• 07.02.2016 13:46

  • von Ben Anderson & Ian Parkes (Haymarket)

Red Bull: Ricciardo und Kwjat kämpfen um ihre Zukunft

Das spannende Duell zwischen Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat geht bei Red Bull in der Formel 1 2016 in die zweite und möglicherweise entscheidende Runde

(Motorsport-Total.com) - 2014 war Daniel Ricciardo nach seinen drei Siegen noch der Aufsteiger des Jahres in der Formel 1 und wurde am Ende des Jahres mit Auszeichnungen überhäuft. In der vergangenen Saison musste er sich im teaminternen Duell bei Red Bull seinem neuen Teamkollegen Daniil Kwjat mit 95:92 Punkten geschlagen geben. Nur im Qualifying-Duell lag Ricciardo mit 12:7 deutlich vorne.

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo in ihren Formel-1-Autos

Daniil Kwjat oder Daniel Ricciardo: Wer hat 2016 die Nase vorne? Zoom

Daher weiß der Australier, der vor zwei Jahren bei Red Bull erfolgreich am Thron von Sebastian Vettel gekratzt hatte, dass er sich in der Saison 2016 von neuem behaupten muss. "Er hat ein hohes Grundtempo", antwortet Ricciardo auf die Frage nach den Stärken von Kwjat. "Ich habe die schnellen Kurven immer geliebt und gesagt, dass ich dicke Eier habe. Aber dort ist er kaum langsamer als ich."

"Wenn es hart auf hart kommt, bin ich immer noch das Alphatier, aber wenn er sieht, dass ich in einer schnellen Kurve schneller bin als er, ist er in der nächsten Session genau so schnell", analysiert Ricciardo. "Er treibt mich an, und im Qualifying habe ich meistens noch das entscheidende bisschen gefunden. In den Trainingssitzungen kommt er aber schnell auf Tempo. Es war nicht einfach, aber ich hatte immer das Gefühl, dass ich im entscheidenden Moment noch zulegen kann."

Ricciardo: Bin am richtigen Tag unschlagbar

Beide Fahrer hatten 2015 ein moralisches Tief. Nach schwachen Leistungen zu Saisonbeginn wurde Kwjat öffentlich von Red-Bull-Motorsportchef Helmut Makro kritisiert. Ricciardo erlebte an den Städten seiner Triumphe aus dem Vorjahr frustrierende Wochenenden. So kam er in Montreal ein Jahr nach seinem Sieg nicht einmal in die Punkteränge.

Riccardo war allerdings nicht überrascht, dass Kwjat zu Beginn bei Red Bull zu kämpfen hatte. "Er ist typisch für die jüngere Generation nach mir. Diese Jungs wie er oder Carlos (Sainz; Erg. d. Red.) geben Vollgas und sind überaus eifrig", meint Ricciardo. "In den ersten Rennen war er vielleicht ein bisschen zu aufgeregt und hat im Qualifying und sonst zu viele Fehler gemacht. Ich hatte bessere Resultate erwartet und er hatte ein besseres Auto erwartet. Es sah aus, als würde es für ihn eine schwierige Saison, aber dann hat er die Kurve bekommen."


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Um sein Cockpit bei Red Bull zu bekommen, musste sich Riccardo zuvor bei Toro Rosso zwei Saisons lang mit Jean-Eric Vergne herumschlagen. Der Australier erkennt rückblickend Parallelen zu seinem aktuellen Kampf gegen Kwjat. "JEV hat mich sehr unter Druck gesetzt, aber ich wusste, dass ich letztendlich schneller bin", sagt Ricciardo. "Ich wusste, dass ich am richtigen Tag unschlagbar bin und musste nur dafür sorgen, dass jeder Tag der richtige ist."

Übergangsjahr für Red Bull

Kwjat hingegen glaubt, dass Ricciardo Anfang 2015 vor allem deshalb im Vorteil war, weil er schon länger im Team war. "Er war schon eine Weile dort und kannte das Team zu Saisonbeginn viel besser", sagt der Russe."Er hatte seine Gruppe um sich, was ihm dabei geholfen hat, die Oberhand zu gewinnen. Zu Saisonmitte hat sich die Situation dann etwas verändert, und er hatte einige Schwierigkeiten.

Der Russe erkennt jedoch an, dass er sich steigern muss, um dauerhaft gegen Ricciardo zu bestehen. "Wenn man gegen einen solchen Fahrer fährt, findet man neue Limits. Man arbeitet härter, lernt einiges dazu", so Kwjat.


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Aufgrund der langen Unsicherheit und der späten Rückkehr zu Renault wird die kommende Saison für Red Bull zu einem Übergangsjahr. Die Hartnäckigkeit, mit der das Team im vergangenen Jahr nach einem neuen Motorenpartner suchte, zeigt aber, wie entschlossen es ist, wieder konkurrenzfähig zu werden. Und das wird sicherlich eher früher als später der Fall sein.

Von hinten drängt Max Verstappen

Auch wird es nur einer Frage der Zeit sein, bis Max Verstappen ins A-Team befördert wird - sofern Red Bull die Versuche der Konkurrenz, ihn abzuwerben, abwehren kann. Dass der Niederländer bei Red Bull an der Türschwelle steht, sorgt im Duell zwischen Ricciardo und Kwjat für zusätzliche Brisanz. Diese betonen jedoch das kollegiale Verhältnis untereinander.

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"Wenn wir die Helme nicht aufhaben, versuchen wir ein gutes Verhältnis zu pflegen und für gute Stimmung im Team zu sorgen. Ich glaube, das ist in Zeiten wie diesen sehr wichtig", sagt Kwjat. "Wir sind allerdings Wettkämpfer, und wenn wir auf die Strecke gehen, wollen wir dem anderen das Leben so schwer wie möglich machen."

Ricciardo spricht ebenfalls voller Respekt über seinen Teamkollegen, ist aber der Ansicht, dass Kwjat sich mehr beweisen muss. "Das reine Tempo ist da. Es stellt sich aber nun die Frage, ob er das gewisse etwas hat, die notwendige Reife und Rennintelligenz, die man für den großen Durchbruch braucht?"