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  • 29.04.2016 16:45

  • von Dominik Sharaf

Bei Sirotkin rollt der Rubel: Renault-Piloten müssen zittern

Magnussen und Palmer auf der Abschussrampe? Die Stammkräfte müssen befürchten, dass Sergej Sirotkin ihnen mit Geld und Talent den Platz streitig macht

(Motorsport-Total.com) - Die Renault-Piloten Kevin Magnussen und Jolyon Palmer geraten unter Druck. Mit dem ersten Freitagseinsatz des neuen Testpiloten Sergej Sirotkin in Sotschi hat ihr französischer Arbeitgeber einen Mann in das Werksprojekt eingebracht, der neben Talent über eine dicke Brieftasche und einen der für die Automobilbranche wichtigsten Wachstumsmärkte als Heimatland verfügt. "Das Freie Training ist erst der Anfang", baut Sirotkin im Gespräch mit 'Reuters' eine Drohkulisse auf.

Titel-Bild zur News: Sergei Sirotkin

Sergei Sirotkin scheint sein erstes Formel-1-Cockpit gefunden zu haben Zoom

Was das konkret bedeutet, sagt der 20-jährige Russe nicht. Offenbar soll er Magnussen und Palmer 2016 aber noch öfter vertreten. Oder weniger charmant ausgedrückt: auf die Ersatzbank zwingen. "Ich kann nichts Genaues sagen, aber es wird mehr als ein einmaliges Vergnügen. Ich werde auch Testfahrten bestreiten", blickt Sirotkin auf die Erprobungen, die am Anschluss an die Grands Prix in Spanien und Großbritannien stattfinden. Das Thema Paydriver war schon bei Vorgänger Lotus akut.

Dort war Palmer - mittlerweile Stammpilot - Vorgänger Romain Grosjean ein Dorn im Auge, weil er sich mit dem Geld seines Vaters regelmäßig für Freitagseinsätze empfahl. In Russland traf es Magnussen, der ohne finanziellen Rückhalt über die Runden kommen muss. "Ich kommentiere weder den Zeitpunkt noch, ob es richtig oder falsch ist", erklärt er der dänischen Zeitung 'Ekstra Bladet' und fügt an: "Es gab immer Druck von jungen Wilden. So ist es und das ist ganz normal."

Hinter Sirotkin steht die Moskauer SMP-Bank, die junge Rennfahrer von Kindesbeinen an fördert und dem Milliardär Boris Rotenberg gehört - er ist ein enger Vertrauter des Präsidenten Wladimir Putin. Zuvor hatte ein russischer Technologiefond versucht, ihn bei Sauber unterzubringen, doch es floss kein Geld in die Schweiz und der Deal platzte. "Vielleicht besser so", blickt Sirotkin zurück, "denn ich musste mich erst in der GP2 beweisen und hatte dort eine großartige Saison."

Er wolle vor einem möglichen Schritt in die Formel 1 zunächst den Titel in der Nachwuchsklasse gewinnen, bekennt er und bilanziert nach einem Freien Training, in dem sich Palmer drehte und er am Ende mehr als eine halbe Sekunde vor dem Briten lag: "Die Runde war gut verglichen mit der meines Teamkollegen, aber das war nicht wirklich das Ziel."


Fotos: Renault, Großer Preis von Russland


Sirotkin rasselt mit dem Säbel: "Ich bin nicht am Limit gewesen und habe es nicht geschafft, meine besten Sektorzeiten in einer Runde zu vereinen - wegen des Reifenverschleißes." Hinzu kommt: Mit Esteban Ocon steht bei Renault ein weiterer Jüngling bereit, sein Formel-1-Debüt zu feiern. Er ist kein Russe, aber Franzose, was auch ihm im Lager der Gelben Türen öffnen könnte.