• 21.07.2016 09:09

  • von Roman Wittemeier

Neue Pirelli-Mischungen? "Dann gehen uns die Namen aus..."

Wintertests in warmen Regionen, Mischungen 2017 im Fokus: Pirelli fordert neue Testmöglichkeiten und stellt weitere Reifenvarianten für die Zukunft in Aussicht

(Motorsport-Total.com) - Pirelli arbeitet unter Hochdruck an den Formel-1-Reifen für die Zukunft. Nach dem Grand Prix von Großbritannien 2016 fuhr Pascal Wehrlein zwei Tage lang bei Testfahrten in Silverstone exklusiv für den italienischen Reifenhersteller. Der Deutsche probierte am Steuer eines zwei Jahre alten Mercedes (W05) einige Mischungen für 2017 aus. Der Silberpfeil rollte dabei jedoch noch auf Pneus des aktuellen Formats. Ab dem kommenden Jahr werden die Räder an beiden Achsen breiter werden.

Titel-Bild zur News: Pirelli

Die Auswahl an Pirelli-Reifenmischungen könnte zur Saison 2018 weiter zunehmen Zoom

Pirelli hat in Abstimmung mit der FIA und den Teams einen konkreten Fahrplan für die weitere Entwicklung der 2017er-Reifen erarbeitet. Am 1. und 2. August wird in Fiorano erstmals ein Ferrari mit den neuen Rädern (305er vorn, 405er hinten) auf die Bahn gehen. Im Zentrum dieser Arbeiten werden Erprobungen der neuen Regenreifen stehen. Anschließend kommen in Mugello, Barcelona und Le Castellet die 2017er-Slicks zu ihren ersten Testeinsätzen.

"Wir werden 2017 viel weniger Reifenabbau haben und die Pneus sollten - wenn wir unser Ziel erreichen - auch ein erheblich breiteres Betriebsfenster haben. Das wird bei den Strategien zu Einschränkungen führen, zumindest wird es von Team zu Team weniger Unterschiede geben", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery gegenüber 'formula1.com'. "Die Autos werden drei bis vier Sekunden pro Runde schneller sein, was nicht ganz unerheblich ist. Die Belastung auf die Reifen wird höher - und das erzeugt natürlich gewissen Verschleiß."

Soft, Supersoft, Ultrasoft - kommt bald der Hypersoft?

Wie stark die neue Generation der Formel-1-Reifen abbauen wird, lässt sich aktuell noch nicht bemessen, denn kein einziges Team hat bereits ein Fahrzeug nach 2017er-Regelwerk auf den Rädern. Und selbst wenn es ein solches Fahrzeug gäbe: Pirelli dürfte es aufgrund der aktuellen Regularien gar nicht für Testzwecke einsetzen. Die erste Chance, tatsächlich relevante und realistische Daten zu bekommen, gibt es zum Start der Wintertests im kommenden Jahr.

Geplant ist auch für 2017 ein Start der Testfahrten im Februar in Barcelona. Genau dies bereitet Hembery große Sorgen. Bezüglich der Aerodynamik gilt der Circuit de Catalunya als repräsentativ, aber die Temperaturen im Februar in Spanien sind meist alles andere als wegweisend für eine komplette Formel-1-Saison. "Wir würden am liebsten nach Bahrain oder Abu Dhabi. Die Temperaturen dort sind erheblich repräsentativer, außerdem kennen wir die Strecken ebenso gut", so Hembery. "Wir wollen unbedingt auf Anlagen gehen, die uns relevante Daten bringen."

Sollte es bei dem aktuellen Testplan für 2017 bleiben, so muss Pirelli bei möglicherweise hohen Temperaturen zum Saisonauftakt in Australien nach dem Motto "Learning by doing" agieren. "Vielleicht müssen wir auf Grundlage der Erfahrungen 2017 die Mischungen für das Folgejahr noch einmal anpassen", stellt der Pirelli-Motorsportchef in Aussicht. Weil ein geringer Verschleiß in der Saison 2017 zu erwarten ist, könnte man im Folgejahr zu noch weicheren Mischungen übergehen.


Pirelli: So sehen die 2017er Reifen aus

Mit den Regeländerungen für die Saison 2017 werden sich auch die Reifen verändern - Sie werden sowohl vorne als auch hinten deutlich breiter Weitere Formel-1-Videos

"Vielleicht sollten wir in Zukunft noch weitere Mischungen einführen - aber dann gehen uns langsam die Namen aus", lacht Hembery, dessen Mannschaft zur aktuellen Formel-1-Saison 2016 den neuen Ultrasoft-Reifen eingeführt hatte. "Der neue Ultrasoft hat auf den Stadtkursen bestens funktioniert und in den Stints im Rennen länger gehalten als gedacht." Kommt also 2018 womöglich ein Hypersoft? "Man muss vorsichtig sein", so der Brite. "Weiche Pneus funktionieren nicht auf allen Strecken richtig gut, wie wir in Österreich beispielsweise gesehen haben."