel 1 in der Saison 2017 verschieben wird. Fakt ist lediglich, dass die neuen Regeln für all die Teams eine Chance sind, die aufholen müssen - also quasi für alle außer Mercedes. Doch es ist völlig offen, ob dies gelingen wird. Können Red Bull und Ferrari die Lücke zu den Silberpfeilen schließen? Gibt es eine Überraschung a la Brawn 2009? Oder kann Mercedes die Pole-Position am Ende doch verteidigen?

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Sebastian Vettel

Brawn profitierte von der Regelnovelle im Jahr 2009 etwas mehr als Red Bull Zoom

"Es ist fast sicher, dass sich das Feld etwas auseinanderziehen wird", erklärt Adrian Newey gegenüber 'Sky Sports F1'. Red Bulls Stardesigner arbeitet bereits seit den 80er-Jahren im Motorsport und hat in der Formel 1 seit den 90ern für Williams, McLaren und Red Bull Weltmeisterautos am Fließband entworfen. Er weiß also ganz genau, worauf es bei einer Regelnovelle ankommt.

"Bei jeder Regeländerung hast du eine Menge Ideen, die du kanalisieren musst, um eine Richtung und eine Philosophie für das Auto zu bekommen. Obwohl wir zu den größeren Teams gehören, haben wir nicht die Ressourcen, um uns alle Wege gleichzeitig anzusehen", erklärt Newey die Herangehensweise der Teams. Neue Regeln bieten stets mehrere Wege, doch letztendlich muss man sich für einen entscheiden.

"Wir hoffen, dass wir recht haben. Es besteht aber immer die Möglichkeit, dass sich ein anderer für einen Weg entschieden hat, der besser ist", ist sich Newey bewusst. Die letzte große Regelnovelle im Jahr 2014 nutzte Mercedes, um sich die Vorherrschaft in der Königsklasse zu sichern. Allerdings stand damals der Motor im Mittelpunkt, während das Chassis nur eine untergeordnete Rolle spielte.

Mark Webber, Rubens Barrichello, Sebastian Vettel, Adrian Newey

Trotzdem feierten Adrian Newey und Red Bull in der Saison 2009 sechs Siege Zoom

Das wird 2017 anders sein. Die Situation erinnert eher an das Jahr 2009, als die große Stunde von Ross Brawn und dem nach ihm benannten Team schlug. "Wenn es eine Regeländerung gibt, dann gibt es immer einige Teams, die die Regeln besser verstehen als die anderen. Normalerweise sind es die großen Teams, die mehr Ressourcen haben", erklärt Newey.

"Als wir 2009 die letzte große Regeländerung hatten, war das allerdings nicht der Fall. Wir und Brawn haben die Regeln richtig verstanden, während die Großen - damals Ferrari und McLaren - leichte Probleme hatten", erinnert der 58-Jährige. Das Brawn-Team dominierte die Königsklasse in der Saison 2009 zu Beginn - unter anderem dank eines umstrittenen Doppeldiffusors.

Mehrere Teams - darunter auch Red Bull - protestierten gegen den Diffusor, doch die FIA erklärte ihn für zulässig. Während Brawn sich am Ende den Konstrukteurstitel vor Red Bull sicherte, landeten McLaren und Ferrari, die die WM in den Vorjahren noch unter sich ausgemacht hatten, nur auf den Rängen drei und vier. BMW-Sauber und Renault stürzten von den Positionen drei und vier im Vorjahr sogar auf die Ränge sechs und acht ab.


Fotostrecke: Die zehn denkwürdigsten F1-Regeländerungen

Wird es auch 2017 wieder so eine extreme Verschiebung der Kräfteverhältnisse - und möglicherweise eine Zweiklassengesellschaft - geben? Durch die neuen Regeln könnte es zumindest wieder zu ähnlichen Grauzonen kommen, nach denen die Teams suchen werden. Noch ist allerdings völlig offen, wer das neue Reglement am besten interpretiert hat. Das wird sich frühestens bei den ersten Testfahrten Ende Februar zeigen.